Orden entschuldigt sich bei den Opfern
Homburg/Münster. Die Norddeutsche Ordensprovinz der Herz-Jesu-Missionare mit Sitz in Münster nimmt noch einmal Stellung zu den sexuellen Übergriffen von Patern der Gemeinschaft, die sich vor mehr als 25 Jahren im früheren Internat des Homburger Johanneums ereignet haben
Homburg/Münster. Die Norddeutsche Ordensprovinz der Herz-Jesu-Missionare mit Sitz in Münster nimmt noch einmal Stellung zu den sexuellen Übergriffen von Patern der Gemeinschaft, die sich vor mehr als 25 Jahren im früheren Internat des Homburger Johanneums ereignet haben.Der Orden sehe sich im Hinblick auf die in den vergangenen Wochen öffentlich geführte Diskussion dazu veranlasst, seinen Umgang mit den gegen Ordensmitglieder erhobenen Vorwürfen sexueller Übergriffe klarzustellen, heißt es in einer Pressemitteilung. "Dies ist deshalb erforderlich, weil insbesondere in Internet-Foren vereinzelt der Vorwurf erhoben wird, der Orden gehe nicht offensiv mit den Vorwürfen um und kläre nicht in ausreichendem Maße auf. Dies trifft nicht zu", heißt es in der Mitteilung, die vom Provinzial des Ordens, Pater Werner Gahlen (Foto: SZ/Reichhart), unterzeichnet ist. Gahlen war 26 Jahre Schulleiter des Johanneums.
Die Ordensleitung habe erstmals am 22. Februar dieses Jahres davon erfahren, dass frühere Internatsschüler des Johanneums Pater W. beschuldigt haben, an ihnen sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Am nächsten Tag habe der Provinzial des Ordens das Ordinariat in Münster hiervon unterrichtet. Noch am 23. Februar sei Pater W. von der Diözese Münster von allen priesterlichen Funktionen entbunden worden. Die Diözese habe ihn aufgefordert, unverzüglich seine Dienststelle in der Diözese zu verlassen. Bereits am 24. Februar habe Provinzial Gahlen Pater W. in eines der Klöster des Ordens ins Sauerland gebracht. "Am Nachmittag desselben Tages nahm Gahlen an einer Pressekonferenz im Johanneum teil, in der er alle ihm gestellten Fragen beantwortet hat", heißt es weiter.
Durch einen Anruf der Bewegung "Wir sind Kirche", die einen weiteren Ordensangehörigen, Pater R., beschuldigte, vor rund 25 bis 30 Jahren Kinder in sexuell motivierter Weise angefasst zu haben, habe die Ordensleitung erstmals von einem zweiten Missbrauchsfall erfahren. "Der Provinzial stellte daraufhin Pater R. zur Rede, der die Vorwürfe teilweise einräumte." Auch diesen Mitbruder habe die Ordensleitung sofort versetzt und bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe von sämtlichen priesterlichen Funktionen entbunden. "Die Presse wurde von uns noch am 25. Februar unaufgefordert unterrichtet."
Und weiter heißt es: "Wie diesem Ablauf zu entnehmen ist, hat die Ordensleitung nach Bekanntwerden der Vorfälle sofort reagiert, um einmal die gegen Ordensmitglieder erhobenen Vorwürfe aufzuklären und zum anderen dafür Sorge zu tragen, dass sich derartige Vorfälle nicht wiederholen können." Zusätzlich habe die Ordensleitung einen seit dem Jahr 2009 pensionierten Vorsitzenden Richter einer Großen Strafkammer des Landgerichts als neutralen Ansprechpartner für Missbrauchsopfer eingeschaltet. Damit habe sie dem Wunsch ehemaliger Schüler, die sich mit der derzeitigen Schulleitung des Johanneums in Verbindung gesetzt und darum gebeten haben, sich an jemanden wenden zu können, der weder dem Orden angehört noch Funktionen in der katholischen Kirche bekleidet, Rechnung getragen. Unter der von Richter Feltes seit mehreren Wochen frei geschalteten Telefonnummer hätten sich bislang vier "Beschwerdeführer" gemeldet. "Diese Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen und vollständig ausgewertet."
In der Pressemitteilung entschuldigt sich die Ordensleitung noch einmal im Namen der Herz-Jesu-Missionare der Norddeutschen Provinz ("wie dies auch der Provinzial mehrfach öffentlich getan hat") für "das, was uns anvertrauten Kindern durch Mitglieder des Ordens angetan worden ist. Wir alle empfinden darüber tiefe Scham." Dies habe der Orden auch auf seiner Homepage (www.hiltruper-missionare.de unter "Aktuelles") in seiner Erklärung zu den Missbrauchsfällen herausgestellt.
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