Premiere für einen Weltklasse-Turner

Dillingen · Als aktiver Sportler hat Turn-Olympiasieger Sergej Charkov so ziemlich alles erlebt. Am Samstag betrat der 42-Jährige bei der Landesmeisterschaft in Dillingen jedoch Neuland und nahm ambitionierte Talente unter die Lupe.

Samstag, kurz vor 17 Uhr, Kreissporthalle Dillingen: Sergej Charkov ist wieder gefordert. Der ehemalige Weltklasse-Turner und dreifache Olympiasieger wartet auf die Übung am Barren. Allerdings nicht auf die eigene, sondern auf die von Natnael Gebremedhin vom TV Dillingen. Bei den Landesmeisterschaften im Gerätturnen ist Altmeister Charkov nicht als aktiver Sportler, sondern in anderer Mission unterwegs: "Ich habe vor Kurzem die Kampfrichter-Lizenz erworben. Es ist heute mein erster Einsatz", verrät Charkov, der mit 17 Jahren in Seoul Olympiasieger am Boden wurde und bei den Spielen 1988 auch im Team der früheren Sowjetunion triumphierte. 1996 wiederholte er den Titel mit der Mannschaft.

Bundesliga-Karriere beendetEin Vierteljahrhundert später schlägt der heute 42-Jährige ein neues Kapitel auf. Allerdings steht die Rolle als Kampfrichter dann doch eher hinten an: "An erster Stelle bin ich Trainer beim TV Dillingen", sagt Charkov. "Daneben bin ich noch Co-Trainer beim KTV Straubenhardt." Für das Bundesliga-Team aus Baden-Württemberg ging der gebürtige Moskauer seit 2007 an den Start, bevor er seine Karriere im November letzten Jahres nach der Niederlage im Finale um die deutsche Kunstturn-Meisterschaft offiziell beendete. Ausgerechnet gegen die TG Saar, für die er zuvor zwölf Jahre aktiv war, hatte Charkov in seinem letzten Wettkampf mit 30:37 verloren. Nun sorgt er im Idealfall dafür, dass auch künftig Talente den Sprung ins Bundesliga-Team aus dem Saarland schaffen. Zwei dieser Nachwuchshoffnungen ließen in Dillingen ihr Können aufblitzen.

Wie der elfjährige Natnael Gebremedhin hofft auch der gleichaltrige Joshua Maul vom TV Dillingen, einmal in die Fußstapfen seines großen Vorbilds Waldemar Eichorn, Mitglied im Meisterteam von 2012, zu treten. "Mein Ziel ist es, für die TG Saar in der Bundesliga anzutreten", sagt Joshua und verrät, wie er zur Sportart gekommen ist: "Meine Mutter hat gesehen, dass ich viel rumklunsche und hat mich deshalb in den Turnverein gesteckt."

Seinen Bewegungsdrang kann er im Gerätturnen bestens ausleben, auch wenn das mit viel Zeitaufwand verbunden ist. "Ich trainiere fünf bis sechs Mal die Woche und dann bis zu drei Stunden", sagt Natnael. Da bleibe neben der Schule nicht viel Zeit für andere Aktivitäten. Dennoch nennt er auch Vorzüge. "Gerätturnen ist sehr abwechslungsreich. Es gibt immer was Neues auszuprobieren."

Titelverteidiger bei den SeniorenNeuland hat am Samstag auch Charkov betreten, seine Turnkarriere wird er dennoch fortsetzen. Bei den deutschen Seniorenmeisterschaften will er im Mai seine Titel aus den Vorjahren verteidigen. Ob er irgendwann noch mal in der Bundesliga antritt? "Vielleicht gebe ich in fünf Jahren noch ein Comeback", sagt Charkov lachend. Ernster meint er da die Einschätzung zum eigenen Nachwuchs "Natmael und Joshua sind sehr jung und haben noch einiges vor sich. Sie müssen einfach am Ball bleiben."

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