Pflegekräfte sollen stolz auf ihren Beruf sein

Saarbrücken. Um zu zeigen, wie es um das Image ihres Berufes bestellt ist, muss Ursula Hubertus nur ein paar Schlagzeilen aus den vergangenen Jahren an die Leinwand werfen. Die Präsidentin des Landespflegerates zeigt Überschriften wie "Pflegeskandal erschüttert Deutschland" oder "Pflegeskandal in Elversberg"

 Gute Pflege kostet Geld. Die Pflegegesellschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen. Foto: dpa

Gute Pflege kostet Geld. Die Pflegegesellschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen. Foto: dpa

Saarbrücken. Um zu zeigen, wie es um das Image ihres Berufes bestellt ist, muss Ursula Hubertus nur ein paar Schlagzeilen aus den vergangenen Jahren an die Leinwand werfen. Die Präsidentin des Landespflegerates zeigt Überschriften wie "Pflegeskandal erschüttert Deutschland" oder "Pflegeskandal in Elversberg". Und schnell wird klar, was das Problem ihrer Branche ist: Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die wenigen schwarzen Schafe, und über die rund 12 000 Mitarbeiter in saarländischen Altenheimen und bei ambulanten Diensten spricht kaum noch jemand - mit fatalen Folgen: Susanne Grundke, Professorin für angewandte Pflegewissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, fand bei ihren Forschungen heraus, dass die fehlende Wertschätzung für Pfleger einer der Hauptgründe ist, warum viele Beschäftigte den Beruf wieder verlassen."Wir brauchen eine Aufwertung des Berufs", fordert daher Landespflegerats-Präsidentin Ursula Hubertus. "Wir haben einen der besten Berufe der Welt, und darauf sollten wir wirklich stolz sein." Das Image des Berufes in der Öffentlichkeit war eines der bestimmenden Themen beim ersten Pflegekongress, zu dem gestern knapp 300 Vertreter der Branche ins Saarbrücker Schloss kamen. Sie diskutierten ein breites Themenspektrum von der Ausbildung der Pflegekräfte bis zur Zahngesundheit dementer Heimbewohner.

Sozialminister Andreas Storm (CDU) kündigte eine Kampagne an, um das Image der Pflegebranche aufzupolieren. Bei ihrer Haushaltsklausur in der nächsten Woche wollten die Regierungsfraktionen die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen. Die Aktion soll nach den Worten des Interims-Pflegebeauftragten der Landesregierung, Herbert Heyd, keine klassische Werbekampagne werden, etwa mit Motiven auf Linienbussen. Vielmehr solle sie den Beschäftigten in der Pflege den Rücken stärken. "Nur wer von sich selbst überzeugt ist, wird auch andere überzeugen", sagte Heyd.

Storm hält es für möglich, die Fachkräftelücke von bis zu 4800 Pflegekräften bis zum Jahr 2030, die in einer Bertelsmann-Studie ermittelt wurde, zu schließen. "Das wird ein Dauerlauf, bei dem uns der Atem nicht ausgehen darf", sagte er. Der Ressortchef verwies auf die allein in diesem Jahr knapp 500 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge - ein Rekordwert. Storm bekräftige, die Fachkräftelücke werde mit einem deutlichen Ausbau professioneller Pflege geschlossen. "Ergänzend" dazu würden jedoch ehrenamtlich tätige "sorgende Gemeinschaften" benötigt, da immer mehr alte Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollten.

Harald Kilian, der Vorsitzende der Saarländischen Pflegegesellschaft, bezeichnete den Fachkräftemangel als "Problem Nummer eins" der Pflege im Saarland. Die Ausbildungsbereitschaft sei im Saarland bereits sehr hoch, die Beschäftigten müssten mit besseren Arbeitsbedingungen aber auch gehalten werden. Die erforderliche Personalaufstockung koste viel Geld. "Es kann in der Pflege nicht nach dem Motto gehen: Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass", sagte Kilian. Die Politik müsse die Frage, wer diese Kosten trage, schnell beantworten.

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