Ovationen für ein Urgestein des Jazz

Neunkirchen. Ein zufriedenes Lächeln stellte sich beim Gros der gut 600 Besucher ein, als Klaus Doldinger am Freitagabend pünktlich um 20.30 Uhr die Bühne der Neunkircher Gebläsehalle betrat

Neunkirchen. Ein zufriedenes Lächeln stellte sich beim Gros der gut 600 Besucher ein, als Klaus Doldinger am Freitagabend pünktlich um 20.30 Uhr die Bühne der Neunkircher Gebläsehalle betrat. Und er sollte noch für gut 150 Minuten anhalten, dieser Zustand der absoluten Zufriedenheit unter den Jazz-Fans, lediglich unterbrochen von einer halbstündigen Pause, die sich Doldinger und seine Band Passport redlich verdient hatten. Bereits 2003 war der 1936 in Berlin geborene Jazzmusiker mit Passport zu Gast bei den "Neunkircher Nächten" und wurde auch damals frenetisch bejubelt. Peter Bierbrauer, Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft, blickte in seiner Ansage noch etwas weiter zurück und erinnerte an ein Konzert, das er 1973 an der Saarbrücker Uni besucht hatte. Zur damaligen Zeit saß bei den Aufnahmen der Band ein noch recht unbekannter Musiker namens Udo Lindenberg am Schlagzeug. Lindenberg war am Freitag natürlich nicht dabei, aber das hatte freilich auch niemand erwartet. Seit 55 Jahren steht Doldinger bereits auf der Bühne und ist mit über zwei Millionen verkauften Alben und rund 2000 Kompositionen, von denen einige wie "Das Boot" und die "Tatort-Melodie" Musikgeschichte schrieben, der erfolgreichste Jazzmusiker hierzulande. Mit seinen 74 Jahren vermittelte der Grand-Seigneur der deutschen Jazz-Szene noch immer eine enorme Spielfreude, die sich auch am Freitag im Handumdrehen aufs Publikum übertrug. Noch bevor er die ersten Töne auf seinem Saxophon gespielt hatte, stellte Doldinger seine Band vor, um dann mit "Riding on a Cloud" sein Best-Of-Programm zu eröffnen. Immer wieder richtete er sich mit kleinen Anekdoten ans Publikum und erzählte beispielsweise vom Hotel Riyad El Cadi in Marrakesch, das ihn zum gleichnamigen Titel inspiriert hätte ("Ein sehr originelles Haus, das man unbedingt besuchen sollte"). Von seinem Freund, dem in Neunkirchen geborenen Filmproduzenten Günter Rohrbach (Das Boot) richtete er Grüße aus, bedankte sich für die Einladung und gratulierte den Neunkirchern zu "dieser wunderbaren Halle, in der eine tolle Akustik herrscht". Von Starallüren keine Spur. Musikalisch reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. So zum Beispiel "Yellow Dream", vorgetragen in der Version von De-Phazz oder das sphärische, schwelgerische "Ataraxia", dessen Auftakt Doldinger im Anschluss als "heute besonders gut gelungen" bezeichnete. Dass die Lieder noch immer frisch und neu klingen - Passport wurde 1971 gegründet -, liegt auch dran, dass das Projekt stets offen für musikalische Neuerungen und Strömungen war und noch immer ist. Das Publikum in Neunkirchen war einmal mehr hingerissen und feierte die Band minutenlang mit stehenden Ovationen.

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