Peter Altmaier verteidigt das Direktmandat

Saarlouis/Merzig-Wadern · In mehreren Wahlbezirken im Kreis waren gestern Mitarbeiter von Meinungsforschungsinstituten vor Ort, um das Wahlverhalten der Menschen für die 18-Uhr-Wahlprognose zu ermitteln. Die SZ schaute sich in Rissenthal um.

 Stimmabgabe im Berufsbildungszentrum in Merzig. Foto: Ruppenthal

Stimmabgabe im Berufsbildungszentrum in Merzig. Foto: Ruppenthal

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 Desirée Detemple (Mitte) sammelte gestern in Rissenthal für das Forsa-Institut Daten zum Wahlverhalten. Foto: Rolf Ruppenthal

Desirée Detemple (Mitte) sammelte gestern in Rissenthal für das Forsa-Institut Daten zum Wahlverhalten. Foto: Rolf Ruppenthal

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Es bleibt beim Direktmandat für die CDU im Wahlkreis Saarlouis, zu dem der Landkreis Merzig-Wadern und der Kreis Saarlouis mit Ausnahme von Lebach und Schmelz gehören. Bundesumweltminister Peter Altmaier, der vor vier Jahren zum ersten Mal die Mehrheit der Erststimmen im Wahlkreis geholt hatte - damals gegen Ottmar Schreiner mit etwa 6000 Stimmen Vorsprung - vergrößerte diesmal den Abstand zum SPD-Kandidaten. Reinhold Jost erhielt gut 14 000 Stimmen weniger als Altmaier. In Prozenten lautet das Ergebnis 44,5 zu 34,9 für den CDU-Mann.

Die Bewerber der anderen Parteien spielten erwartungsgemäß bei der Wahl des Direktkandidaten keine Rolle. Die Bewerber von Linkspartei (Wolfgang Schumacher, 7,3/-8,3 %), Grünen (Markus Tressel, 3,7/- 1,6 %) und FDP (Wolfgang Krichel, 1,2/- 6,2 %) verloren gegenüber 2009 zum Teil deutlich, die von Piraten (Michael Klein, 2,4 %) und AfD (Heinrich Adams, 4,3 %) erzielten Achtungserfolge; 1,6 Prozent für den NPD-Bewerber Frank Franz sind kaum der Erwähnung wert.

Ein nicht gänzlich unglücklicher Verlierer ist Reinhold Jost. Als Nummer zwei auf der SPD-Landesliste wird er angesichts von drei Sitzen im Bundestag für die Saar-SPD ins deutsche Parlament einziehen. "Am Dienstag, Mittwoch werde ich schon in Berlin sein", sagte er gestern Abend. Mit Blick auf die spannenden Mehrheitsverhältnisse meinte er: "Mal sehen, wie sich das entwickelt." Und er strahlte eine Portion Stolz aus. Mit einem guten Team sei es gelungen, ein anständiges Ergebnis zu erzielen. Insbesondere freut ihn, dass er in Rehlingen-Siersburg vor Altmaier lag - allerdings ist das die einzige Kommune, wo er die Nase vorn hatte. "Ich freue mich jetzt auf die Herausforderung", sagte Jost.

"Ich bin sehr dankbar, sehr gerührt", sagte Peter Altmaier der Saarbrücker Zeitung. Als sein persönliches Wahlkreis-Ergebnis feststand, war ja noch nicht klar, wie die CDU insgesamt abschneiden würde. Also meinte auch er, dass es abzuwarten sei, was "in dieser spannenden Nacht noch passiert". Im "traditionell schwierigen Wahlkreis Saarlouis" ist der Bundesumweltminister stolz, dass er den Vorsprung auf den SPD-Kontrahenten mehr als verdoppelt hat. Über seine Funktion in der nächsten Regierung wollte er noch nicht spekulieren. "Warten wir's ab", sagte er. Zum dritten Mal gab es im Vorfeld der Bundestagswahl am Merziger Gymnasium am Stefansberg (GaS) auch eine so genannte Juniorwahl unter den Schülern der Klassenstufen 9 bis 12: Am Computer konnten die 530 Wahlberechtigten Anfang vergangener Woche ihre Stimme abgeben, wobei ihr Stimmzettel exakt dem der "echten" Wahl entsprach (wir berichteten). 512 GaS-Schüler machten bei dem Projekt mit.

Bei den Erststimmen hatte dabei CDU-Kandidat Peter Altmaier mit 195 Stimmen die Nase klar vorn gegenüber seinem SPD-Kontrahenten Reinhold Jost (139 Stimmen). Das drittbeste Ergebnis fuhr Grünen-Kandidat Markus Tresssel mit 72 Stimmen ein. Michael Klein, der für die Piratenpartei antrat, kam auf 49 Stimmen, der Linken-Kandidat Wolfgang Schumacher auf 31. Wolfgang Krichel (FDP) erreichte zwölf, für Heinrich Adams von der Alternative für Deutschland (AfD) stimmten acht Juniorwähler, drei Stimmen gingen an den NPD-Kandidaten Frank Franz.

