Pannen in Cattenom häufen sich

Saarbrücken. Die vier Atommeiler von Cattenom, mit 5200 Megawatt Leistung eine der größten Anlagen überhaupt, geraten immer stärker ins Visier der französischen Atomaufsicht ASN. Dieses Kürzel steht für "Autorité de Sûreté Nucléaire", Amt für nukleare Sicherheit, etwa vergleichbar mit dem Bundesamt für Strahlenschutz

Saarbrücken. Die vier Atommeiler von Cattenom, mit 5200 Megawatt Leistung eine der größten Anlagen überhaupt, geraten immer stärker ins Visier der französischen Atomaufsicht ASN. Dieses Kürzel steht für "Autorité de Sûreté Nucléaire", Amt für nukleare Sicherheit, etwa vergleichbar mit dem Bundesamt für Strahlenschutz. Bloß hat diese Behörde wesentlich größere Befugnisse, die sich aus dem französischen Gesetz für stärkere Transparenz im Nuklearsektor ableiten - und sie mischt sich mit ihren Rügen für Mängel in Atomkraftwerken auch wesentlich stärker in die Debatte über nukleare Sicherheit ein.

Bereits im Juli hatten wir berichtet, dass die ASN den Cattenom-Betreiber Electricité de France (EdF) auf größere Pannen im dritten Kraftwerksblock hingewiesen hatte. Nach einer ungeplanten Abschaltung dieses Blocks am 7. März dieses Jahres war dort durch die ASN ein Wasserverlust von 625 Litern pro Stunde im Primärkreislauf gemessen worden, während die EdF angab, dass man es lediglich mit einem Verlust von 60 Litern pro Stunde zu tun habe. Diese Differenz bei den Angaben zum Wasserverlust führte zu einer Rüge durch die Atomaufsicht ASN, die geklärt wissen wollte, wieso man von erheblichen Unterschieden bei der Ermittlung des Wasserverlustes im Primärkreislauf ausgegangen war.

Dabei war die Abschaltung dieses Reaktors am 7. März bereits auf eine schwere Panne hin verfügt worden, die man in mehreren Anlagen des baugleichen Typs beobachtet hatte. So hatten Inspektoren festgestellt, dass es in den Wärmetauschern, jenen Generatoren, die die Energie des erhitzten Wassers vom ersten auf den zweiten Kreislauf übertragen, zu Rissen in den Rohrleitungen gekommen war, wodurch radioaktive Kontaminationen in den Sekundärkreislauf übertragen werden konnten. Um dies zu verhindern, waren einzelne defekte Leitungen mit Metallpropfen versiegelt worden. Doch zeigte es sich bald, dass diese Propfen nicht hielten, weswegen in den Sekundärkreisläufen einzelner Anlagen durchaus wieder Radioaktivität nachgewiesen werden konnte. Also wurden alle Anlagen, in denen man die Pfropfen-Versiegelung geprobt hatte, außer Betrieb genommen, um ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Unter ihnen auch der offenbar inkontinente Reaktor Nummer drei in Cattenom.

Inzwischen kann man auf der Internetseite der ASN nachlesen, dass die Betreiber von Cattenom erneut eine Reihe von Rügen einstecken mussten, diesmal bezüglich des Strahlenschutzes. Unter anderem wird moniert, dass bei Wartungsarbeiten Zeitarbeiter im sensiblen Sicherheitsbereich eingesetzt würden. Demgegenüber dürften nur entsprechend ausgebildete, fest angestellte Arbeiter in dieser heiklen Zone zum Einsatz kommen.

Was die ASN für Cattenom, zum Teil auch für andere Kernkraftwerke auflistet, ist bedenklich. Experten behaupten allerdings, die Lage sei in deutschen Atomanlagen ähnlich, jedoch mangele es hier an entsprechender Transparenz.

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