Prima Klima an fünf Schulen

Kreis Saarlouis. Der Landkreis Saarlouis hat fünf seiner weiterführenden Schulen als "Prima-Klima-Schulen" ausgezeichnet. Mit einem Klimaschutzkonzept für Schulen hatte der Kreistag Schulentwicklungsplanerin Natalie Sadik im vergangenen Herbst beauftragt

Kreis Saarlouis. Der Landkreis Saarlouis hat fünf seiner weiterführenden Schulen als "Prima-Klima-Schulen" ausgezeichnet. Mit einem Klimaschutzkonzept für Schulen hatte der Kreistag Schulentwicklungsplanerin Natalie Sadik im vergangenen Herbst beauftragt. Drei Erweiterte Realschulen und zwei Gymnasien hatten sich als Modellschulen mit verschiedenen Projekten beworben, die aktiv Energie einsparen und die Schüler für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren sollen.

Fünf Modellschulen

Die ERS Nalbach/Schule am Litermont, die ERS Wallerfangen/ Schule am Limberg, die ERS Überherrn/ Schule am Warndtwald sowie das Max-Planck-Gymnasium und das Gymnasium am Stadtgarten in Saarlouis erhielten jeweils eine Plakette, die am Schulgebäude angebracht wird. Die fünf Modellschulen werden drei Jahre lang begleitet und bei der Erarbeitung ihres Klimaschutzkonzepts beraten. An jeder Schule wird ein individueller "Klima-Check" durchgeführt: Strom, Wärme, Wasser, Abfall, Pausenversorgung, Schulgelände, Verkehr und CO2-Bilanz sind die Check-Punkte, an denen die Schüler selbst arbeiten sollen.

Teilhabe als Konzept

Referenten sorgen für Hintergrundwissen, an Projekttagen zu Themen wie erneuerbaren Energien, ökologischem Fußabdruck oder virtuellem Wasser soll dieses praktisch vertieft werden. Veranstaltungen wie eine Klimaexpedition oder ein pädagogischer Tag zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung sind ebenfalls geplant.

"Global denken, lokal handeln" lautet die Devise beim Konzept der "Prima-Klima-Schulen". "Grundlegendes Handwerkszeug ist dabei die Partizipation", erklärte Sadik. Das bedeutet: Die Schüler und Lehrer bekommen nicht ein fertiges Konzept vorgesetzt, mit Regeln, an die sie sich halten sollen, sondern sie sollen selbst entscheiden und erarbeiten, was sie an ihrer Schule (und zu Hause) für das Klima tun können.

Zahlreiche Ideen

Was das alles sein kann, stellten die Schüler dann selbst vor:

Die Schule am Litermont in Nalbach will nach den Sommerferien das Wahlpflichtfach "Energie" als Schnittstelle von Chemie und Physik einführen. Unter anderem werden mit Geräten die Verbraucher in der Schule durchgemessen. Fundiertes Wissen in dem Bereich sei nicht nur hilfreich bei der Diskussion über Klimaschutz, sondern bringe den Schülern später eventuell auch berufliche Vorteile, erklärte Schulleiterin Irmtraud Euteneuer. Das Fach soll sich inhaltlich im Laufe der Zeit entwickeln.

Die Schule am Warndtwald in Überherrn geht den Klimaschutz zunächst ganz praktisch an: Die Schüler sammelten bereits verschiedene Ideen, wie Ressourcen geschont werden können, erklärte Schulleiter Carsten Broy. Dazu gehören die Müllvermeidung und -trennung in den Klassenräumen, Thermostate an den Heizungen oder auch eine Fotovoltaikanlage auf dem Schuldach. Zwei Lehrer kümmern sich nun gemeinsam mit den Kindern um das Thema Klimaschutz an der Schule.

Klassen im Wettbewerb

Die Schule am Limberg in Wallerfangen entwickelt bereits seit Februar aktiv ein übertragbares Konzept zum Klimaschutz, erklärte Schulleiterin Herta Wölfl: "Oberstes Ziel ist eine Verhaltensänderung bei Schülern und Lehrern und allen, die an der Schule arbeiten." Im Lehrplan wurden thematische Schwerpunkte zum Klimaschutz gesetzt, etwa in den Fächern Erdkunde oder Physik. Schüler der Klasse 7 wurden zu "Umweltdetektiven" ausgebildet. Geldpreise winkten den saubersten und sparsamsten Klassen beim Wettbewerb "Umweltklasse des Jahres".

