Pfarrer am Nonnweiler Zoll gefilzt Kirchenweg ist auch für Behinderte bequem zu meistern

Mariahütte. In der Gemeinde Nonnweiler werden zurzeit mehr als 800 evangelische Gläubige registriert. Die Pfarrerin kann nur Gutes über sie berichten. Die Arbeit "zwischen Hermeskeil und Primstal" macht ihr Spaß: "Die Gemeindemitglieder sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer, sie sind alle sehr nette Leute, die ein hochgradiges Engagement mitbringen

Mariahütte. In der Gemeinde Nonnweiler werden zurzeit mehr als 800 evangelische Gläubige registriert. Die Pfarrerin kann nur Gutes über sie berichten. Die Arbeit "zwischen Hermeskeil und Primstal" macht ihr Spaß: "Die Gemeindemitglieder sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer, sie sind alle sehr nette Leute, die ein hochgradiges Engagement mitbringen." Interessant ist nicht nur für Heike Diederich das regional-politische Konstrukt: Die evangelische Pfarrgemeinde Hermeskeil-Züsch, so der offizielle Name, ist sowohl in den zwei Bundesländern Rheinland-Pfalz und Saarland, als auch in den drei Verbandsgemeinden Hermeskeil, Nonnweiler und Kell daheim. Dazu macht die Pfarrerin den Saarländern ein besonderes Kompliment: "Für den Kirchenbesuch in Hermeskeil nehmen sie extra den Weg in das andere Bundesland in Kauf."In den Nachkriegsjahren hatte man im Nordsaarland für den Kirchenbesuch in Hermeskeil noch viel höhere Hürden zu überwinden: Zollschranken bei Nonnweiler und Hermeskeil. Kontrollen, die viel Ärger hervorriefen. Selbst den geringsten Quoten an Schmuggelware kamen die Zöllner meist auf die Schliche. Deftige Strafen und Bußen wurden verhängt. "Filzen am Zoll" war angesagt. Das ging dem Hermeskeiler Pfarrer Hans-Werner Szallies zu weit: "Wir werden eine Kirche in Mariahütte bauen, damit auf dem Weg zu den Gottesdiensten und zurück nur noch einer gefilzt werden kann, nämlich ich". Gesagt, getan.

Die Direktion der Firma Goma (heute Diehl) überließ den Bauherren die entsprechende Parzelle in Erbpacht. Das war zunächst eine Baracke aus dem deutschen Wehrmachtsbestand gewesen. Die Einschränkung des Landeskirchenamtes störte das Vorhaben nicht: "Es können keine Patentmittel als Beihilfe gewährt werden, da das Bauprojekt sich auf Saargebiets-Boden befindet". 1954 erging ein Antrag "auf Baubeihilfe" an die saarländische Regierung: Geplant wurde für "100 Seelen" ein Kirchenraum, schmucker Glockenturm, Unterrichtsraum, Wohnraum für ein "ordentliches evangelisches Ehepaar" (Küster), sowie eventuell später eine einklassige evangelische Volksschule. Presbyter war der Goma-Direktor Ingwersen. Die Grundsteinlegung war am 2. September 1956, die Einweihung der schmucken Kapelle am 23. Juni 1957. Die Kosten: 65 000 DM oder auch 6 550 000 französische Franken. Die damalige Währungsvielfalt ist auch in einer Zinkkapsel im Grundstein deponiert worden. In ihr liegt saarländisches, deutsches und französisches Geld - ein umfangreiches Stück Währungshistorie aus jener Zeit.

"Protestantisch trutzig" nannte der frühere Pfarrer und Vorsitzende des Presbyteriums, Peter Sorg aus Neunkirchen, die aus heimischem Naturstein gemauerte Kirche am Rande des Mariahütter Industrie-Parks. Der stellt eine sinnvolle Verbindung zwischen Arbeitsstätte, schöner Natur und schmuckem Gotteshaus dar. Das ist außen und innen sehenswert. Presbyter Karl-Heinz Seegmüller aus Nonnweiler schaut stets nach dem Rechten. So sind in den letzten fünf Jahren der Glockenturm renoviert, der Eingangsbereich zur Kirche erneuert, und der Fußboden im Innenbereich restauriert worden. Arge Spuren hinterlassen hatte der letzte Winter auf dem Zugangsweg zur kleinen Kirche in Mariahütte. Die Treppe zum Kirchengelände musste komplett erneuert werden. Das Presbyterium entschied sich für die behindertengerechte Lösung. Jetzt ist der Weg auch frei für Rollstuhlfahrer und Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind.

Diese sichere Einfahrt für Behinderte hat sich bei der Feier bewährt. Für die Kinder wurden diverse Spielmöglichkeiten angeboten und auch genutzt. Für den Gottesdienst im Freien war um das Birkenkreuz am Altar viel Grün- und Blumenschmuck angebracht. Pfarrerin Heike Diederich würdigte in ihrer Predigt "die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer. Alle sind nette Leute, die viel Engagement mitbringen". Chorgesänge mit musikalischer Begleitung waren eine gute Aufwertung für den Jubiläums-Gottesdienst. Alle Besucher, auch die aus Hermeskeil gekommenen, fanden Gefallen an der Vormittagsfeier im gepflegten Mariahütter Park. Sie spendeten auch einen Obolus für Straßenkinder in Ostafrika. wb

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