Pädagogen plädieren für "lange" Nachmittagsbetreuung

Völklingen. Franz Haselmann (Foto: privat), Schulleiter der Erweiterten Realschule Hermann Neuberger in Völklingen, findet es "unglücklich", was die Landesregierung vorhat in Sachen Nachmittagsbetreuung (siehe "Auf einen Blick")

Völklingen. Franz Haselmann (Foto: privat), Schulleiter der Erweiterten Realschule Hermann Neuberger in Völklingen, findet es "unglücklich", was die Landesregierung vorhat in Sachen Nachmittagsbetreuung (siehe "Auf einen Blick"). "Wir planen, im nächsten Schuljahr eine Ganztagsklasse anzubieten; wir werden die Eltern jetzt erst einmal über die neue Situation informieren." Bislang betreut die Schule 30 Schüler bis 16.30 Uhr; wie die Entscheidung der Eltern aussieht, wenn sie für die Betreuung wieder bezahlen müssen, sei nicht absehbar, sagt Haselmann. Er findet gerade die spielerische und soziale Phase, die auf die Anfertigung der Hausaufgaben bis 15 Uhr folgt, für die Schülerschaft ungeheuer wichtig. An den Fall, dass keine 17-Uhr-Gruppe mehr gebildet werden kann, mag er gar nicht denken; denn dann, so sieht es das Gesetz vor, stirbt die Nachmittagsbetreuung insgesamt.Ähnlich sieht es Sabine Weißenfels, stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Nachmittagsbetreuung am Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium. "Es ist vorgeschrieben, dass nach Unterrichtsende um 13.15 oder 14.05 Uhr eine Stunde Pause mit Mittagessen sein muss. Bis 15 Uhr sind die meisten Schüler noch nicht mit den Hausaufgaben fertig. So sind die 15 Uhr-Gruppen eigentlich nicht praktikabel." Um die Nachmittagsbetreuung im bisherigen Umfang aufrecht erhalten zu können, benötigt das Kaschnitz-Gymnasium wenigstens die Ganztagsklasse und weitere 30 Kinder, die bis 17 Uhr bleiben. Mitarbeiterin Martina Aubertin ist zuversichtlich, dass das klappt: "Unser Betreuungsangebot ist vorzüglich", sagt sie. Aber sollten doch Gruppen "kippen", müssten Mitarbeiter, die sich beruflich für die Nachmittagsbetreuung qualifiziert haben, um ihren Arbeitsplatz fürchten.

Eine besondere Situation gibt es in der Grundschule Ludweiler-Lauterbach mit ihrem stark expandierenden bilingualen Zweig. Die Leiterin der Nachmittagsbetreuung, Christine Kreis, geht davon aus, dass auch im nächsten Schuljahr drei lange und zwei kurze Gruppen betreut werden, dazu in Lauterbach - schon wegen des Nachmittagsunterrichts - je eine Gruppe bis 15 Uhr und bis 17 Uhr. In der Geislauterner Schlosspark-Grundschule sind derzeit 37 Kinder in der Betreuung bis 16.30 Uhr. Christiane Schweitzer vom Träger Kinderstätte Geislautern ist zuversichtlich, dass das Angebot bestehen bleibt; sie weiß bislang nur von einer Mutter, die dann auf die 15 Uhr-Gruppe umsteigen will. Auch sie findet die Spielphase nach den Hausaufgaben für die Kinder sehr wichtig.

Für Rita Müller (Foto: hla), Leiterin der Graf-Ludwig-Gesamtschule Ludweiler, ist noch schwer abzuschätzen, wie sich die Eltern angesichts der neuen Situation entscheiden werden. "Derzeit besuchen 78 Schüler unsere Nachmittagsbetreuung bis 16.45 Uhr. Gerade in der Zeit nach den Hausaufgaben gibt es hochwertige Freizeitangebote, etwa eine Leichtathletik-AG oder das Spielen auf dem Mini-Spielfeld. Aus pädagogischer Sicht halte ich eine Verkürzung auf 15 Uhr nicht für sinnvoll."

Auf einen Blick

Die saarländische Landesregierung plant Änderungen bei der - immer beliebter werdenden - Schüler-Nachmittagsbetreuung. Der Kostenbeitrag der Eltern, erst im vorigen Jahr abgeschafft (bis auf einen Obulus fürs Mittagessen), soll wieder eingeführt werden: Schüler, die bis 17 Uhr in den Schulen bleiben, sollen vom kommenden Schuljahr an wieder 40 Euro pro Monat berappen. Nur die "kurzen" Gruppen, in denen bis 15 Uhr Betreuung angeboten wird, sollen kostenfrei bleiben. hla

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