Posaunenklänge und Hüsch-Prosa

St. Wendel. "Was ist eigentlich zwischen den Jahren?", fragte einmal der Kabarettist und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch. Besuche machen, Geschenke abholen und mit Terminen völlig ausgebucht sein? Er hätte bei seinen Aufzeichnungen gut und gerne auch St. Wendel mit dem traditionellen Silvesterkonzert des Posaunenchores der Evangelischen Kirchengemeinde nennen können

St. Wendel. "Was ist eigentlich zwischen den Jahren?", fragte einmal der Kabarettist und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch. Besuche machen, Geschenke abholen und mit Terminen völlig ausgebucht sein? Er hätte bei seinen Aufzeichnungen gut und gerne auch St. Wendel mit dem traditionellen Silvesterkonzert des Posaunenchores der Evangelischen Kirchengemeinde nennen können. Dort ist der 2005 verstorbene Hüsch nämlich seit Jahren mit seiner mit viel hintergründigem Humor gespickten Prosa präsent. Superintendent Pfarrer Gerhard Koepke trägt seine Texte immer an diesem Abend zwischen den Musikstücken vor. Silvesterkonzert - das ist der schwungvolle und heiter-besinnliche musikalische und literarische Ausklang des Jahres, zu dem sich am Donnerstagabend 250 Besucher in die Evangelische Stadtkirche aufgemacht hatten. Heinz Seger hatte als Leiter seines Ensembles Werke aus verschiedenen Epochen ausgesucht. Der Chor musizierte auf hohem Niveau. Seine Vorträge wirkten harmonisch und geschlossen durch die Hinzunahme einer Tuba, die von Horst Schmidt geblasen wurde.Der Komponist Henry Purcell (1659 - 1695), der die Blütezeit der englischen Musik mitprägte, war gleich mehrfach im Programm vertreten. Mit seinem schwungvollen "Marche" und den beiden "Air", Stücke mit ausdrucksstarken rhythmischen Kurzmotiven, setzte der Posaunenchor erste Akzente. Wunderschön anzuhören waren die beiden deutschen Tänze (Allemandes), ebenso das Rigaudon von Georg Friedrich Händel (1685 - 1759), ein provenzalischer Tanz in lebhaftem Takt, und das sehr lebendige Vivace des gleichen Komponisten. Zur frühbarocken Instrumentalmusik gehört die anmutige Sonnetta von Johann Erasmus Kindermann (1616 - 1653), der viele Jahre als Organist in Nürnberg tätig war. Nach Werken von Robert Hertwig und Jeremiah Clarke stand ein Menuett aus der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel als traditioneller Abschluss des Silvesterkonzertes auf dem Programm. Der tanzartige Satz aus der großen 1740 zur Feier des Aachener Friedens geschaffenen Musik 250 Minuten vor dem Jahreswechsel unterstrich die ausgezeichneten Leistungen des Posaunenchores. Unter den zwei Zugaben war auch das zum Silvesterabend gut passende "Nehmt Abschied, Brüder". Zurück zu Hanns Dieter Hüsch. Mit seinen Geschichten und Geschichtchen trifft er immer wieder mitten in den Alltag der Menschen. Zum Beispiel mit der Betrachtung über seine Jacke, die (zu) viele Taschen hat und in denen sich tausenderlei Sachen befinden. Auch "ein Schlüsselbund, der aussieht, als ob ich eine ganze Stadt abschließen müsste". Weil Hüsch stets den guten Draht nach oben vorgibt und dabei dem lieben Gott so manches Wort in den Mund legt, kam auch Silvester in einem Text vor: "Dann habe ich immer so ein komisches Gefühl und meine, ich werde vom Himmel aus besonders beobachtet. Die da oben haben ja nichts zu tun."

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