"Ohne mein Fagott fehlt mir einfach was"

Saarbrücken. Das, was wir heute unter klassischer Musik verstehen, wurde in alten Zeiten nur in Kirchen und Adelshäusern aufgeführt. Erst nach der französischen Revolution bildeten sich in den Städten allmählich Orchestervereinigungen aus musikbegeisterten Bürgern. Im Verlauf des 19

 Dorothea Klesen (Mitte), ihre Töchter Anna Maria (links) und Franziska spielen im Orchestre Symphonique SaarLorraine. Foto: Dietze

Dorothea Klesen (Mitte), ihre Töchter Anna Maria (links) und Franziska spielen im Orchestre Symphonique SaarLorraine. Foto: Dietze

Saarbrücken. Das, was wir heute unter klassischer Musik verstehen, wurde in alten Zeiten nur in Kirchen und Adelshäusern aufgeführt. Erst nach der französischen Revolution bildeten sich in den Städten allmählich Orchestervereinigungen aus musikbegeisterten Bürgern. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts avancierten diese, meist von einem Berufsmusiker geleiteten Klangkörper, zu einem festen Bestandteil regionalen Kulturlebens. Diese Tradition ist noch heute lebendig. Im Großraum Saarbrücken tummeln sich viele Laien- und Liebhaberorchester. Manche von ihnen kommen in sinfonischer Stärke daher, andere präsentieren sich als filigranes Streicherensemble. Die meisten ihrer Mitglieder haben ihr Instrument bereits im zarten Kindesalter begonnen, manche haben vielleicht sogar eine Weile überlegt, das Hobby zum Beruf zu machen. Andere haben ihr Instrument erst in reiferem Alter für sich entdeckt. So entschied sich Dorothea Klesen erst mit vierzig Jahren für das Fagott. Die gebürtige Schmelzerin, die heute mit ihrer Familie in Eppelborn lebt, stammt aus einer musischen Familie. "Ich habe zunächst mit dem Klavier begonnen, dann kam die Geige hinzu und mit 14 konnte ich mich dann endlich durchsetzen und ein Blasinstrument beginnen", lacht Dorothea Klesen. Viele Jahre nahm sie Blockflötenunterricht bei Ingrid Paul, doch dann stand der Beruf im Vordergrund. Acht Jahre hat sie im Kindergarten gearbeitet, dann kamen fünf Kinder. "Als unser ältester Sohn, der heute 22 ist, anfing, Geige zu lernen, habe ich meine auch wieder ausgepackt", sagt Klesen. Alle Klesen-Kinder lernten Geige, Tochter Franziska, die heute Schulmusik in Saarbrücken studiert, wechselte schließlich zur Oboe. Gemeinsam machte sich die Familie über das neue Instrument schlau und stieß dabei auf das Fagott als tiefstes Doppelrohrblattinstrument. Irgendwie landete kurze Zeit später rein zufällig eines im Hause Klesen und Mutter Dorothea beschloss: "Das behalte ich und lerne es!" Ihren ersten Unterricht nahm sie bei einem Musikstudenten, wechselte schließlich zum pensionierten Orchestermusiker Jürgen Gode. "Mich hat das gereizt, Unterricht bei Lehrern ganz verschiedener Altersgruppen zu nehmen", meint Klesen. Tochter Franziska spielte schon im Orchestre Symphonique SaarLorraine, das aus dem Zusammenschluss von Tritonus und dem Orchestre de Sarreguemines entstanden war und einmal wöchentlich in Saarbrücken unter der Leitung von Götz Hartmann probt, als nach vier Jahren Fagottunterricht Mutter Dorothea ebenfalls zur Truppe stieß. "Das Spiel im Orchester war für mich eine ganz neue Welt, in der ersten Probe habe ich Blut und Wasser geschwitzt", erinnert sich Klesen. Heute liebt sie es, in entspannter Atmosphäre unter Gleichgesinnten Schubert, Beethoven und Mendelssohn zu musizieren. Mit Tochter Anna-Maria verstärkt ein weiteres Familienmitglied das Ensemble an den Geigen, und das Nesthäkchen steht bereits mit dem Cello in den Startlöchern. Privat hören die Klesens fast ausschließlich Klassik. Den Vormittag reserviert sich Mutter Dorothea für ihr Fagott. Rund eineinhalb Stunden übt sie täglich. "Ohne mein Fagott fehlt mir etwas, das ist einfach mein Instrument", sagt sie. sadorchestre-symphonique.de

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