Perler: Vereinshaus nicht opfern

Perl. Das Vereinshaus will das Gros der Zuhörer keinesfalls opfern - auch nicht für die Erweiterung des Kindergartens. Dass der Kindergarten, zurzeit nur im Erdgeschoss untergebracht, auch den großen Veranstaltungssaal im ersten Stock in Besitz nimmt, ist eine Variante, die der Gemeinderat in seiner Sitzung Mitte April favorisiert hat

 Über die Zukunft des Vereinshauses wollen auch die Vereine mitbestimmen. Foto: Rolf Ruppenthal

Über die Zukunft des Vereinshauses wollen auch die Vereine mitbestimmen. Foto: Rolf Ruppenthal

Perl. Das Vereinshaus will das Gros der Zuhörer keinesfalls opfern - auch nicht für die Erweiterung des Kindergartens. Dass der Kindergarten, zurzeit nur im Erdgeschoss untergebracht, auch den großen Veranstaltungssaal im ersten Stock in Besitz nimmt, ist eine Variante, die der Gemeinderat in seiner Sitzung Mitte April favorisiert hat. Doch damit will sich an der Obermosel kaum einer anfreunden.So brandet Beifall auf, als Ursula Schwartz von den Landfrauen in der gemeinsamen Sitzung der Ortsräte von Perl, Oberperl und Sehndorf am Montagabend fordert, die Finger von dem Saal zu lassen. "Die Gemeinde mit ihren 7900 Einwohnern muss einen größeren Veranstaltungssaal für Konzerte von Chören und Orchestern, aber auch für überregionale Kulturangebote weiter bereithalten", sind sich Schwartz sowie Mitglieder anderer Vereine einig. Diese Forderung ist auch Inhalt eines offenen Briefes, den Mitglieder des Musikvereins Perl-Besch, des Cantate-Chores und der Landfrauen an Bürgermeister Bruno Schmitt adressiert haben. "Veranstaltungen wie der Kreischorverbandstag oder das Filmkonzert der Musikfreunde Perl/Besch zeigen, dass Bedarf für einen Veranstaltungssaal dieser Größe für ortsansässige Vereine vorhanden ist und dass der Saal mit entsprechender Werbung leicht zu füllen ist", lautet das Argument.

Und noch einen Wunsch haben die Vereinsmitglieder: "Eine Umnutzung des Vereinshauses darf nicht zu einer Verschlechterung der Situation des Probenraums mit seinen Nebenräumen und des Veranstaltungssaals führen", wie Manfred Comtesse vom Cantate-Chor, Bernd Leisten und Silvia Moersch von den Musikfreunden sowie Ursula Schwartz von den Landfrauen sagen. Denn auch um den Proberaum, der unmittelbar an den Kindergarten im Erdgeschoss angrenzt, fürchten sie - zumal Architekt Otmar Weber bei dieser Sitzung eine weitere Variante einer möglichen Erweiterung des Kindergartens ins Spiel bringt: eine zum Park hin. In diesem Neubau könnten Kinder unter drei Jahren betreut werden. "Dann würde der Proberaum stören", sagt Weber. "Vor knapp fünf Jahren haben wir uns diesen Raum gestaltet. Jetzt sollen wir raus" - für Musikerchef Bernd Leisten ein Schildbürgerstreich. "Wir brauchen einen Raum, der ebenerdig zu betreten ist. Wir können nicht die schweren Instrumente wie Schlagzeug, Tuba oder Basssaxofon vor und nach jedem Auftritt die Treppen runter- und wieder hochschleppen." Cantate-Vorsitzender Manfred Comtesse ergänzt: "Vielen unserer älteren Sänger können wir nicht zumuten, ständig Treppen zu steigen."

Die Sitzung kommt nach Darstellung von CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, Ernst Rudolf Ollinger drei Monate zu spät. "Wir haben noch keinen Beschluss gefasst. Wir wollen parteiübergreifend einen Umbau mit Verstand. Auch die Finanzen spielen eine Rolle." 1,5 bis zwei Millionen Umbaukosten seien kein Pappenstiel. Nach Darstellung von Perls Bürgermeister Bruno Schmitt will man das Beste für Kindergartenkinder und Vereine herausholen. "Wir wollen nicht im Weg stehen", signalisiert Ortsrat Klaus Weier aus Oberperl. Und Ratsmitglied Dirk Sieren aus Perl plädiert für den Bau einer "Eventhalle" für Perl. "Wir brauchen einen goßen Saal in Perl."

Ursula Schwartz von den Landfrauen

Meinung

Warum nicht seit Beginn im Boot?

Von SZ-RedakteurinMargit Stark

Leere Worte oder einfach nur dumm gelaaf? Die Frage drängt sich seit der Sitzung auf, in der alle Politiker beteuerten, wie gut sie es doch mit allen meinen - den Kindern und den Vereinen. Natürlich muss der gesetzliche Auftrag einer Kinderbetreuung erfüllt werden. Natürlich kann die Gemeinde nicht das Geld mit vollen Händen rauswerfen und nach Lust und Laune Neubauten hochziehen lassen.

Warum müssen Ehrenamtliche erst aufmucken, damit ihre Anliegen registriert werden? Warum geht man nicht von Anfang an auf die Leute zu, die Leben ins Vereinshaus bringen? Von Beginn an mit ins Boot nehmen, das wäre der richtige Weg gewesen.

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