Parole: Weniger Wahlkampf!"Im Mittelpunkt werden die Bürger stehen"

Haustadt. Strategietreffen im Nebenzimmer des Gasthauses "Alte Schule" in Haustadt: Joachim Gratz möchte "durch Argumente überzeugen statt mit Geschenken durch die Gemeinde ziehen", bekräftigt er dort gegenüber seinem Wahlkampfteam

Haustadt. Strategietreffen im Nebenzimmer des Gasthauses "Alte Schule" in Haustadt: Joachim Gratz möchte "durch Argumente überzeugen statt mit Geschenken durch die Gemeinde ziehen", bekräftigt er dort gegenüber seinem Wahlkampfteam. Der Kandidat der SPD, der gegen den amtierenden Beckinger Bürgermeister Erhard Seger (CDU) ins Rennen um den Bürgermeisterstuhl geht, ist seit 1999 Ortsvorsteher in Honzrath. Warum er sich mit seinen Leuten nicht dort treffe? "Wir machen das abwechselnd mit den Treffpunkten, für die Wahlkampfvorbereitung wandern wir durch die Gemeindebezirke", erklärt Joachim Gratz gegenüber der SZ. Das sei gerechter und binde alle Ortsgruppen ein.

Entschlossen wirken der Herausforderer und seine beiden engsten Mitstreiter im Wahlkampf: Stefan Krutten, SPD-Gemeindeverbandsvorsitzender, und Jörg Ferner, Mitglied der SPD-Gemeinderatsfraktion. Es geht um letzte Abstimmungen zum zweiten "Bürgerinformationsbrief" und den Broschüren, die an Infoständen verteilt werden. Gratz spricht sich für einen Wahlkampf mit schmalem Budget aus: "Im Höchstfall werden wir ein Fünftel dessen erreichen, was für Wahlkämpfe in anderen Orten ausgegeben wurde. In Mettlach wurde ein Betrag von 25 000 Euro genannt." Natürlich hängen in den Beckinger Ortsteilen Plakate, Helfer aus den Ortsvereinen verteilen die Info-Briefe. "Für uns ist wichtig, dass der Kandidat für das Bürgermeisteramt aus der Gemeinde kommt", stellt Gratz fest, ein in Honzrath geborener, "waschechter Beckinger". Gratz arbeitet als Prüfer der gesetzlichen Krankenversicherungen für das Saarland im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit und Verbraucherschutz. Als Ortsvorsteher in Honzrath sei er in der Gemeinde verwurzelt, kenne die Sorgen und Nöte der Bürger, sagt der SPD-Kandidat.

Gratz gibt sich bürgernah beim Kampf um die Stimmen der Beckinger: Eine Entlastung vom Schwerlastverkehr fürs Haustadter Tal durch eine Umgehungsstraße, die vom Honzrather Sport- und Freizeizentrum über Düppenweiler Richtung A620 führen könnte, ist eines seiner Themen. Zudem fordert die SPD im Gemeinderat den Bau der Nordsaarlandstraße. Ferner hat Gratz Familien im Auge: "Wir werden uns für eine Kostenfreiheit von Vorschulbesuch und Schulbuchausleihe einsetzen." Auch schlägt er eine finanzielle Entlastung für Familien mit Kleinkindern oder Inkontinenz-Patienten vor, die wegen der vielen anfallenden Windeln beim künftigen Gebührensystem des Hausmülls benachteiligt seien. Weiter sollten sich künftig vor allem Betriebe in der Gemeinde ansiedeln, die auch merklich Arbeitsplätze schaffen, als Negativbeispiel nennt Gratz hier die Autowaschanlage in Düppenweiler. Zudem sollten "echte Gewerbezonen" entstehen und nicht "Brachflächen, die als Industriegebiet ausgewiesen wurden, aber de facto nicht besiedelt wurden, sondern als Abstellplätze genutzt werden". Und zum Schluss attackiert der SPD-Kandidat auch die CDU an: "Die Partei tut sich schwer mit einem bürgernahen Kandidaten. Ich höre immer häufiger, dass der Unmut über diese selbstdarstellerische Parteipolitik wächst", sagt Gratz.

Welche Prioritäten setzen Sie als Bürgermeister?

