„Bei vollem Bewusstsein die Beine abgehackt“ Froschschenkel auf der Speisekarte – Peta klagt gegen vier Restaurants im Saarland
Saarbrücken/Überherrn · Die Tierschutzorganisation Peta klagt gegen vier saarländische Restaurants, die Froschschenkel-Gerichte verkaufen. Der Vorwurf: Beihilfe zur Tierquälerei.
Froschschenkel, eine vor allem in Frankreich und im asiatischen Raum beliebte Delikatesse, kommen auch in deutschen Restaurants nach wie vor auf den Tisch. Die Tierschutzorganisation Peta läuft seit Jahren Sturm gegen Anbieter dieser umstrittenen „Spezialität“. Jetzt hat sie Strafanzeige erstattet gegen vier Restaurants im Saarland. Die Saarbrücker Restaurants „Le Schloß Halberg“, „Gasthaus zum Adler“, das Gersweiler Steakhaus „El Carnicero“ und das „Café-Restaurant Schmuggelbud“ in Überherrn hatten – zumindest bis zum Bekanntwerden der Peta-Strafanzeigen – Froschschenkelgerichte auf ihren Speisekarten.
Für Peta ist hier der Tatbestand der Beihilfe zur Tierquälerei erfüllt. Thomas Schardt, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, bestätigt auf Anfrage, dass vier entsprechende Anzeigen vorliegen und nunmehr geprüft werden müssen.
Peta: Vor der Anzeige zweimal schriftlich gemahnt
Peta gilt als größte deutsche Tierrechtsorganisation mit 1,5 Millionen Unterstützern. Sie setzt sich durch das Aufdecken von Tierquälerei und Aufklärung der Öffentlichkeit dafür ein, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
Peta hat nach eigenen Angaben bereits im Vorhinein den Restaurants im Saarland jeweils zwei schriftliche Mahnungen und Informationen über das Tierleid bei der Herstellung von Froschschenkeln zukommen lassen. „Froschschenkel sind ein Tierqualprodukt, für das den Fröschen bei vollem Bewusstsein die Beine abgehackt und andere tierschutzwidrige Misshandlungen zugefügt werden“, sagt Biologin und Peta-Fachreferentin Tanja Breining. Die betroffenen Restaurants wurden von unserer Zeitung um eine Stellungnahme gebeten, sie waren dazu nicht bereit.
Ludes: „Tierquälerei hat in der Kultur keinen Platz“
Position bezog allerdings der Tierschutzbeauftragte des Saarlandes, Dr. Arnold Ludes: „Ich bin der Überzeugung, dass sobald bei einer Tierverarbeitung dem Tier starke Schmerzen und großes Leid zugefügt wird, gehört es verboten“, betont Ludes, der auch Präsident der Tierärztekammer des Saarlandes ist. Er ergänzt: „In Frankreich sind Froschschenkel zwar kulinarische Kultur, aber die Konsumenten sollten anfangen, sich darüber Gedanken zu machen, denn Tierquälerei hat in der Kultur keinen Platz.“
Das Tierschutzgesetzbuch definiert, dass das wiederholte Zufügen von Schmerzen an Wirbeltieren als Straftat geahndet werden kann. Wie weit Beihilfe, etwa in Form von Kauf und Zubereitung der Froschschenkel, geahndet werden kann, ist nicht abschließend geklärt. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz den Tierschützern von Peta mitteilte, musste bereits 2022 ein Unternehmen 500 Euro an einen Tierschutzverein wegen des Vertriebs von Froschschenkeln spenden. Anfang des Jahres erreichte Peta durch Proteste, dass das chinesische Restaurant „Hei Moon“ in Hamburg Froschschenkel von seiner Internet-Speisekarte entfernte. Und nicht zuletzt hatte im Saarland Schnabels Restaurant in Gersweiler sein Froschschenkel-Angebot Anfang des Jahres kommentarlos gestrichen. Nach Angaben von Peta Deutschland als Folge einer schriftlichen Bitte der Tierrechtsorganisation (wir berichteten).
Beine ohne Betäubung abgehackt
Da die Herstellung von Froschschenkeln in Deutschland verboten ist, stammt der Großteil der hierzulande erhältlichen Froschschenkel aus Indonesien, Vietnam und Südosteuropa, schreibt die Frankfurter Rundschau. In eben jenen Ländern werden Frösche mit Netzen, Haken und Speeren eingefangen und durch einen Lebendtransport zum Verarbeiter gebracht. Dort werden meist ohne Betäubung Teile der Wirbelsäule und ihre Beine abgehackt. Dabei komme es häufig vor, dass die Tiere nur langsam verbluten.
Die Jagd auf Frösche in Südosteuropa und Asien habe allerdings auch Auswirkungen auf die Umwelt, betont Peta: „Die große Nachfrage nach Froschschenkeln hat dazu geführt, dass die Froschpopulation in Indonesien, Albanien und der Türkei stark zurückgegangen ist.“ Folglich fehlen die Frösche als natürliche Fressfeinde: „Insekten wie Stechmücken und so genannte landwirtschaftliche Schädlinge können sich uneingeschränkt vermehren.“ Kürzlich veröffentlichte „Peta Asien“ Aufnahmen, die die Verarbeitung der Frösche in Bangladesch zeigen sollen. Ihr zufolge müssen die Tiere in überfüllten Säcken lebendig bis zu zwei Tage ausharren, wobei einige auch ersticken. Außerdem berichtet die Tierschutzorganisation, dass sich auf sogenannten „Froschfarmen“ Krankheiten ausbreiten und es teilweise unter den Tieren zu Kannibalismus kommt.
DEHOGA bezweifelt strafrechtliche Relevanz
„Das ganze Thema lässt sich in zwei Seiten aufteilen. Einerseits eine rechtliche Seite, wobei ich bezweifle, dass den Vorwürfen von Peta strafrechtlich nachgegangen werden kann. Und andererseits die ethische und moralische Seite, bei der die Gäste und Restaurants sich fragen sollten, ob sie den Vertrieb von Froschschenkeln weiterhin finanziell unterstützen möchten. Aber das müssen sie mit sich selbst ausmachen“, sagt Frank Christoph Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Saarland. Er fügt hinzu: „Es ist außerdem eine politische Sache, wenn die Herstellung der Froschschenkel hier verboten ist, aber man sie trotzdem weiterhin importieren und verkaufen darf.“
Peta wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass 32 Prozent der Anura (der Amphibiengruppe zu der auch Frösche und Kröten gehören) bereits vom Aussterben bedroht sind. Jedes Jahr würden etwa 40 Tonnen Froschschenkel nach Deutschland importiert. Damit gehöre die Bundesrepublik zu den größten Importeuren der Tiere.