Preiskampf lässt Stadtwerke kalt

St. Ingbert. Die Friedrichsthaler Stadtwerke buhlen in St. Ingbert um neue Stromkunden. Mit einem Werbeblatt haben sie sich in den vergangenen Tagen an die Bürger gewandt und in einem Preisbeispiel günstigere Tarife im Vergleich zum örtlichen Anbieter ausgewiesen

St. Ingbert. Die Friedrichsthaler Stadtwerke buhlen in St. Ingbert um neue Stromkunden. Mit einem Werbeblatt haben sie sich in den vergangenen Tagen an die Bürger gewandt und in einem Preisbeispiel günstigere Tarife im Vergleich zum örtlichen Anbieter ausgewiesen. Der Friedrichsthaler Ökostrom, so schreibt der Lieferant, sei bei einer Abnahme bis zu 2000 Kilowattstunden 54 Euro billiger pro Jahr als der Grundversorgungstarif der St. Ingberter Stadtwerke. Bei höherem Verbrauch steige die Ersparnis entsprechend.

Die Kampagne der Kollegen sorgen bei den Stadtwerken der Mittelstadt nicht gerade für Begeisterung. Stadtwerke-Geschäftsführer Hubert Wagner sagt zu dem Flugblatt: "Der Vergleich ist grenzwertig." Bei der Preisinformation blieben "einige wettbewerbsrechtliche Fragen offen". Brigitte Schmeer, bei dem Energieversorger für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, führt aus: "Einen solchen Grundtarif muss jeder anbieten. Ihn kann man innerhalb von vier Wochen wechseln. Deshalb ist er auch teurer." Natürlich biete das Unternehmen auch günstigere Sondertarife an, auf die jeweilige Kundensituation zugeschnitten. Der Vergleich, so Wagner, sei aber letztlich rechtens, weil die notwendigen Informationen zu den Preiskategorien im Kleingedruckten gegeben würden.

Der Stadtwerke-Chef betont zwar, sein Unternehmen fürchte sich nicht vor der Konkurrenz. Der Gesetzgeber fordere schließlich den Wettbewerb. Dennoch werfe ein Konkurrenzkampf unter den örtlichen Anbietern grundsätzliche Fragen auf. Wagner: "Der Wettbewerb nimmt eine neue Dimension an. Bislang haben nur überregionale Wettbewerber in dieser Form eingegriffen." Mit gut gefüllter "Kriegskasse" sei es denen immer möglich, unter dem Preis eines kommunalen Werkes zu bleiben. Außerhalb des eigenen Einzugsbereiches zu versorgen, sei mit einigem Aufwand verbunden.

Der Strompreis setze sich zu zwei Dritteln aus festen Positionen zusammen, die für jeden Anbieter gleich seien (Nutzungsentgelte, Steuern und Abgaben). Strombeschaffung an Großhandelsmarkt und Börse sowie Vertriebskosten bilden das dritte Drittel. Die Einflussnahme auf den Endpreis sei dementsprechend gerade für die kleineren Anbieter gering. Wagner gibt zu bedenken, dass die kommunalen Stadtwerke eine wichtige Rolle im städtischen Leben spielten. Sie sorgten für Infrastruktur: Stromnetz, Gas-, Wasser- und Nahwärmeleitungen, Kommunikation und das Netz der Straßenbeleuchtung sind Aufgabenfelder. Darüberhinaus unterstützten sie Schulen und Vereine, sorgten für Praktikums- und Ausbildungsplätze. 74,9 Prozent an den Stadtwerken hält die Stadt. Sie sei deshalb auch der größte Nutznießer beim Gewinn, den das Unternehmen erwirtschaftet. Mit Kampfangeboten, um in der Umgebung neue Kunden zu gewinnen, würden die St. Ingberter Stadtwerke mithin auch diesen Rückfluss an die Allgemeinheit schwächen. Dennoch werde das Unternehmen jetzt prüfen, ob es mit ähnlichen Angeboten auf Werbetour gehen will. Insgesamt bezweifle er aber einen Nutzen für die Bürger, sagt der Stadtwerke-Chef: "Man muss sich das gut überlegen. Kurzfristig kann es billigere Preise bedeuten, aber ich bezweifle einen langfristigen Nutzen."

Die Friedrichsthaler Konkurrenten betonen auf Nachfrage, es handele sich um normalen Wettbewerb. > Bericht folgt "Dieser

Vergleich ist grenzwertig."

Stadtwerke-Chef Hubert Wagner

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