Pleitegeier bedroht Pfarrbüchereien

Saarbrücken/Trier. 40 Millionen Euro soll das Kürzungspaket dem Bistum Trier ab 2014 jedes Jahr einsparen

 Ein Plüsch-Pleitegeier sitzt bereits in der Bücherei der Siersburger Pfarrei St. Martin. Kommt es tatsächlich zu Einsparungen, gehört Siersburg zu den 80 betroffenen Einrichtungen im Land. Foto: rup

Ein Plüsch-Pleitegeier sitzt bereits in der Bücherei der Siersburger Pfarrei St. Martin. Kommt es tatsächlich zu Einsparungen, gehört Siersburg zu den 80 betroffenen Einrichtungen im Land. Foto: rup

Saarbrücken/Trier. 40 Millionen Euro soll das Kürzungspaket dem Bistum Trier ab 2014 jedes Jahr einsparen. Darunter nehmen sich in dem "verbindlichen Entwurf", über den Bischof Stephan Ackermann Anfang Oktober entscheidet, die 200 000 Euro bescheiden aus, die die Trierer Fachstelle für Büchereiarbeit abgeben soll - allerdings beträgt deren Etat zuvor schon nur 300 000 Euro. Und so sehen viele der rund 80 Pfarrbüchereien im saarländischen Teil des Bistums ihre Zukunft bedroht, wenn die Zuschüsse stark reduziert werden."Das wird uns böse treffen", sagt Margret Stöhr, Leiterin der katholischen öffentlichen Bücherei (KÖB) der Siersburger Pfarrei St. Martin. "Dass Einsparungen auch beim Bistum kommen, ist klar. Aber gleich so stark? Viele Helfer resignieren. Dann bricht auch viel Ehrenamt weg, das für die Kirche kostenlos ist." Nach Zahlen des Bistums Trier leisten in den KÖB im Saarland rund 520 Ehrenamtler pro Jahr 52 000 Stunden. 2009 haben sie dabei 122 600 Besucher bei 278 000 Ausleihen betreut sowie mehr als 870 Aktionen zur Leseförderung und Schulung der Medienkompetenz organisiert.

Michael Weyand, Leiter des Bereichs "Kommunikation und Medien" im Bischöflichen Generalvikariat erläutert: "Voraussichtlich fallen spätestens ab 2014 zwei der vier Stellen in der Fachstelle selbst weg. Die beiden Ergänzungsbüchereien in Saarbrücken und Trier werden wir wohl aufgeben müssen, dort arbeiten je zwei geringfügig Beschäftigte. Die Zuschüsse für Bücherkäufe dürften sich etwa halbieren." Sie belaufen sich bisher auf 26 400 Euro, die Kosten der Saarbrücker Ergänzungsbücherei, aus denen die KÖB ihre Bestände zeitweilig mit aktuelleren Werken aufstocken können, auf 20 500 Euro.

Die Kürzung der Zuschusses, der mit oft 300 bis 600 Euro pro KÖB bisher zirka ein Fünftel von deren Etat ausmache, sollte deren Existenz nicht gefährden, meint Weyand. Es gibt Widerspruch: "Für uns ist das ganz erheblich, denn es kommt ein Rattenschwanz nach", wendet Margret Steimer ein, die in Püttlingen die Bücherei der Pfarrei Liebfrauen leitet. "Die Pfarrei, die ihrerseits von Trier zum Sparen angehalten wird, und die Zivilgemeinde orientieren sich mit ihren Zuschüssen am Bistum." Somit ständen mehr als die Hälfte des Budgets auf dem Spiel. "Auf Dauer kann die Bücherei keinen Bestand haben, wenn wir nicht mit neuen Büchern attraktiv bleiben. Sonst fragen die Leute nicht mehr nach."

Maria Busch, Leiterin der KÖB in Beckingen betont: "Für mich ist Büchereiarbeit wie Seelsorge. Die Leute kommen auch zu uns, um Gespräche zu halten, gerade jüngere Familien mit Kindern. Christentum war immer auch Kulturträger."

Weyand relativiert: "Wir werden einen Teil unserer Aufgaben nicht mehr erfüllen können, aber stellen unseren Dienst nicht ein." Es werde weiter Zuschüsse geben, statt an einzelne an mehrere KÖB, die per Ringtausch ihre Bestände gegenseitig erweitern. Das Bistum setze die Weiterbildung fort und zahle die Computer-Lizenzen. Und er hat Hoffnung für die Nachverhandlung des Sparpakets: "Ein erklärtes Ziel des Bistums ist, das Ehrenamt zu stärken. Dazu könnte es aus anderen Töpfen in die Büchereiarbeit investieren, in ein funktionierendes System, das wir nicht verlieren wollen."

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