Politisches Kraftwerk

Saarlouis/Merzig · Die Zweitstimme bei der Bundestagswahl entscheidet über die Stärke einer Partei im Bundestag. Mit der Erststimme wählt man einen Politiker direkt, der den Wahlkreis im Bundestag vertritt. Für die CDU tritt im Wahlkreis Saarlouis/Merzig-Wadern Peter Altmaier an.

 Peter Altmaier im Wahlkampf. Er wurde als Direktkandidat der CDU zur Bundestagswahl aufgestellt. Foto: Hartmann Jenal

Peter Altmaier im Wahlkampf. Er wurde als Direktkandidat der CDU zur Bundestagswahl aufgestellt. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Über Nacht wurde aus Peter Altmaier ein Energieexperte. Bundeskanzlerin Angela Merkel brauchte einen erfahrenen Polit-Profi, der "die größte politische Aufgabe Deutschlands seit der Wiedervereinigung" (Altmaier) durch heftigen Gegenwind durchbringen sollte: die Energiewende. So wurde aus dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der Bundesumweltminister Peter Altmaier, 55. Altmaier ist der Herr der Energiewende: Die Industrienation Deutschland hängt komplett vom Strom ab, dessen Erzeugung stellt Deutschland im Alleingang von fossilen und atomaren Brennstoffen weitgehend auf regenerative Energie um. Als Parlamentarischer Geschäftsführer musste er in allen bundespolitischen Aufgaben "sprechfähig" sein, sagt Altmaier. Ganz neu sei ihm die Energiepolitik nicht gewesen.

Eine andere Voraussetzung dafür mag sein, dass er selbst eine Art regeneratives Kraftwerk ist. Er braucht kaum Schlaf, er ist ständig unterwegs, ununterbrochen im politischen Gefecht. In Talkshows ist ihm die Anstrengung zuweilen anzusehen. Darauf wird er in seinem Wahlkreis oft angesprochen. "Ich nehme die Besorgnis als Zeichen der Sympathie. Aber seit ich Minister bin, war ich noch keinen Tag krank." Wenig Alkohol, sagt er, und "in Berlin fahre ich so oft mit dem Fahrrad ins Büro wie möglich".

Die Energiewende treibt ausgerechnet einer voran, der aus Ensdorf stammt mit seiner inzwischen geschlossenen Kohlegrube und seinem Kohlekraftwerk. Einer, der selbst Bergleute in der Familie hatte. "Es hilft zu wissen, wo man herkommt. Und es zeigt, dass ich die Energiewende nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus Überzeugung und pragmatisch vorantreibe." Gerade weil das Saarland traditionell Energieland sei, "gibt es hier eine Menge Sachverstand, den man braucht, weil Energiewende nicht Montieren von Solardächern ist, sondern Hochtechnologie". Da könne sich das Saarland "noch besser positionieren, und dafür kann ich einiges tun". Eines seiner Wahlkampfziele, sagt er. In den vergangenen Jahren habe er seinen Einfluss geltend gemacht für den Bau der B 269neu, den Weiterbau der A 8 bis Luxemburg, die Querspange in Besseringen, den Verbleib des Bundesamtes für Zoll in Saarlouis. Seine Erfahrung: "Bei den zentralen Interessen war ich nie auseinander mit dem SPD-Abgeordneten des Wahlkreises, Ottmar Schreiner."

Seine Fähigkeit, sich schnell zu regenerieren, ermöglicht ihm, ziemlich oft im Wahlkreis zu sein. Auch jetzt. "Ich bin der Minister mit den meisten Wahlkampfterminen." 127 Termine in ganz Deutschland, plus 20 volle Tage im Saarland. Altmaier lässt keinen Zweifel daran, dass er gern im Sattel bliebe: auf dem Fahrrad ins Büro im Umweltministerium.

Zum Thema:

Zur PersonSeit 1994 gehört Peter Altmaier dem Deutschen Bundestag an. Er stammt aus Ensdorf und wohnt in Rehlingen-Siersburg. 1974 Mitglied der JU, 1976 der CDU; Abitur 1978 am SGS, Jura-Studium in Saarbrücken; 1990 bis 1994 bei der Europäischen Kommission in Brüssel; 2000 bis 2008 Kreisvorsitzender der CDU; seitdem stellvertretender CDU-Landesvorsitzender.Bis 2009 Staatssekretär im Bundesinnenministerium, dann, bis 2012, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Seit März 2012 Bundesumweltminister. we

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort