Plötzlich stand da ein Container

Wehrden. Manfred Becker ist stocksauer: "Unverschämtheit!", schimpft er. Auf einem unbebauten Grundstück am Wehrdener Rauenhübel, das ihm und Ehefrau Claudia gehört, haben Unbekannte im Februar einen Sammelcontainer für Kleider und Schuhe aufgestellt - ohne Einwilligung der Eigentümer, ohne überhaupt um Erlaubnis zu fragen

 Manfred Becker vor dem Kleidercontainer, den Unbekannte einfach auf sein unbebautes Grundstück am Rauenhübel gestellt haben. Ein Riesending - zum Vergleich: Becker ist 2,04 Meter groß. Foto: Jenal

Manfred Becker vor dem Kleidercontainer, den Unbekannte einfach auf sein unbebautes Grundstück am Rauenhübel gestellt haben. Ein Riesending - zum Vergleich: Becker ist 2,04 Meter groß. Foto: Jenal

Wehrden. Manfred Becker ist stocksauer: "Unverschämtheit!", schimpft er. Auf einem unbebauten Grundstück am Wehrdener Rauenhübel, das ihm und Ehefrau Claudia gehört, haben Unbekannte im Februar einen Sammelcontainer für Kleider und Schuhe aufgestellt - ohne Einwilligung der Eigentümer, ohne überhaupt um Erlaubnis zu fragen. Mit seinen Versuchen, die Container-Leute zum Abräumen des Sammelbehälters zu bewegen, landete Becker im Nirgendwo. Als Adresse gibt die Kleidersammel-Firma, die sich "AG Textilverbund" nennt, nur ein Postfach in Frankfurt am Main an. Unter der zugehörigen 0180-Telefonnummer ist nur ein Anrufbeantworter zu erreichen.Manfred Becker hat via Internet versucht, die Firma aufzuspüren - vergeblich. Das einzige, was sich dort findet, sind Hinweise, dass schon andere Internetnutzer herauszufinden versucht haben, wem die Nummer gehört. Einige davon haben Kommentare hinterlassen; danach soll es illegale Kleidercontainer mit gleicher Aufschrift wie in Beckers Fall auch in Bietigheim-Bissingen, Herxheim und Bad Nauheim geben.

Als erste Nothilfe, berichtet Becker, habe er die Einwurfklappe des Containers verklebt. Und eine Notiz drangehängt, die besagte, der Container habe an seinem Standort nichts zu suchen, und es möge bitte niemand etwas einwerfen. Zettel und Klebestreifen, sagt Becker, seien abgerissen worden; es scheine sich also irgendwer um den Container zu kümmern. Nicht aber um den erklärten Einspruch der Grundstückseigentümer gegen den illegal aufgestellten Behälter. Becker erstattete Anzeige bei der Völklinger Polizei.

Die freilich, sagt Inspektions-chef Werner Michaltzik, tut sich schwer mit dem Vorfall: Einen Container auf Privatgrund aufzustellen, ohne dafür die Erlaubnis des Grundeigentümers einzuholen, sei kein Straftatbestand. Es sei zwar eine "Besitzstörung" und "verbotene Eigenmacht" - aber diese Begriffe aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beschreiben zivilrechtliche Konflikte, "unterhalb des Levels, wo die Polizei draufspringt". Selbst Hausfriedensbruch sei ein "Privatklage-Delikt". Anders im öffentlichen Raum: Stelle dort jemand einen Sammelcontainer auf, gelte das als "Sondernutzung". Fehle dafür die Genehmigung, könne die Kommune den Container einfach abräumen und einlagern.

Das hat auch Becker, Leiter des städtischen Rechnungsprüfungsamtes, herausgefunden. Als Privatmann, sagt er, könne er aber nicht Gleiches tun; er laufe Gefahr, vom Container-Eigentümer des Diebstahls bezichtigt zu werden. Und wie das Riesending transportieren und lagern? Becker hat jetzt die Postfach-Firma per Brief aufgefordert, den Container zu entfernen. Mit Fristsetzung, gegen Zahlung der Transportkosten und eines Schadenersatzes für die unbefugte Grundstücksnutzung. Und das will er durchziehen. Die Nachbarn helfen ihm: Kürzlich haben sie den Fahrer eines Kleintransporters beobachtet beim Versuch, den Container zu leeren, so Becker. Jetzt sei ein Autokennzeichen bekannt - "ich kriege raus, wer das ist!"

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