Proberäume dringend gesucht

Saarbrücken. Da hatte Christoph Mudrich ein daueraktuelles Thema wachgerufen: Bei einer Podiumsdiskussion im Saarländischen Staatstheater (SST) über Industriekultur äußerte sich der Saarbrücker Jazzer unlängst zum Proberaum-Problem in Saarbrücken

Saarbrücken. Da hatte Christoph Mudrich ein daueraktuelles Thema wachgerufen: Bei einer Podiumsdiskussion im Saarländischen Staatstheater (SST) über Industriekultur äußerte sich der Saarbrücker Jazzer unlängst zum Proberaum-Problem in Saarbrücken. Mudrich wies auf "die fraglos vielen jungen Kulturschaffenden" hin, "die es sich nicht leisten können, Arbeitsräume anzumieten". "Konkret weiß ich von Studenten und Studentinnen, die mich gelegentlich ansprechen, ob ich nicht einen Proberaum wüsste, was ich immer verneinen musste", berichtet Mudrich über angehende Musikerkollegen. "Bei den bildenden Künstlern dürfte es nicht viel anders aussehen." Im Großen und Ganzen scheint Christoph Mudrich Recht zu haben: Vertreter der optischen Zunft sind auf der Suche nach geeigneten Atelierräumen - viele Musiker und Bands verschiedenster Genres halten Ausschau nach Probedomizilen. Doch gibt es zwischen den Nöten beider Sparten durchaus Unterschiede: Davon ausgehen, dass lautstark klöppelnde Bildhauer Künstlerexemplare mit Seltenheitswert sind, so ist hingegen die Musikalität der Saarländer geradezu legendär. Und die Zahl der Musikgruppen zwischen Klassik und Rock in und um Saarbrücken groß. Selbst junge Musiker, die gar nicht mal so phonstark zur Sache kommen, erleben die Proberaumnot. Zum Beispiel der 16-jährige Gitarrist Gustavo Cruz Lopez aus Honduras, der seit eineinhalb Jahren in Saarbrücken lebt und musiziert. Vor einiger Zeit rief Lopez mit Freunden ein neues Quartett ins Leben, das sein musikalisches Heil zwischen Alternativ-Rock und akustischem Pop sucht. Zunächst konnten die Jungs noch im Raum von Gustavos früherer Band proben, jetzt tun sie es notdürftig in Privatwohnungen. Denn trotz intensiver Nachforschungen konnten sie in Saarbrücken nichts finden. In Völklingen sei ihnen etwas angeboten worden und sogar in Frankfurt am Main, berichtet Gustavo, dessen blutjunge Truppe aufgrund noch nicht vorhandener Führerscheine auf ein zentral gelegenes Probedomizil angewiesen ist. Gustavos Band ist beileibe kein Einzelfall, was freilich erstaunen mag, wenn man sich in Saarbrücken so umschaut. So bezog sich Christoph Mudrich bei erwähnter Podiumsdiskussion ausdrücklich "auf die Tatsache, dass es in der Stadt Saarbrücken mehr und mehr Gebäude-Leerstand gibt, den man doch irgendwie mit Leben füllen könnte und sollte - idealerweise mit kulturellem Leben". Auf Nachfrage unserer Zeitung bei der Stadtverwaltung zeigt die sich gut informiert: "Der zuständigen Fachverwaltung ist die Problematik bekannt", teilt Stadtpressesprecher Thomas Blug mit. "Der Vorschlag von Christoph Mudrich ist gut. Und wo wir als Verwaltung Möglichkeiten sehen, Künstler mit Räumen zu unterstützen, tun wir das auch." "In der Vergangenheit konnten im Einzelfall Lösungen gefunden werden", sagt Blug und nennt das Atelierhaus KuBa am Eurobahnhof. "Manchmal werden Vermietungen durch die GIU (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung) an Künstler vorgenommen, jedoch sind das dann keine citynahen Projekte." Die Immobiliengruppe Saarbrücken (www.sib-saarbruecken.de) stelle, wenn möglich, Räume zur Verfügung, so Blug, "zudem können für einzelne Proben, beispielsweise zur Vorbereitung von Auftritten, im begründeten Einzelfall Räumlichkeiten vom Theater im Viertel (TiV) oder auch im Kleinen Theater im Rathaus genutzt werden". (Ansprechpartner in beiden Fällen: www.dastiv.de ) Die zentrale Andresse für Proberaumsuchende aus dem Rock-Genre ist der Rockmusikerverband Saar (SRV; www.srv-sb.org ). Er verwaltet zwei Bunker mit insgesamt elf Räumen, in denen 19 Bands untergebracht sind, ist von Blugs Stadtpressekollege Robert Mertes zu erfahren, der freilich einräumt: "Damit sind die Kapazitäten der Anlagen nach Auskunft des SRV erschöpft". Im Besitz der Stadt selbst, so Mertes, "befinden sich derzeit keine Räumlichkeiten, die man als Proberäume für Musikgruppen zur Verfügung stellen könnte.""Wo wir Möglichkeiten sehen, Künstler mit Räumen zu unterstützen, tun wir das auch."

Pressesprecher Thomas Blug

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