Polizei schnappt Spielhallenräuber

Kleinblittersdorf. Die Verbrecher kommen nachts um halb vier. Die Maskierten teilen sich in Gangstermanier die Arbeit. Einer bedroht die Kassiererin mit einem Trommelrevolver, fordert Bargeld. Einer steht am Eingang Schmiere, einer bedroht die drei Kunden, die um diese Zeit noch in der Halle sind, mit einer Waffe. Es fallen nur einzelne Worte wie "schnell"

Kleinblittersdorf. Die Verbrecher kommen nachts um halb vier. Die Maskierten teilen sich in Gangstermanier die Arbeit. Einer bedroht die Kassiererin mit einem Trommelrevolver, fordert Bargeld.Einer steht am Eingang Schmiere, einer bedroht die drei Kunden, die um diese Zeit noch in der Halle sind, mit einer Waffe. Es fallen nur einzelne Worte wie "schnell".

Sie türmen zu Fuß mit Beute in vierstelliger Höhe, Fluchtrichtung unbekannt. Genau wie eine Woche zuvor , als drei Räuber in derselben Halle fast genauso vorgegangen sind.

Diese beiden Überfälle auf ein und dieselbe Kleinblittersdorfer Spielhalle binnen zwei Wochen haben Ende 2011 Angst ins Dorf gebracht - und die Kritik an der "Spielhallenmeile" in der Ortsmitte noch einmal angefacht.

Dazu gibt es jetzt aus Sicht der Polizei gleich zwei gute Nachrichten. Die erste: Für die Ermittler steht inzwischen fest, wer die Halle überfallen hat. "Bei den Tätern handelte es sich um eine Gruppe junger Männer aus Saarbrücken und Alsting, die diese Überfälle sowie einen weiteren in Güdingen in unterschiedlicher Zusammensetzung begingen."

Die zweite gute Nachricht: Trotz dieser spektakulären Verbrechen, die 2011 so viel Unruhe in die Gemeinde trugen, sank die Zahl der Straftaten in der Gemeinde um 40 Prozent. "Das ist schon der Hammer", sagt Werner Kaspar, Chef des Kriminaldienstes in Brebach. Zum Vergleich: Landesweit ging die Zahl der Straftaten nur um 3,9 Prozent zurück.

Damit rutscht die Obere-Saar-Gemeinde in der Kriminalstatistik unter den 52 saarländischen Kommunen von Platz zehn auf Rang 28.

Besonders deutlich fiel der Rückgang in Kleinblittersdorf selbst (47,7 Prozent) und in Auersmacher (40,6 Prozent) aus. Der deutliche Rückgang hat nach Einschätzung der Polizei viele Gründe. Einer davon: Die Polizei zeigt bewusst Präsenz, notiert sich wieder und wieder Personalien. Zum Beispiel, wenn eine Clique um einen Kasten Bier steht. Dann sagt einer der Beamten: "Wenn hier nachher kaputte Flaschen rumliegen, kommen wir erst mal zu euch. Von einigen haben wir ja die Personalien." So etwas nennt die Polizei "Gefährderansprache". Ergebnis: Die Anonymität, auf die sich Straftäter so gern verlassen, ist weg. Der Platz bleibt sauber.

Was so gut wirkt, soll denn auch den Bürgern erhalten bleiben. "Wir fahren die Präsenz nicht zurück", sagt Kaspar.

Wo Präsenz und Gefährderansprachen nicht reichten, fuhren Polizei und Strafjustiz 2011 schweres Geschütz auf. Einige junge Leute aus der Gemeinde handelten sich zum Teil mehrjährige Freiheitsstrafen ein.

Das beendet - oder unterbricht zumindest - kriminelle Karrieren und macht Einbruchsserien ebenso ein Ende wie brutalen Übergriffen. "Das letzte Mittel ist eben die Haft. Es beeindruckt eine Clique schon, wenn einer von ihnen ein paar Jahre aus dem Verkehr gezogen ist", sagt Kaspar.

Genau das droht den erwischten Spielhallenräubern, die jetzt auf ihren Prozess und auf eine lange Zeit hinter Gittern warten. Werner Kaspar gibt zu bedenken: "Wenn man überlegt, dass für diese Taten, bei denen Waffen eingesetzt wurden, mindestens drei Jahre Freiheitsstrafe drohen und die Beute selten über einen kleinen vierstelligen Betrag hinausgeht, ist der ,Stundenlohn' im niedrigen Cent-Bereich anzusiedeln."

Stichwort

Die Polizei erfasste 2011 in den fünf Orten der 12 000-Einwohner-Gemeinde Kleinblittersdorf 520 Straftaten. Das bedeutet im Vergleich zu den 865 Delikten, die 2010 aktenkundig wurden, einen Rückgang um 40 Prozent. Die Polizei erfasste voriges Jahr 68 Gewaltdelikte, darunter waren acht Raubüberfälle und 37 Körperverletzungen.

Den größten Anteil an der Kriminalität haben nach wie vor die Eigentumsdelikte. Die Zahl der einfachen Diebstähle sank von 130 auf 100. Dagegen stieg die Zahl der Einbrüche in Wohnungen von 21 auf 26, und zwar besonders die der Einbrüche am helllichten Tag. Dagegen ging die Zahl der Einbrüche in Firmen von 45 auf 11 zurück.

Autoklau: Eine für die Opfer besonders ärgerliche Form des Pkw-Diebstahls machte auch vor Kleinblittersdorf nicht Halt. Die meisten der im vorigen Jahr gestohlenen fünf Autos wurden in Frankreich gefunden, und zwar ausgebrannt.

Navi-Schutz: Die meisten Autofahrer nehmen ihre tragbaren Navigationsgeräte inzwischen mit, wenn sie ihren Wagen parken. Auch deswegen sank in Kleinblittersdorf die Zahl der Einbrüche in Pkws von 19 Fällen im Jahr 2010 auf nur noch sechs Fälle im vergangenen Jahr.

Grenznähe: Bei mehreren Überfällen machten sich die Täter in den vergangenen Monaten die Grenznähe Kleinblittersdorfs zu Nutze und flohen ins Nachbarland. Andererseits klappte die Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen so gut, dass der Überfall auf einen Kleinblittersdorfer Gold-An- und Verkauf aufgeklärt ist.

Kontakt: Die Kleinblittersdorfer Polizeiwache ist in der Alten Schulstraße 5. Sie hat Telefon (0 68 05) 12 86 und ist der Inspektion Brebach angegliedert. Diese ist rund um die Uhr erreichbar unter Telefon (06 81) 9 87 20 oder in Notfällen unter 1 10. ole

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