Plädoyer für eine verkannte Spezies
Völklingen. Sich zwei Stunden mit einem Wildschwein-Vortrag abzugeben, ist viel verlangt. Aber die Zeit ist gut investiert, denn der Redner Frank Siegwarth ist ein unaufdringlicher, angenehmer Wildsau-Befürworter, kein klagender Eiferer
Völklingen. Sich zwei Stunden mit einem Wildschwein-Vortrag abzugeben, ist viel verlangt. Aber die Zeit ist gut investiert, denn der Redner Frank Siegwarth ist ein unaufdringlicher, angenehmer Wildsau-Befürworter, kein klagender Eiferer. Die Wildsauen, die nach Überzeugung des Experten liebenswerte, nützliche und schützenswerte Wildtiere sind, kommen auch in unserer Region bis an die Häuser, wo sie sich über Komposthaufen und Rasen hermachen. Nicht aus Spieltrieb, sondern um möglichst feine Nahrung zu suchen, wie man lernt. Sie seien Feinschmecker, die sogar gute von weniger schmackhaften Apfel- und Kartoffelsorten unterschieden.
Viele Geschädigte rufen nach Jägern und Polizei, würden sie Siegwarth alarmieren, zückte der die Kamera und könnte seinen Zuhörern nun noch viel mehr schöne Aufnahmen von Fenner oder von Völklinger Stadion-Straße-Säuen zeigen, als er schon hat. Seiner Beobachtung nach nähern sich die Tiere deshalb den menschlichen Siedlungen, weil andernorts ihre Lebensräume beschnitten werden oder weil man sie durch Nachstellen oder Krach vertreibt. Die Wildsau sei schlau, sagt der Experte, das sehe man bereits daran, dass sie ihr Spiegelbild erkenne, eine Leistung, zu der nur wenige Tiere in der Lage sind. Wenn nun beispielsweise am Linslerhof Jagd stattfinde, sei es nicht verwunderlich, dass die anpassungsfähige Wildsau ins ruhige Lauterbach umsiedle.
Das Wildschwein, so Siegwarth aufgrund auch eigener Erfahrung, sei zwar wehrhaft, wenn man es in die Enge treibe, aber nicht aggressiv und keine Gefahr für den Menschen. Für Hunde allerdings schon, da der Wolf in seinen Genen als Feind programmiert sei. Deshalb anleinen! Das Schwein höre und rieche erstklassig und könne dem Menschen früh aus dem Weg gehen. Komme es dennoch zu Begegnungen, blase und schnaube die Wildsau zunächst. Dann folge womöglich ein Scheinangriff, der kurz vor dem Zusammentreffen mit einem Haken abgebrochen werde. Solche sehr unwahrscheinlichen Situationen solle man durch ruhiges Reden und Rückwärtsgehen entspannen. "Man braucht keine Angst zu haben, nur Respekt", so Siegwarth.
Zur Eindämmung der Population hält der Experte eine starke Bejagung für nicht sinnvoll, da sie womöglich die falschen Tiere treffe und die Population ankurbele. Siegwarth plädiert dafür, Nahrungsquellen unzugänglich zu machen (Fallobst einsammeln!), Verbuschungen zu lichten und massive Zäune zu errichten.
Wer der Wildsau eine Chance geben möchte, dem sei die Seite www.wildschweine.net empfohlen, wo Siegwarths Vortrag nachzulesen ist.