Positive Signale für Metaller
Homburg. Nach Wochen, in denen vorläufige Ruhe bei ThyssenKrupp Gerlach eingekehrt war, geht es heute weiter mit dem so genannten Einigungsstellenverfahren. Das erklärte gestern Werner Cappel von der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Konkret sieht das so aus, dass die Gewerkschaft zusammen mit der Unternehmensleitung nach Lösungen sucht, die für alle Beteiligten unnötige Härten vermeiden
Homburg. Nach Wochen, in denen vorläufige Ruhe bei ThyssenKrupp Gerlach eingekehrt war, geht es heute weiter mit dem so genannten Einigungsstellenverfahren. Das erklärte gestern Werner Cappel von der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Konkret sieht das so aus, dass die Gewerkschaft zusammen mit der Unternehmensleitung nach Lösungen sucht, die für alle Beteiligten unnötige Härten vermeiden."Noch immer steht der Abbau von 350 Arbeitsplätzen im Raum", erklärte Cappel, "aber die anfangs angekündigten 182 betriebsbedingten Kündigungen können voraussichtlich auf 102 gesenkt werden." Die restlichen 80 Beschäftigten könnten dann sozialverträglich über Altersteilzeit oder Ruhestand den Betrieb verlassen.
Auch für die 13 jungen Leute, die gerade jetzt ihre Ausbildung abgeschlossen haben, bahnt sich eine vorläufige Lösung an: Sie können zwar nicht, wie gewünscht, ein ganzes Jahr bleiben, "aber wir haben ausgehandelt, dass ihre Verträge immerhin noch bis zum 30. April gehen, damit sich an die Ausbildung wenigstens ein bisschen Berufserfahrung anschließt", so Cappel.
Er hat sogar noch weiterführende Pläne: Bei der Firma Schaeffler geht die Kurzarbeit für gewerbliche Arbeitnehmer zu Ende, es wird sogar über Einstellungen gesprochen. Dies brachte Cappel auf die Idee, doch den 13 jungen Leuten von ThyssenKrupp Gerlach eine Chance zu geben: "Das wäre eine prima Lösung, wenn die gerade ausgebildeten Metaller zu Schaeffler rüberwanden könnten. Man soll doch diesen jungen Leuten eine Chance geben, anstatt wieder auf Leiharbeit zurückzugreifen."
Die IG-Metall ist stolz auf ihr Krisenmanagement der letzten zwölf Monate. Das wurde gestern bei einem Termin in der Kirkeler Arbeitskammer deutlich, zu der Werner Cappel als prominenten Gast auch Hans-Jürgen Urban begrüßte, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Urban hob die herausragende Rolle der Gewerkschaften hervor, die bei den Verhandlungen um Kurzarbeit und sonstige "Job-Überbrückungsmaßnahmen" eine unentbehrliche Rolle gespielt hätten.
"Gerade beim hochgelobten Mittelstand und bei vielen Familienbetrieben war angesichts der Krise nur Hilflosigkeit festzustellen. Wären da nicht kompetente und beherzte Betriebsräte eingesprungen, sähe es heute weit düsterer aus." Deshalb könne er nur der Jury beipflichten, die gestern das Wort "betriebsratsverseucht" zum Unwort des Jahres erklärte.
Denn es sei für viele Familienbetriebe vielmehr ein Glück gewesen, einen gut ausgebildeten Betriebsrat zu haben, der Mittel und Wege der Joberhaltung oftmals besser kenne als der Besitzer selbst. Allein in Homburg konnten die Stellen von über 1000 Menschen auch mit Hilfe der Gewerkschaft abgesichert werden, betonte Urban. Die Arbeitnehmer dankten den Einsatz mit vermehrten Eintritten in die Gewerkschaft: 67,5 Prozent der Metaller im Bereich Homburg-Saarpfalz sind seit 2009 gewerkschaftlich organisiert, die Jahre zuvor lag die Zahl konstant bis 63 bis 64 Prozent.
Die meisten davon, so Cappel, seien von der Firma Bosch hinzugekommen. Allerdings ließ Urban am Ende dann doch keine Fröhlichkeit aufkommen: Das Jahr 2010 werde voraussichtlich härter, schwieriger und schlechter als 2009.
Meinung
Auf einen Blick
514 Beschäftigte sind 2009 in die IG Metall Homburg-Saarpfalz eingetreten. Insgesamt zählt sie einschließlich Arbeitslose und Rentner 15 558 Mitglieder. In Betrieben, die überdurchschnittlich von der Krise betroffen wurden, stiegen die Gewerkschaftseintritte: Bei ThyssenKrupp Gerlach sind nun 75 Prozent der Beschäftigten in der IG Metall (Vorjahr: 66 Prozent) organisiert, bei Schaeffler sind es sechs Prozent mehr und bei Casar in Limbach 12 Prozent mehr. maa