Ortskerne müssen gestärkt werden

Saarbrücken · Die Wiederbelebung auch kleiner Kommunen war gestern bei der Fachtagung „Nah und gut versorgt“ das Thema. Wie das funktionieren kann, zeigte ein Gast aus Rheinland-Pfalz, der sogar wieder Zuzug verzeichnen kann.

Dort wo früher Geschäfte waren, sind in vielen saarländischen Gemeinden nur noch leere Schaufenster zu sehen. Zwar gibt es in vielen Orten noch eine Metzgerei, einen Bäcker und einige andere Geschäfte, aber wie lange noch, das weiß niemand. Auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Saarland haben gestern Experten aus Politik, Handel und Stadtplanung in Saarbrücken über die Herausforderungen diskutiert, die der demographische Wandel für die Nahversorgung darstellt.

Die Bürgermeisterin von Quierschied, Karin Lawall (SPD), sagte: "Die Situation wird sich in den nächsten Jahren dramatisch verschlimmern. In Quierschied gibt es 1800 Immobilien, die jeweils nur von einer einzelnen Person bewohnt werden, die schon über 70 Jahre alt ist." Die Gemeinde habe ein Leerstandsmanagement eingeführt, um diese Entwicklung zu kontrollieren. Hierfür Stellen zu schaffen, sei schwierig gewesen, da zur gleichen Zeit anderswo Stellen abgebaut werden mussten, aber es habe sich gelohnt: "Plötzlich ist da Bewegung reingekommen und alle haben miteinander gesprochen." Vieles sei besser geworden: "Im Ortskern haben wir Rewe angesiedelt, das war ein Befreiungsschlag."

Der Rewe-Manager Günter Jung betonte die Notwendigkeit, den Ortskern zum Beispiel mit einem Paketdienst, einer Reinigung, einer Lotto-Toto-Annahmestelle attraktiv zu gestalten. Soll ein Supermarkt in den Ortskern, dann brauche das Platz: "70 Parkplätze benötigen wir mindestens, besser sind 120."

Der Immobilienmanager der Metro, Stephan Köhler, sagte: "Es wird nicht alles zu erhalten sein, was heute funktioniert." Dafür fehlten Einwohner und Kaufkraft. "Es wird dramatisch im Saarland. Die Einwohnerzahl wird bis 2030 von einer Million auf 800 000 sinken."

Ein Beispiel dafür, dass auch kleine Orte attraktiv sein können, ist das Moselörtchen Klausen mit seinen 1400 Einwohnern. "Der Ortskern, der muss belebt sein", sagte Alois Meyer, der Bürgermeister des bekannten Wallfahrtsortes. Daher habe er ein funktionierendes Lebensmittelgeschäft aufgebaut. "Backwaren und Fleisch machen immerhin 50 Prozent des Umsatzes aus." Dort kaufen dann auch die Mitarbeiter des Ganztagskindergartens im Ort ein. In Klausen siedeln sich so immer mehr Menschen an - inzwischen würden sogar Bauplätze knapp.

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