Saarbrücken Pferderennen wird zum Familienereignis

Saarbrücken · Bald startet der Rennclub Saarbrücken mit Trabern und Galoppern in die neue Saison. Die Veranstalter setzen auf Abwechslung und erwarten Rennbegeisterte ebenso wie Familien.

  Die Pferderennen des Rennclubs Saarbrücken gelten nicht als elitär, eher als publikumswirksam.

Die Pferderennen des Rennclubs Saarbrücken gelten nicht als elitär, eher als publikumswirksam.

Foto: dpa/Holger Bousonville

Wer an Pferderennen denkt, mag direkt auch ein Bild vom Publikum vor Augen haben: von Frauen mit großen Hüten, eventuell noch ein Gläschen Sekt in der Hand. „So etwas gibt es natürlich bei uns auch“, sagt Werner Schmeer (76), der Vorsitzende des Pferderennsports im Rennclub Saarbrücken. „Aber das ist eher die Minderheit. Bei uns war es nie elitär, immer nur publikumswirksam.“ Heute seien Pferderenntage, wie sie ab Ostermontag wieder in Saarbrücken-Güdingen stattfinden und rund 10 000 Gäste am Tag anlocken, vor allem eines: familienfreundliche Veranstaltungen, bei denen auch Kinder und Pferde-Laien willkommen sind.

30 Rennbahnen gibt es bundesweit, in Rheinland-Pfalz finden sich Anlagen in Zweibrücken und Haßloch. Und nicht nur in Saarbrücken hat sich der Kreis des Publikums erweitert: „Während vor einigen Jahren noch vornehmlich Rennsportkenner und Wettinteressierte auf den Rennbahnen zu finden waren, locken die Rennveranstaltungen heute auch Familien und junge Leute, die einen abwechslungsreichen und spannenden Tag verbringen möchten“, sagt Petra Bracht, Sprecherin des Dachverbandes für den deutschen Galopprennsport in Köln. Dies liege sicherlich auch an dem erweiterten Angebot „wie etwa Ponyreiten für Kinder oder kulinarischen Highlights“.

In Saarbrücken gibt es zusätzlich noch eine Besonderheit: Eine Gras- und eine Sandbahn ermöglichen es, sowohl Galopp- als auch Trabrennen zu veranstalten. Damit ist die saarländische Anlage ein bundesweiter Einzelfall: Zwar gebe es auf Galopprennbahnen wie in Berlin oder Magdeburg auch schon mal Trabrennen, so Bracht, „aber eher selten – zum Beispiel in Magdeburg ein Mal im Jahr.“

In Saarbrücken dagegen ist das doppelte Angebot an den durchschnittlich vier Renntagen der Saison die Regel. Im vergangenen Jahr etwa waren unter den 37 Rennen 24 Galopprennen, zwölf Trabrennen und ein Wertungslauf zum Junior Cup Südwest. „Das sorgt natürlich für Abwechslung“, meint Schmeer. Das geht noch auf den Vater und Großvater des Vorsitzenden zurück: Die beiden verwandelten das 30 Hektar große Gelände, das zuvor noch „schlammig und sehr ungepflegt“ gewesen sei, in eine großzügig angelegte Rennbahn.

Sie setzten damit gleichzeitig ihre eigenen Vorlieben um. Denn während der Großvater, der ein landwirtschaftliches Unternehmen mit Sand- und Kiesabbau besaß, mehr mit Trabrennpferden zu tun hatte, schlug das Herz von Schmeers Vater eher für den Galopprennsport: „1923, mit 18 Jahren, hat er sein erstes Rennen geritten und gleich gewonnen“, erzählt Schmeer. „Und dann begann die Freude damit.“ Die setzte sich in der Familie fort: Sein Bruder verschrieb sich dem Trabrennsport, der heute 76-Jährige wurde ein erfolgreicher Galoppreiter. Von 798 Rennen, bei denen er als Amateur bundesweit und auch im Ausland an den Start ging, habe er 237 gewonnen. „95 Prozent davon gegen Profis“, erzählt Schmeer.

Der Schüssel für seinen Erfolg habe seiner Ansicht nach nicht nur im täglichen Training morgens um 5 Uhr vor seiner Arbeit gelegen, sondern vor allem im Umgang mit den Pferden selbst: „Ich habe sehr viel persönliches Vertrauen gehabt, wir waren richtig gute Freunde – und das war auch im Rennen so“, schildert er. „Wenn ich gemerkt habe, es geht nicht an diesem Tag, dann habe ich das Pferd keinesfalls verprügelt oder mit der Peitsche bearbeitet.“ Er habe schon früh angeregt, im Rennen gar keine Peitsche mitzunehmen. Deshalb begrüßt der Unternehmer es, dass die Tierschutz-Richtlinien heute sehr viel strenger geworden seien.

Auf den Sieger wartet je nach Rennen eine ordentliche Prämie: Beim Deutschen Derby etwa seien zuletzt 650 000 Euro ausgeschüttet worden – allein der Sieger erhielt 340 000 Euro. Wobei den größten Anteil der Pferdebesitzer erhält, fünf Prozent der Jockey und elf Prozent der Trainer.

Auch in Saarbrücken winkt den Gewinnern nicht nur die Ehre: So wurden im vergangenen Jahr knapp 137 000 Euro an Rennpreisen ausgeschrieben, davon allein knapp 110 000 Euro für Galopprennen. Die Preise wurden komplett durch Sponsoren finanziert. Zudem verzeichnete der Verein mehr als 300 000 Euro Wettumsatz. 75 Prozent davon wurden an die erfolgreichen Tipper ausgeschüttet. Auch wer aufs falsche Pferd gesetzt hat, kann gewinnen: So werden aus den Tippscheinen der „Wettpechvögel“ pro Renntag dreimal 300 Euro verlost.

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