Auch am Max-Planck-Gymnasium Saarlouis wollen die Schüler aktiv ihre Lebenswelt umgestalten: Der Wasserverbrauch soll reduziert werden, die Gebäude sollen auf Heiz- und Stromverbrauch untersucht werden, um Energieverschwendung einzudämmen. Unter dem Stichwort "Lernen im Kontext" wird das auch in den Unterricht eingebunden. Klima-Schutz-Aktionstage, bei denen zum Beispiel Graffiti zum Thema auf eine Schulwand gesprüht werden, sind geplant. AGs und Schülerwettbewerbe befassen sich mit dem Thema "Alternative Energien".

Am Saarlouiser Gymnasium am Stadtgarten hat die Schülergruppe "VIEW" (Verantwortung, Interesse, Engagement, Werte) den Klimaschutz ind die Hand genommen. Auch ohne großen Aufwand könne der Energieverbrauch reduziert werden, betonten die Schüler. Ein Abfallprojekt zeigte etwa die richtige Mülltrennung, die Regeln hängen nun in der Schule aus. Ein "Abfall-Index" zeigt, wie viel Müll im Monat eingespart wurde. Das VIEW-Projekt hat den Toleranzpreis der Villa Lessing gewonnen; mit dem Preisgeld kaufte die Gruppe verschiedene Mülleimer für jeden Klassenraum. Auch das SGS hat den Wettbewerb "Schönstes Klassenzimmer" ausgeschrieben.

Im Kleinen anfangen

Landrat Patrik Lauer freute sich über die vielen Ideen, die die Schüler einbrachten. Gerade die Kommunen und Landkreise seien in der Verantwortung, Klimaschutz umzusetzen, sagte Lauer: "Wir müssen im Kleinen anfangen." Er nannte es einen "ermutigenden Anfang", dass nun fünf Schulen das Etikett "Prima-Klima-Schule" tragen. "So wie es in jeder Klasse Musterschüler gibt, gibt es im Landkreis auch Musterschulen", lobte Lauer die Schüler. "Ihr sollt die Vorzeigeschulen im Landkreis werden."

Meinung

Hohes Lernziel mit Nebeneffekt

Von SZ-RedakteurinNicole Bastong

Das ist doch selbstverständlich, sollte man meinen: Den Wasserhahn zudrehen, das Licht ausschalten, Müll trennen, die Heizung beim Lüften runterdrehen. Diese Kleinigkeiten im Alltag sind aber doch nicht immer selbstverständlich. Wenn man zum Beispiel, wie in der Schule, nicht selbst die Wasserrechnung zahlt, kann der Wasserhahn ruhig tropfen. Oder? Aber es geht ja um viel mehr als nur die hohen Energiekosten. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es darum, dass jeder Schüler lernt, dass sein Konsumverhalten Folgen hat und dass er durchaus Einfluss darauf hat, was in der Welt geschieht. Jeder kann selbst aktiv etwas gegen Klimawandel tun, gegen Verschwendung von Ressourcen, gegen Ausbeutung von Menschen in der Dritten Welt, gegen Artenschwund, gegen ungerechte Verteilung von Wasser und Nahrung. Wenn die Schüler in der "Prima-Klima-Schule" etwas über verantwortungsvolles Handeln lernen, ist schon viel erreicht. Für den Landkreis als Schulträger bringt es nebenbei einen ganz praktischen Nutzen: konkrete Einsparungen bei Strom-, Heiz- oder Wasserkosten.

Hintergrund

Fachliche Unterstützung bei den Klimaschutzkonzepten kommt vom saarländischen Landesinstitut für Pädagogik und Medien. Catherine Haab von der Beratungsstelle "Bildung für nachhaltige Entwicklung" stellte im Landratsamt die vielfältigen Themen und Angebote für Schulen und einzelne Lehrer vor. nic

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