Orgelkonzert überzeugte durch technische Perfektion

St Wendel · Der Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel gastierte jetzt in der Wendelinusbasilika. Vor allem spielte er bei dem Konzert barocke und romantische Musik von Johann Sebastian Bach, Max Reger und Karl Höller.

Der Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel durfte sich über beachtlich viele Zuhörer freuen, als er in der Wendelinusbasilika ein Konzert mit vorwiegend barocker und romantischer Musik spielte. Den hohen Ansprüchen seines Programms blieb er nichts schuldig und begeisterte durch absolute technische Perfektion und souveräne Gestaltung.

Als Auftakt erklangen Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in F-Dur in virtuosem Tempo und mit fulminanten Pedalsoli; die Fuge begann kraftvoll und konnte sich noch prächtig steigern. Im Kontrast dazu stand als Meisterwerk Bachscher Frömmigkeit die Bearbeitung des Abendmahlslieds "Schmücke dich, o liebe Seele". Ruckdeschel inszenierte die elegant kolorierte Melodie vor dem Hintergrund eines sanften Flötentrios. Das Schwergewicht des Abends war Max Regers zweite Orgelsonate in d-Moll. Die Herausforderung durch diese Komposition, die bei höchsten technischen Anforderungen einen langen Atem zur spannenden Darstellung der vielgliedrigen Form braucht, schien der Solist zu genießen, ganz besonders, wenn er aus einem Pianissimo allmählich ein raumgreifendes Brausen entwickelte.

Der den zweiten Satz beschließende zarte Choral gelang dabei aber nicht minder als die wuchtige Fuge des dritten. Davor hatte Ruckdeschel eine "Ciacona" des Münchner Komponisten Karl Höller (gestorben 1987) platziert, ein breit angelegtes Variationenwerk, in dem er alle Möglichkeiten der Basilikaorgel einschließlich des neuen Glockenspiels ausnutzte.

Für die zuletzt vorgesehene freie Improvisation hatte Basilikakantor Klemm das Wendelinus-Lied "Hör uns loben dich und preisen" vorgeschlagen. Ruckdeschel überraschte damit, dass er über eine lange Strecke sehr spielerisch der eindeutigen Durtonalität der Melodie heterogene Hintergründe zugesellte, ohne in Stimmenzahl und Dynamik den Bereich der Kammermusik zu verlassen. Ein Forte, auch wieder durch ein "glockiges" Piano unterbrochen, war nur der krönende Schluss.

Als Zugabe hörte man ein "Carillon" ("Glockenspiel") von Ruckdeschels Passauer Vorvorgänger Walther Schuster, der das Amt 40 Jahre ausübte. Auch Ruckdeschel, der 2003 dort begann, darf man wünschen, dass er durch weitere Jahrzehnte musikalische Maßstäbe setzt.