Probe aufs Exempel

St Wendel · Derzeit machen 16 junge Leute eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der Akademie des Schwesternverbandes Ottweiler. Dazu gehörte ein Test, der zeigen sollte, wie behindertenfreundlich St. Wendel ist.

 Das Foto zeigt, welche Stolperfallen auf Menschen im Rollstuhl tagtäglich treffen. Foto: Schwesternverband

Das Foto zeigt, welche Stolperfallen auf Menschen im Rollstuhl tagtäglich treffen. Foto: Schwesternverband

Foto: Schwesternverband

Wie behindertenfreundlich ist St. Wendel? Das testeten junge Leute aus der Region. Konkret: 16 Auszubildende starteten am 1. September ihre Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der Akademie des Schwesternverbandes in Ottweiler. Eine ungewöhnliche Aufgabe war es, sich im Rollstuhl durch die Städte Merzig, Neunkirchen, St. Wendel und Ottweiler zu begeben. Sie sollten testen, wie behindertengerecht die Städte sind und ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich Menschen mit Behinderung fühlen.

Getestet wurden unter anderem Bus- und Bahnfahrten, das Besuchen von Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen. Herausgefunden haben die Schüler, dass sich zwar viele Menschen darum bemühen, Hilfe zu leisten und ihre Angebote möglichst behindertengerecht zu gestalten, es aber immer noch viele Stolperfallen gibt. Da sind hohe Bürgersteige, zu steile Rampen, nicht absenkbare Einstiege bei Bus und Bahn oder Treppenaufgänge in Bahnhöfen, Geschäften oder Restaurants. Auch der Toilettengang war nicht immer einfach, berichten die Jugendlichen. "Als ich im Rollstuhl saß, war ich anfangs schon sehr ängstlich", gesteht eine Schülerin. "Es war sehr komisch und gar nicht schön so sehr auf andere angewiesen zu sein und nicht selbst die Kontrolle zu haben", sagt eine andere Auszubildende.

Konkret sprechen Denise Galle, Marina Amann und Simone Rupp, die St. Wendel unter die Lupe nahmen, zu kurze Grünphasen an den Ampelanlagen an; das Überqueren der Straße sei dadurch schwierig. Auch das Busfahren sei nicht einfach, da die Rampe nicht immer zum Aussteigen genutzt werden konnte und auch die Busfahrer teilweise "wenig hilfsbereit waren", wie Simone Rupp erzählt. Auf dem Wendalinushof trafen sie auf freundliches Personal. Leider sei aber das Buffet im Sitzen nicht zu erreichen und die Toilette zu eng. Perfekt die Situation im Hofladen: Dieser sei barreierefrei und geräumig; ein Einkauf war ohne Hilfestellung möglich. Schwieriger sei das im Globus gewesen; die oberen und unteren Regale seien ohne Hilfe nicht zu erreichen gewesen. Hingegen lobten sie die Höhe der Kassen und die breiten Gänge. Auch am Bahnhofskiosk seien die Theke und der Kartenständer zu hoch; ein Rangieren sei kaum möglich. Optimal die Situation in der Kreissparkasse: Rampe gut befahrbar, die Tür ging leicht zu öffnen; Kontoauszüge konnten bequem gedruckt, Geldscheine ohne Probleme abgehoben werden.

Besonders anstrengend empfanden die Projektteilnehmer aber auch die Blicke der Menschen: "Es war zum Teil sehr verletzend, dass so viele Menschen uns geradezu angestarrt haben, als hätten sie noch nie jemanden im Rollstuhl gesehen."

Mehr Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von Seiten der Mitbürger sowie weitere Anstrengungen, die Städte behindertengerecht auszustatten und umzugestalten sind Wünsche, die die Azubis an die Öffentlichkeit weitergeben möchten, um Menschen mit Behinderung die Teilhabe und Teilnahme in der Gesellschaft noch einfacher zu machen.

akademie.

schwesternverband.de

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