Schwule, Lesben, Transgender Polizei verschärft Kontrollen bei Parade

Saarbrücken · Mehr Beamte als früher sollen die schwul-lesbische Demo in Saarbrücken  sichern. Konkrete Hinweise auf Gefahren gebe es nicht.

 Volle Straßen wie hier während der CSD-Parade im vergangenen Jahr erwarten die Veranstalter. Die Bahnhofstraße (Foto) bleibt wegen Baustellen außen vor

Volle Straßen wie hier während der CSD-Parade im vergangenen Jahr erwarten die Veranstalter. Die Bahnhofstraße (Foto) bleibt wegen Baustellen außen vor

Foto: NPX/Norbert Pogrzeba

Geänderte Route, zusätzlich neue Teilnehmer und mehr Polizei: So geht die Parade am Sonntag, 2. Juli, anlässlich des Cristopher-Street-Days Saar-Lor-Lux in Saarbrücken an den Start. Das berichtet Irene Portugall vom veranstaltenden Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Demnach lassen die Wagen und Fußgruppen diesmal die Bahnhofstraße links liegen. Grund dafür: die diversen Baustellen. Ansonsten müsste der Demonstrationszug quasi im Slalom hindurch.

Stattdessen schlängelt er sich ab  Tbilisser Platz vor dem Staatstheater über den Stadtgraben durch die Dudweiler Straße. Weiter geht’s zum St. Johanner Markt durch die Bleichstraße an den  Schillerplatz zurück zum Stadtgraben. Ab dort drehen die Gruppen eine Ehrenrunde via Dudweiler Straße zum St. Johanner Markt. Abschluss ist wie gewohnt in der Mainzer Straße. Die ist wegen des schwul-lesbischen Straßenfestes von Samstag, 1. Juli, 10 Uhr, bis Montagfrüh für Autos passee.

Unterdessen hebt die Polizei die Sicherheitsmesslatte an. Es werde personell aufgestockt, kündigt ein Sprecher der Polizeiinspektion St. Johann an und zieht mit den Vorkehrungen zu anderen Großveranstaltungen gleich. Hier in der Landeshauptstadt handle es sich um ein internationales schwul-lesbisches Treffen mit Besuchern aus den Anrainerstaaten Luxemburg und Frankreich.

Allerdings wollen sich die Ermittler nicht in die Karten schauen lassen, wie sie sich konkret vorbereiten. Sie wollen möglichen Störern keine Chance bieten, sich entsprechend vorzubereiten. Nur so viel gibt der Behördensprecher preis: Im Vorjahr  seien zehn Beamte entlag der Parade im Einsatz gewesen. „Wir werden die Zahl vervielfachen.“ Sie sollen Teilnehmer und Publikum während der auf zwei Stunden angesetzten  Demo schützen. Nach Schätzungen verfolgten zuletzt  weit über 60 000 Menschen das Spektakel.

Indes verzichte die Polizei auf Absperrpoller und Straßensperren. Dieser Aufwand sei, gemessen an der Veranstaltungsdauer, nicht zu vertreten. Stattdessen sollen Polizeiwagen an Zufahrten kurzfristig abriegeln. Konkrete Hinweise auf eine Bedrohungslage gebe es aber nicht.

Wenn sich der Tross mit rund 30 Organisationen und Vereinen um 15 Uhr in Bewegung setzt, seien auch zahlreiche Neulinge darunter, wie Irene Portugall für den LSVD ankündigt. So beteilige sich die Stadt Neunkirchen erstmals mit einem  Wagen. Ebenfalls Premiere hätten die Landesschülervertretung und der Kaiserslauterner Stammtisch Rosa Teufel. Sogar die saarländische Schornsteinfeger-Innung schicke eine Delegation. Vorneweg musiziert die Marching Band aus Völklingen.

Wie gewohnt beteiligen sich neben der Aids-Hilfe, der Studentenvertretung Asta der Saar-Universität und der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar und Umwelt (IG BAU) auch Parteien. Portugall: „Die AfD haben wir nicht eingeladen. Und dazu stehen wir.“

Möglich, dass erstmals in der 20-jährigen Geschichte das Motto des dreitägigen Veranstaltungsreigens in der Saarbrücker Innenstadt kurz vor Beginn von den politischen Ereignissen überholt wird. „Traut Euch! Im Bundestag Ehe öffnen!“ fordert der LSVD mit seinem Slogan.

 Rosafarbene Luftballons schmückten zuletzt einen Festwagen des Umzugs. Diesmal sollen sich nach Veranstalterangaben an die 30 Gruppen angemeldet haben, die sich an der Parade ab Staatstheatervorplatz beteiligen.

Rosafarbene Luftballons schmückten zuletzt einen Festwagen des Umzugs. Diesmal sollen sich nach Veranstalterangaben an die 30 Gruppen angemeldet haben, die sich an der Parade ab Staatstheatervorplatz beteiligen.

Foto: NPX/Norbert Pogrzeba

Doch mit dem Eilantrag der SPD-Fraktion, darüber im Parlament abstimmen zu lassen, könnte das bereits an diesem Freitag der Fall sein. Schon im Vorfeld am Mittwoch hatten im Rechtsausschuss des Bundestages SPD, Linke und Grüne einen entsprechenden Gesetzentwurf angenommen, die Ehe für alle zu ermöglichen – ob zwischen Mann und Frau oder zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Die CDU stellte sich geschlossen dagegen. LSVD-Vorstandsmitglied Portugall, dessen Interessensverband, seit Jahrzehnten fordert, hetero- und homosexuelle Partnerschaften gesetzlich gleichzustellen: „Damit könnten wir leben, wenn die Entscheidung dazu noch am Freitag vor dem CSD fällt.“

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