Gemeinsam mit zwei anderen Männern hat Ralf W. 1991 einen 27-jährigen Mann aus Völklingen-Wehrden ermordet – Peter Gregorius. Die Leiche ist bis heute verschwunden. Dennoch wurden Ralf W. und sein Komplize Axel K. 2021 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Der dritte des mörderischen Trios nahm sich noch während der Untersuchungshaft das Leben.

Marina H. kam 2007 mit ihrem Ex-Mann zusammen. Also mehr als zehn Jahre nach dem Mord an Gregorius. Doch schnell vertraut sich Ralf W. ihr an. „Ich muss ehrlich sagen, ich war zu der Zeit immer betrunken und konnte das gefühlsmäßig gar nicht erfassen“, sagt sie. Detailliert schildert er ihr die Tat. Gregorius habe die damalige Freundin von Ralf W. angemacht. Es sei zur Auseinandersetzung gekommen. Gregorius soll der Freundin an den Busen gegriffen und eine Ohrfeige gegeben haben. Danach habe er der Frau gedroht. Trotz Drohung vertraut sich die Freundin Ralf W. an. Dieser habe dann den Entschluss gefasst, Gregorius umzubringen. Die Komplizen seien schnell gefunden gewesen: Dietmar M. sei von Gregorius zuvor zusammengeschlagen worden. Und auch Axel K. hat mitgemacht. „Zu ihm haben sie nur gesagt: Komm, wir gehen den Gregorius umbringen. Und er war dabei“, erzählt H.

Sie schildert, dass Gewalt in ihrer Ehe Alltag gewesen sei. Ralf W. soll sie geschlagen, ihr den Arm gebrochen haben. Einmal habe er sie so geschubst, dass sie sich ihre Zähne ausgeschlagen hat. H. hat nach eigenen Angaben selbst viel getrunken während der Ehe mit ihm. „Ich habe es anders nicht ausgehalten.“ Sie habe nichts mehr gefühlt. Keinen Hass. Keine Liebe. Keine Wut. Gar nichts. Trotzdem bleibt sie bei ihm. 14 Jahre lang. „Auf der einen Seite konnte er ganz lieb sein, auf der anderen aber auch sehr aggressiv.“

Halb Riegelsberg habe von dem Mord gewusst. Ralf W. soll mit seiner Tat geprahlt und gedroht haben. „Er hat oft zu Leuten im Streit gesagt: Ich bring dich um, du wärst nicht der erste“, erinnert sich die 58-Jährige.

An den 3. August 2020 denkt H. häufig. Mehrere Polizisten seien zu ihrer Wohnung in Riegelsberg gekommen, hätten diese durchsucht und Ralf W. verhaftet. „Ich war aufgeregt. Ich habe schon eine gewisse Erleichterung gefühlt“, sagt sie heute. Trotzdem hält sie anfangs noch zu ihrem Mann. Sie besucht ihn im Gefängnis, schreibt ihm Briefe. „Doch dann habe ich gedacht, das ist jetzt deine Chance.“ H. zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, sucht sich Arbeit und nimmt wieder Kontakt zu Familie und alten Freunden auf. „Es waren plötzlich so viele Menschen wieder für mich da.“

Sie bezeichnet ihre Entscheidung, auszusagen, als impulsiv. Sie fasste den Entschluss: „Jetzt habe ich den ersten Schritt gemacht, jetzt sage ich auch gegen ihn aus.“ Nicht nur bei der Polizei belastet sie daraufhin ihren Mann schwer. Auch vor Gericht sagt sie gegen ihn aus – per Videoschalte, sodass sie ihn nicht sehen muss. Zu diesem Zeitpunkt sind beide noch verheiratet. Als das Urteil gegen Ralf W. fällt, ist sie überglücklich. „Ich war total erleichtert.“ Danach hat sie trotzdem noch mit dem Erlebten zu kämpfen, macht eine Therapie.

Die Scheidung zieht sich. Erst im September 2022 wird das Paar offiziell geschieden. Es war das letzte Mal, dass sie Ralf W. gesehen hat. „Er kam rein und hat mich eiskalt angeschaut.“ Der Richter habe beide gefragt, ob die Ehe gescheitert sei. Ralf W. habe daraufhin nur erwidert: „Auf jeden Fall. Mit dieser Frau will ich nichts mehr zu tun haben.“ Als die Scheidung durch ist, applaudiert er. Marina H. ist froh, dass es vorbei ist. „Ich will ganz abschließen. Ich will gar nichts mehr mit ihm zu tun haben.“