"Organisierte Stimmungsmache"

Friedrichsthal. Am Aschermittwoch war für ihn "alles vorbei". Denn am 25. Februar ist Harald Hauch aus der CDU ausgetreten - nach 33 Jahren. Seit 20 Jahren sitzt er im Friedrichsthaler Stadtrat. Er war so etwas wie das soziale Gewissen der Partei. Viele Jahre war Hauch auch in der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA)

 Da war für ihn die politische Welt noch in Ordnung: Harald Hauch (Mitte) mit seinen Brüdern Adolf (links) und Dieter, die voriges Jahr mit ihren Vorderladerpistolen das Stadtfest anschossen. Foto: ll

Da war für ihn die politische Welt noch in Ordnung: Harald Hauch (Mitte) mit seinen Brüdern Adolf (links) und Dieter, die voriges Jahr mit ihren Vorderladerpistolen das Stadtfest anschossen. Foto: ll

Friedrichsthal. Am Aschermittwoch war für ihn "alles vorbei". Denn am 25. Februar ist Harald Hauch aus der CDU ausgetreten - nach 33 Jahren. Seit 20 Jahren sitzt er im Friedrichsthaler Stadtrat. Er war so etwas wie das soziale Gewissen der Partei. Viele Jahre war Hauch auch in der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Er war dort stellvertretender Kreisvorsitzender und Vertreter der CDA in zahlreichen Bundesausschüssen. Auch aus der CDA ist Harald Hauch ausgetreten.

Die Entscheidung, der CDU den Rücken zu kehren, sei ihm nach 33-jähriger Mitgliedschaft sehr schwer gefallen, sagt Harald Hauch im Gespräch mit der SZ. Aber nach unaufhörlichem "Mobbing" durch Friedrichsthaler "CDU-Größen" und der "organisierten" Stimmungsmache gegen seine erneute Kandidatur für den Stadtrat habe er keine andere Möglichkeit mehr gesehen und die Konsequenzen gezogen. Nach SZ-Recherchen wollte Hauch nur noch auf Platz 15 der Liste kandidieren. Auf einen vorderen Platz wollte er nicht. "Hauch wollte jüngeren Leuten Platz machen", sagt ein alter Christdemokrat, der nicht genannt werden will.

Bei der Kandidatur für Platz 15 erhielt Hauch bei der jüngsten CDU-Mitgliederversammlung nur 20 Ja-Stimmen, bei 23 Gegenstimmen.

Harald Hauch beklagt das Klima in der Friedrichsthaler CDU. "Wer nicht auf Linie marschiert und sich erlaubt selbst zu denken, der wird gemobbt oder fliegt", sagt der 70-Jährige, der für seine deutlichen Worte bekannt ist. Hauch ist jetzt bei den Friedrichsthaler Grünen eingetreten. Sein Stadtratsmandat will er behalten, künftig als Grüner. "Ich habe mir das Programm der Öko-Partei genau angesehen und fast 70 Prozent Übereinstimmung mit meinen Vorstellungen von Kommunalpolitik gefunden", sagt er, der die letzten zwölf Jahre seines Berufslebens freigestelltes Mitglied des Gesamtbetriebsrates von AEG Deutschland war.

"Harald Hauch ist bei unserer Mitgliederversammlung nicht mehr als Kandidat für die Stadtratsliste gewählt worden", erklärt die Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Friedrichsthal, Anja Wagner-Scheid. Sie bestätigt das Ergebnis von 23 Nein- und nur 20 Ja-Stimmen. Vor diesem Hintergrund wäre es sicher der richtige Weg gewesen, sich selbstkritisch zu hinterfragen und nicht anderen die Schuld für das schlechte Ergebnis in die Schuhe zu schieben, sagt Wagner-Scheid an die Adresse von Hauch. Es sei bedauerlich, dass er offensichtlich nicht bereit sei, das Ergebnis einer geheimen demokratischen Wahl zu akzeptieren.

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