Preisverfall bedroht die Bauern

Bliesransbach/Bischmisheim. "Die Ernte in diesem Jahr war überdurchschnittlich gut. Es war zwar keine Rekordernte, aber so gut waren der Ertrag und die Qualität schon lange nicht mehr", sagt Carsten Schmeer, der Vorsitzende des Kreises Saarbrücken im Bauernverband Saar. Schmeer ist hauptberuflicher Landwirt auf dem Hof In den Birken in Bischmisheim

Bliesransbach/Bischmisheim. "Die Ernte in diesem Jahr war überdurchschnittlich gut. Es war zwar keine Rekordernte, aber so gut waren der Ertrag und die Qualität schon lange nicht mehr", sagt Carsten Schmeer, der Vorsitzende des Kreises Saarbrücken im Bauernverband Saar. Schmeer ist hauptberuflicher Landwirt auf dem Hof In den Birken in Bischmisheim. Auch Wolfgang Kessler (Foto: leh), der in Bliesransbach das Gut Hartungshof, einen der größten Höfe des Saarlandes, betreibt, berichtet Ähnliches. "Die Weizenernte war sehr gut, und alle anderen Getreidesorten lagen auch über dem Durchschnitt", so Kessler. Annähernd alle Landwirte im Regionalverband Saarbrücken sprechen von einer gelungenen Ernte. Doch so gut wie alle haben in diesem Jahr ein Minusgeschäft gemacht: Während die anfallenden Kosten auf den Bauernhöfen gleichblieben, sanken die Preise für Getreide und Milch deutlich. "Für 100 Kilogramm Weizen gab es in diesem Jahr noch acht Euro. Im vergangenen waren es zwischen 15 und 16 Euro. Vor zwei Jahren waren es sogar mehr als 20 Euro", sagt Kessler. Carsten Schmeer hat zudem noch Milchkühe. Doch auch dort gebe es keinen Gewinn mehr. "Wir bräuchten 40 Cent pro Liter Milch und bekommen nur 20 Cent. Das ist dramatisch. Von 160 Bauern im Regionalverband Saarbrücken halten noch 45 Bauern Milchkühe", erzählt Schmeer. Und wenn die Landwirte allerorts Miese machen, schwinden logischerweise auch die Gedanken an teure Investitionen. Der Kauf neuer Maschinen werde erst einmal auf Eis gelegt, heißt es. Und das bekommen dann wiederum die Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller zu spüren. Das Unternehmen John Deere in Zweibrücken muss aufgrund der gesunkenen Nachfrage an Traktoren und Mähdreschern Kurzarbeit fahren. "Man kann den Preisverfall durchaus als Hauptgrund für die derzeitige, nicht gerade rosige Lage bei uns ansehen. Allerdings spielt auch die globale Wirtschaftskrise eine Rolle. Man merkt, dass die Landwirte nicht mehr das Geld für Investitionen besitzen wie noch vor ein paar Jahren", erklärt die Pressereferentin von John Deere. Für Wolfgang Kessler gibt es ein deutliches Ungleichgewicht. "Als die Preise für Getreide vor zwei Jahren noch hoch war, haben die Bäcker auch ihre Brötchen teurer verkauft. Jetzt ist der Getreidepreis im Keller und die Brötchen sind noch genauso teuer", sagt Kessler. Wie die Landwirtschaftskrise weitergeht, wollen die Beteiligten nicht prognostizieren. Aber auch bei den Bauern im Land stirbt in kritischen Zeiten die Hoffnung zuletzt.

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