Pinis Märchenstunde

Saarbrücken. Für Sebastian Pini, kurzfristig auch Kandidat für das höchste FDP-Amt im Saarland, wird seine Premiere beim deutschen Vorlesetag der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung "Die Zeit" und der Deutschen Bahn zum Erfolgserlebnis

 Sebastian Pini im Kreise von Kindern der Grundschule am Ordensgut in Saarbrücken. Foto: Dietze

Sebastian Pini im Kreise von Kindern der Grundschule am Ordensgut in Saarbrücken. Foto: Dietze

Saarbrücken. Für Sebastian Pini, kurzfristig auch Kandidat für das höchste FDP-Amt im Saarland, wird seine Premiere beim deutschen Vorlesetag der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung "Die Zeit" und der Deutschen Bahn zum Erfolgserlebnis. Der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, ministeriell gewandet in schwarzes Tuch und mit kariertem Binder um den Hals, hat es nicht weit zur Saarbrücker Grundschule am Ordensgut, denn er wohnt gleich nebenan. "Meine Mama kennt dich, Herr Pini", ruft das Mädchen in der Klasse 2.2, als Pini gerade im Kreis der 25 Grundschüler auf Augenhöhe Platz nimmt. "Ich kenne Deine Mama auch", antwortet der Staatssekretär schmunzelnd und fragt die Kinder, welches Märchen er denn vorlesen soll. "Hans im Glück" kennen zu viele, ebenso "Der Gestiefelte Kater" oder "Frau Holle". Man einigt sich auf "Zwerg Nase", ein Märchen aus der Sammlung von Wilhelm Hauff. Pinis sonore Stimme nimmt die Multi-Kulti-Klasse gefangen, seine ausgeprägte Mimik tut ein Übriges. Ob Gianluca, Annemarie, Maxim, Rio, Dogukan, Samet oder Kim-Jolie: Die sechs- bis neunjährigen Schüler der Klasse von Rektorin Doris Burkhardt sind mucksmäuschenstill, als Pini von der Pastete Souzeraine liest, die Jakob und Mimi samt Kräutchen Niesmitlust zur Freiheit verhilft.

"Was bleibt bei Euch hängen?", fragt Pini anschließend in bestem Politikerdeutsch. Rojin, ein zartes schwarzgelocktes Mädchen, will wissen, was eine Pastete ist. Pinis Küchenkenntnisse ("Das mischt man zusammen, Fleisch und Gewürze") reichen den Kindern nicht und Lehrerin Burkhardt erklärt es griffiger: "Das ist wie Fleischkäse." Womit Pini sich plötzlich auf dem Boden der Realität wiederfindet, denn ein Junge fragt: "Ist da auch Schwein drin?" Und ein weiterer energisch anfügt: "Ein Türke isst kein Schweinefleisch."

"Großartig" findet der Liberale, selbst Familienvater, dass die Schüler aus dem Märchen die Lehre ziehen, nicht in fremde Häuser mitzugehen und auch nicht von Fremden Essen anzunehmen. Und dann liest Pini noch aus Otfried Preußlers "Räuber Hotzenplotz". Nico fragt den Staatssekretär beim Abschied: "Können Sie am Montag wiederkommen?" Und andere rufen: "Jeden Montag, bitte!" Pini lacht und sagt: "Ja, ich komme am Montag wieder." Und ein Junge bittet Pini noch, bei seinem Geburtstag als Vorleser zu kommen.

Zeit dafür hat Sebastian Pini jetzt. Denn, wie gestern bekannt wurde, beim FDP-Parteitag im Januar will er nicht antreten. Da bleibt noch Zeit für so manche Märchestunde.

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