CDU liegt deutlich vorn

Bei den Zweitstimmen lag die CDU bei den GaS-Schülern mit 31,1 Prozent deutlich vor der SPD mit 22,3.

Die Grünen kamen bei den GaS-Schülern auf 18,4 Prozent, die Piratenpartei erreichte starke 11,4 Prozent. Auf die Linkspartei entfielen 6,8 Prozent der Stimmen, die FDP kam nur auf 4,0 Prozent. 2,6 Prozent gingen an die Familienpartei, 2,2 an die AfD, 0,8 an die NPD.

Die Freien Wähler und die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands erhielten jeweils genau eine Stimme. Es ist der Moment, auf den an einem Bundestags-Wahltag wie gestern die meisten mit großer Spannung warten: Wenn um Punkt 18 Uhr die Wahllokale schließen, flimmern gleichzeitig auf den großen Fernsehsendern die ersten Prognosen zum Ausgang der Abstimmung über die Bildschirme. Und diese Prognosen sind meistens schon so gut, dass sie die Verteilung der Mehrheitsverhältnisse annähernd richtig wiedergeben.

Dass diese Voraussagen der Demospkopen sich als so treffsicher erweisen, dazu haben am gestrigen Sonntag auch die Wähler im Losheimer Ortsteil Rissenthal beigetragen. Viele von ihnen durften gleich doppelt ihre Kreuzchen machen. Denn dort, im Wahlbezirk 206, erwartete eine Mitarbeiterin des Dortmunder Meinungsforschungsinstituts Forsa die Wähler, um sie nach ihrem Wahlverhalten zu befragen. Forsa erstellt die Prognosen für den TV-Sender RTL. Zur Öffnung des Wahllokals im Dorfgemeinschaftshaus um 8 Uhr am Morgen hatte Desirée Detemple im Foyer des Gebäudes ihren Platz eingenommen, von dem aus sie die Wähler nach deren Stimmabgabe ansprach.

Die 18-jährige Schülerin aus Saarbrücken ermittelte stichprobenartig das Wahlverhalten der Rissenthaler bei dieser Bundestagswahl. Auf einem eigenen Wahlbogen sollten die von ihr Befragten angeben, welche Kandidaten sie mit ihrer Erststimme gewählt hatten und welcher Partei sie ihre Zweitstimme gegeben hatten. Zudem war gefragt, welche Partei bei der vergangenen Bundestagswahl 2009 die Stimme bekommen hatte, daneben wurden statistische Angaben wie beruflicher Status und Religionszugehörigkeit erfragt. "Diese Angaben werden völlig anonym abgegeben, die Leute füllen ihren Wahlzettel aus, ohne dass ich sie sehen kann, und werfen ihn anschließend in eine eigene Box", erläuterte Desirée Detemple.

Jeden vierten Wähler soll sie für die Erhebung erfassen, erläuterte die junge Frau. Während des Wahltages kommen so um die 100 Befragungsbögen zusammen. "Zu drei festen Zeiten, um 14 Uhr, 16 Uhr und um 17.40 Uhr gebe ich die Ergebnisse der einzelnen Bögen per Telefon durch." Wie genau das Ergebnis der Prognose sei, hänge natürlich davon ab, wie die Befragten mitmachten. Aber die Wähler in Rissenthal zeigten sich offenbar kooperativ: "Die meisten, die ich gefragt habe, haben auch mitgemacht."

Zufrieden zeigte sich auch der Rissenthaler Ortsvorsteher Peter Meiers. "Wir hatten heute Morgen schon einen regen Andrang im Wahllokal", sagt Meiers, der am Nachmittag zusammen mit seinen Wahlhelfern Michael Klasen und Barbara Müller für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl sorgte. Insgesamt sechs ehrenamtliche Wahlhelfer waren am Wahltag in Rissenthal im Einsatz, zur Auszählung nach 18 Uhr waren alle wieder vor Ort. Erstmals war das neue Dorfgemeinschaftshaus dabei als Wahllokal vorgesehen, räumlich eine klare Verbesserung gegenüber früher, fand Meiers: "Wir haben jetzt endlich ein barrierefreies und zudem sehr geräumiges Wahllokal."

Und die Bürger des Ortes machten von ihrem Wahlrecht auch regen Gebrauch, wie sich schon um 15 Uhr andeutete. Da machte Michael Klasen noch einmal eine Zwischenrechnung zur Ermittlung der Wahlbeteiligung bis zu diesem Zeitpunkt: "Wir sind mit Briefwählern schon bei gut 61 Prozent, bis 18 Uhr kommen wir auf jeden Fall über 70", schätzte er.

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