Polizei rät Eltern zu Besonnenheit

Völklingen. Es ist der Albtraum jeder Mutter, jedes Vaters. Das eigene Kind wird auf dem Weg zur Schule oder auf dem Weg nach Hause von einem wildfremden Mann angesprochen, es solle zu ihm ins Auto steigen. Ein sensibles Thema, das gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Verbrechens an der achtjährigen Kardelen in Paderborn besonders in den Köpfen vieler Eltern verankert ist

Völklingen. Es ist der Albtraum jeder Mutter, jedes Vaters. Das eigene Kind wird auf dem Weg zur Schule oder auf dem Weg nach Hause von einem wildfremden Mann angesprochen, es solle zu ihm ins Auto steigen. Ein sensibles Thema, das gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Verbrechens an der achtjährigen Kardelen in Paderborn besonders in den Köpfen vieler Eltern verankert ist.Auch in Wehrden reagieren derzeit viele Väter und Mütter hoch sensibel, seit am 5. Januar eine ebenfalls achtjährige Grundschülerin in der Wehrdener Kettelerstraße von einem fremden Mann angesprochen worden sein soll. Heinz Peter Stein, Rektor der Grundschule Kleine Bergstraße, hat sofort reagiert und umgehend die Polizei informiert.Polizei zeigt PräsenzRainer Heckmann, Kriminalkommissar bei der Völklinger Polizei: "Wir haben das Kind noch am selben Nachmittag im Beisein seiner Eltern befragt. Es hat ausgesagt, der Mann habe es mit einem Apfel dazu überreden wollen, zu ihm ins Auto zu steigen. Als es nicht wollte, habe er das Mädchen am Ranzen gepackt, doch es habe weglaufen können." Beschreiben konnte die Achtjährige den Mann allerdings nicht. "Auch unsere weiteren Ermittlungen haben nichts Konkretes ergeben", erklärt Heckmann. Dennoch zeigt die Polizei nach wie vor Präsenz, fährt vor allem vor Schulbeginn und zu Schulschluss verstärkt Streife. Heckmann betont aber auch, dass es in anderen Fällen durchaus schon vorgekommen sei, dass Kinder ihrer manchmal überschäumenden Fantasie freien Lauf gelassen hätten. "Trotzdem nehmen wir jeden Fall ernst und reagieren - auch wenn Zweifel bestehen - sofort." Allerdings stellen die Beamten auch immer wieder fest, dass verstärkt dann Vorfälle gemeldet werden, wenn gerade ein aktueller Anlass wie der in Paderborn Schlagzeilen mache. "Dann schlagen die Wogen hoch, und oft herrscht eine gewisse Hypersensibilität", weiß Heckmann. Manchmal trügen die Eltern sogar ungewollt selbst dazu bei, ihre Kinder durch ein Übermaß an Fürsorge zu erschrecken.Heckmann weiß von einem Fall in einer Nachbargemeinde, bei dem besorgte Eltern meldeten, dass ein Mann angeblich Fotos von Kindern mache. Es stellte sich heraus, dass der Mann zum Ordnungsdienst der Gemeinde gehörte und in Wirklichkeit Falschparker mit der Kamera dokumentierte. Um ganz sicher zu gehen, hat auch die Grundschule in Wehrden auf den aktuellen Fall reagiert. Schulleiter Heinz Peter Stein: "Wir haben in allen Klassen intensiv mit den Schülern gesprochen und den Vorfall ganz behutsam aufgearbeitet." Meinung

Stark machen, nicht ängstigen

Von SZ-MitarbeiterJörg Heinze Es ist eine Gratwanderung für alle Beteiligten. Grundsätzlich ist es gut, dass die Polizei jeden Fall sehr ernst nimmt und lieber einmal mehr auf Streife geht, ehe ein Kind Opfer eines Verbrechens wird. Eltern sollten aber besonnen reagieren und - bei allem Verständnis - ihre Ängste nicht auf ihre Kinder übertragen. Sie sollten sie stark machen, ihnen erklären, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen. Den Kindern vermitteln, dass sie vor jedem Menschen auf ihrem Schulweg Angst haben müssen und gleich eine Gefahr in jedem Erwachsenen sehen, schürt eher Ängste. Gleichzeitig sollten wir alle aufmerksamer sein und lieber zweimal hinschauen, wenn ein Kind "Hilfe" oder "Feuer" ruft. Auch wenn es in neun von zehn Fällen nur ein Spiel der Kinder ist. Sicher ist sicher. HintergrundRainer Heckmann, Kommissar bei der Kriminalpolizei in Völklingen, gibt einige Tipps, wie sich Kinder Verhalten sollen, wenn sie von Fremden belästigt werden. Grundsätzlich sollten Kinder sofort weglaufen und beispielsweise ins nächste Geschäft rennen und dort um Hilfe bitten. Außerdem sollten sie laut "Feuer" rufen, da bei "Hilfe" viele Menschen gar nicht reagieren. Wenn möglich, sollten sie sich die Automarke, -farbe oder sogar das Kennzeichen merken. Kinder, die bereits ein eigenes Handy besitzen, sollten umgehend die Eltern oder sofort die Polizei anrufen. hei

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