Ohrenschmaus und optisches Vergnügen
Bergweiler. Erlesene französische Barockmusik erklang am Hofe zu Versailles, als in Bergweiler die festlich-heitere Blasiuskapelle gebaut wurde
Bergweiler. Erlesene französische Barockmusik erklang am Hofe zu Versailles, als in Bergweiler die festlich-heitere Blasiuskapelle gebaut wurde. Im fünften Jahre der Bergweiler "Sonntagsmusiken" musizierten Barbara Mauch-Heinke und Nikolaus Norz (Barockviolinen), Daniela Wartenberg (Barock-Violoncello) und Rudolf Merkel, ein Meister auf der lautenartigen Theorbe, mit ansteckender Begeisterung und erklärten auch gerne den begierigen Zuhörern ihre besonderen Instrumente.Das Ensemble, das sich nach der historischen lateinischen Form des Ortsnamens Ladenburg benennt, ist auch in der Historie der Musik wohlbewandert und hat neben den bekannten Autoren Couperin und Leclair Komponisten in seinem Repertoire, deren Namen auch Spezialisten überraschen: Von dem seinerzeit viel bewunderten Konzertmeister Charles-Antoine Branche ist nur eine einzige Violinsonate erhalten, in der Barbara Mauch-Heinke bewies, dass die Barockvioline mit ihrem dunklen, weichen Klang ein erstaunliches Volumen entwickeln kann, wenn man dazu noch über die entsprechende Bogentechnik verfügt. Nikolaus Norz gab dem Schluss einer Ciacona von Jean-Marie Leclair geradezu dramatischen Charakter. In Werken von Jean-Féry Rebel und Jacques Aubert war das Zusammenspiel der beiden Violinen nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch ein optisches Vergnügen, wenn Mauch-Heinke und Norz, souverän über den Noten stehend, einander geradezu tänzerische Impulse gaben.
Auch Daniela Wartenberg scheint keine technischen Schwierigkeiten zu kennen. In einer Sonate von Jean-Baptiste Barrière, des virtuosesten französischen Cellisten des 18. Jahrhunderts, hatte sie Gelegenheit, Kantilenen prächtig zu kolorieren und mit Doppelgriffen und Arpeggien höchste Klangfülle zu erreichen.
Die große Überraschung des Konzerts war die statt eines Cembalos als Continuo-Instrument eingesetzte Theorbe, wegen ihres langen Halses, der die Bass-Saiten fast bis an die tiefsten Kontrabasstöne heranreichen lässt, von Rudolf Merkel liebevoll als "Giraffe" bezeichnet. In samtiger Tenorlage mischte sich ihr Klang vorzüglich mit dem des Cellos; ihre ungewöhnliche pentatonische Stimmung lässt erstaunen, erst recht, wenn man erfährt, dass die höchsten Saiten in der Mitte liegen.
Eine große Suite von François Couperin aus der Serie "Les Nations", der "grande Nation" Frankreich gewidmet, beendete die Folge der Darbietungen. Die einleitende "Sonata" wurde mit ihren rasch wechselnden Tempi ein Musterbeispiel der Ensemblekunst; in den übrigen Tanz-Sätzen wetteiferten die Geigen miteinander, und auch das Cello durfte seinen Teil zur Thematik beitragen. Ausdrucksstark war die Gigue mit ihrer Stufendynamik. Eine Chaconne brachte in ihren Variationen eine Vielfalt von "Affekten" (und auch Effekten, wie etwa perfektes Spiccato) und ein schwungvolles Menuett machte den Beschluss.
Als Dank für den anhaltenden Beifall der zahlreichen Zuhörer wurde "ein ganz kleiner" Jean-François Dandrieu als Zugabe gewährt.