Das Projekt „Pixxelcult“ Das Wesen der Großregion auf den Pixel gebracht
Pixxelcult ist eine Vitrine für künstlerisch reizvolle, dokumentarische Fotoserien aus vier Ländern. Der Verein nimmt alle zwei Jahre neue Serien an.
Die ausgeräumte Couchgarnitur auf der zugewachsenen Garageneinfahrt in Ludweiler, Männer mit zum Gebet gefalteten Händen, ein verwitterter Grenzstein in grenzenlosen Sommerwiesen: Das Fotoprojekt Pixxelcult versammelt bisher 32 Fotografen, 52 Serien und 1800 Bilder. In verschiedenen Themengruppen lassen sich verlassene Bauernhäuser, Erinnerungen an einen trockenen Sommer oder stillgelegte Fördergerüste betrachten. Pixxelcult versteht sich als visuelles Gedächtnis und nimmt besondere Fotoserien von Orten, Menschen und Landschaften aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg und Wallonien mit der deutschsprachigen Gemeinde in Belgien auf. Deshalb sollen es auch mehr als diese 1800 Fotos werden. Schließlich ist die Großregion weit, und außerhalb von Saarland und Rheinland-Pfalz weist die interaktive Karte des Projektes noch viele weiße Flecken auf.
„Es ist wie bei jedem Archivprojekt – die gesellschaftliche Bedeutung wächst von Jahr zu Jahr“, sagt Thomas Rössler, Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins. Zuletzt wurden 16 Serien von sechs Fotografen neu aufgenommen. Der Verein hat sich 2015 formiert, schrieb 2017 den ersten Einsendeausruf aus, im Jahr darauf trat die Jury zusammen, und es folgte eine erste Präsentation der ausgewählten Werke. „Was uns interessiert, sind Fotos von dokumentarischem Wert, die eine gesellschaftliche Relevanz haben und formal-ästhetisch gut fotografiert sind“, erklärt Rössler. Nach diesen Kriterien sichtet eine Jury, die sich aus Experten der fünf Teilregionen zusammensetzt, alle zwei Jahre die Einsendungen. Da wird auch mal lange diskutiert, denn auch unter den Fachleuten gehen die Meinungen auseinander – gerade weil man in den verschiedenen Ländern unterschiedlichen Fotografie-Traditionen folge, wie Rössler beobachtet hat. „In Deutschland gibt es eine mitunter sehr typologische Tradition, in der bestimmte Typen sehr stur aneinandergereiht werden“, sagt er und ergänzt, „das belächeln die Franzosen mitunter, welche die Aneinanderreihung von Bildern zu Serien freier und poetischer ansehen“. Aber genau aufgrund dieser Unterschiede treffe sich die achtköpfige Jury auch so gerne, weshalb ein Vorschlag für virtuelle Beratung bei ihr auf wenig Begeisterung gestoßen sei.
So wie die Jury untereinander die Bewertung ausficht, so anspruchsvoll sind auch ihre Erwartungen. Im Durchschnitt werden nur 20 Prozent der Einreichungen angenommen. „Vieles genügt den ästhetischen Ansprüchen der Jury nicht“, bilanziert Rössler. Auch inszenierte Motive schließe sie aus.
Pixxelcult ist Partner des Pixelprojektes Ruhrgebiet, das seit 2003 läuft und inzwischen 9000 Fotos auflistet. Dessen Initiator und Kurator Peter Liedtke, der Fotograf wurde in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Photographie berufen, ist stellvertretender Vorsitzender beim saarländischen Pixxelcult. „Ich habe ihn gefragt, ob wir das Ruhrgebiet-Projekt kopieren können, und er fand die Idee prima“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende. „Im Ruhrgebiet ist es eine Auszeichnung, beim dortigen Pixelprojekt vertreten zu sein, das tragen die Fotografen wie einen Orden vor sich her“, erzählt Rössler.
Beim jüngeren Pixel-Bruder der Großregion hat man diesen Status (noch) nicht erreicht. Hier geht es aber auch darum, dass sich Fotografen der vier Länder begegnen, Kontakte knüpfen und über die Internetseite für Aufträge angefragt werden. Zu diesem Zweck soll das Projekt auch jenseits der saarländischen Grenze bekannter werden. „Wir sind mit dem Parc Explor in Petite-Rosselle und dem Fotofestival in Metz im Gespräch, um Kooperationen zu planen und auch mit ihnen auszustellen“, berichtet Rössler. Denn bisher seien die Einreichungen aus Luxemburg, Lothringen und der Wallonie „unterproportional“ wenig. „Wir bedauern, dass wir in Grand Est noch so wenig bekannt sind“, sagt Rössler. In punkto Fotografie seien die Grenzen in den Köpfen nach seinen Erfahrungen in der Region „noch stark“ vorhanden.
Auch mehr Einreichungen von Fotografinnen sind dem Verein sehr willkommen. „Ich habe auch in meinen Foto-Kursen festgestellt, dass das Fotografieren in Amateurkreisen noch immer eine Männerdomäne ist. Wir freuen uns natürlich, wenn in unserem Projekt mehr Frauen vertreten sind“, sagt Rössler.