Joachim Gratz: Im Mittelpunkt meiner Politik werden die Bürger stehen, sie sollen in mir einen Ansprechpartner finden und sich auf mich verlassen können. Den dringendsten Handlungsbedarf sehe ich bei der Verkehrsberuhigung, insbesondere durch Entflechtung des Schwerlastverkehrs und der Verbesserung der Einnahmesituation durch die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe. Kindergärten und Vorschulprojekte sollten für die Eltern kostenfrei gestaltet werden.

Beckingen hat für die Jahre 2010 und 2011 einen ausgeglichenen Doppelhaushalt, Kredite von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro sind zugesichert. Was kann man noch verbessern?

Gratz: Man kann Haushaltskonsolidierung betreiben durch mehr Transparenz für den Bürger. Die Ausgaben für Tourismusförderung und für Kunst und Kultur sind auf ein für den Bürger erträgliches Maß zu reduzieren. Unnötige und unzulässige Ausgaben sind etwa durch Einführung von Repräsentations- und Bewirtungsrichtlinien zu vermeiden.

Angenommen, der Gemeinde fallen 10 Millionen Euro in den Schoß. Was machen Sie damit?

Gratz: Ich würde ein Planverfahren zur Schaffung einer Umgehungsstraße, die sowohl das Haustadter Tal, das Sport-, Spiel- und Freizeitzentrum in Honzrath als auch Düppenweiler vom Schwerlastverkehr entlasten und eine verbesserte Anbindung zur A 8/A 620 darstellen würde, auf den Weg bringen. Darüber hinaus würde ich den Ausbau der wirtschaftlichen Infrastruktur durch die Schaffung eines echten Gewerbegebietes im Anschluss an Dillingen Ost fördern.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Gemeinde Beckingen?

Gratz: Ohne Zweifel gibt es in unserer Gemeinde zahlreiche liebenswerte Plätze, daher kann man die Gemeinde Beckingen im Allgemeinen als einen angenehmen Aufenthaltsort bezeichnen. Für mich persönlich ist mein Heimatort Honzrath mit seinen unzähligen Aktiv- und Erholungsangeboten mein Lieblingsplatz.

Warum sollen die Bürger der Gemeinde Beckingen ausgerechnet Sie wählen?

Gratz: Als Kommunalpolitiker, besonders aber als Bürgermeister, sollte man möglichst nahe an den Menschen sein und Verständnis für ihre Sorgen und Nöte aufbringen können. Meine bisherigen Tätigkeiten als Regierungsbeamter im Prüfdienst der Krankenversicherung und als langjähriger Dienststellenleiter der AOK Geschäftsstelle Beckingen haben mich bezüglich einer solidarischen Verantwortung für Andere und einer sozialen Gerechtigkeit geformt. Mein Engagement als Bürgermeister wird daher ebenfalls von der Verantwortung für die Solidargemeinde und deren Menschen geprägt sein. Ein solcher Wechsel ist nur durch die Ablösung des Amtsinhabers einzuleiten.

Zur Person

Joachim Gratz, geboren am 15. Januar 1952 in Honzrath, seit 1973 verheiratet, zwei Töchter, wohnhaft in Honzrath.

Schulischer und beruflicher Werdegang: 1967: Hauptschulabschluss in Reimsbach, Ausbildung als Verwaltungslehrling bei der AOK des Saarlandes, Besuch der Verwaltungs- und Sparkassenschule Saarbrücken; 1970: Übernahme als Verwaltungsanwärter, 1973: erste Verwaltungsprüfung, Beförderung zum Verwaltungssekretär; 1973 bis 1979: Fernstudium, FH für Sozialversicherungsrecht der gesetzlichen Krankenversicherung für die Ortskrankenkassen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in Grevenbroich, zweite Verwaltungsprüfung; 1980: Beförderung zum Verwaltungsinspektor; 1983 bis 1993: Leitung der AOK-Zweigstelle Beckingen, danach Wechsel zur Landesregierung.

Politischer Werdegang: 1969 Eintritt in die SPD, Ortsverein Honzrath; seit 1992 Vorstandsmitglied; bis 1998 als Schriftführer und seit 1998 als stellvertretender Vorsitzender; seit 1999 Ortsvorsteher in Honzrath. hcr

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