„Oft genug lachen wir uns kaputt“

Dillingen · Diesen Begleiter wünscht sich keiner. Parkinson. Die Krankheit heißt nach dem Doktor, der sie das erste Mal beschrieben hat. Es erfordert Kraft und Mut, der Schüttelkrankheit entgegenzutreten. Beides stärkt die Selbsthilfegruppe.

 Sie machen als Redaktionsgäste bei der SZ Mut, aus dem Schneckenhaus raus zur Parkinson-Selbsthilfegruppe zu kommen (von links): Irma Leyendecker, Elisabeth Becker, Roman Leidinger und Heinz Becker. Foto: Thomas Seeber

Sie machen als Redaktionsgäste bei der SZ Mut, aus dem Schneckenhaus raus zur Parkinson-Selbsthilfegruppe zu kommen (von links): Irma Leyendecker, Elisabeth Becker, Roman Leidinger und Heinz Becker. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Mitglieder aus den Kreisen Saarlouis, Merzig-Wadern und wer will." Bezeichnend, wie die Vorsitzende der Regionalgruppe Dillingen-Saarlouis der Deutschen Parkinson Vereinigung es beschreibt. Irma Leyendecker hat es nicht so mit streng formalen Ausführungen. Sie ist mit dem Ehepaar Elisabeth und Heinz Becker sowie dem zweiten Vorsitzenden der Gruppe, Roman Leidinger, und Gymnastik- und Sportlehrerin Anne Nehrenberg zu Gast in der SZ-Redaktion.

Symptome oft unbeherrschbar

Heinz Becker, Leyendecker und Leidinger sind schwer erkrankt: Parkinson, zu deutsch oft auch Schüttelkrankheit oder -lähmung. Häufig sprechen Parkinsonkranke von ihrem Begleiter, wenn sie die Krankheit erwähnen. Die Symptome sind nämlich immer dabei. Zu lindern mit äußerst starken und nebenwirkungsreichen Medikamenten, aber viel zu oft unbeherrschbar - und unübersehbar.

Bei Keksen und Kaffee plaudern die Gäste munter drauf los, aber irgendeiner fällt immer wieder irgendwie auf. Leyendecker, die seit Gründung der 1994 deren Leiterin ist, muss von Zeit zu Zeit ihren Unterarm auf den Tisch pressen, um ihn ruhig zu halten. "Wenn ich nervös bin, wird es schlimmer", sagt sie. Das hat aber nichts mit dem Büro zu tun, versichert sie, bei den kurzen Worten zu Beginn jedes Gruppentreffens gehe es ihr genauso. Heinz Becker muss sich ebenfalls anstrengen gegen das Schütteln. Er ist Schriftführer des regionalen Parkinson-Vereins an der Unteren Saar. "Fantastisch, wie er das macht", loben ihn seine Vorstandskollegen. Falls noch jemand es nicht weiß: Parkinson hindert nicht an geistigen, kreativen und intellektuellen (Höchst-)Leistungen. Manches dauert aber manchmal länger, und deshalb ist Geduld wichtig, mit Parkinson besser klarzukommen.

"Und Gemeinsamkeit", sagt Leidinger. Zusammen ermutigen sich die Kranken, und es hilft nicht nur zu sehen, dass man nicht allein in der misslichen Lage ist, sondern auch zu erleben, wie andere es schaffen, obwohl sie vielleicht noch schlechter dran sind.

"Raus aus dem Schneckenhaus" ist die Devise. Am besten auch zur Bewegung, die wichtig ist und gut tut. Nehrenberg leitet die wöchentliche Gymnastik, dienstags ab 11 Uhr. Da geht es anscheinend unglaublich gelassen und heiter zu. "Oft genug lachen wir uns kaputt", sagen die Gruppenmitglieder, und Nehrenberg bestätigt: "Da braucht manchmal keiner mehr Bauchmuskeltraining." Schwimmen, Nordic Walking und Tischtennis sind weitere Sportarten, die den Parkinsonkranken gut tun.

Vielfältiges Programm

Jahresausflüge, Sommerfeste, Vorträge, Feiern: Vieles organisiert die Selbsthilfegruppe auch über die regelmäßigen Treffen hinaus. Die sind jeden dritten Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Gesundheitszentrum der Alois-Lauer-Stiftung in Dillingen, Dr.-Prior-Straße 3. Und immer zeigt sich dabei, dass Gemeinsamkeit stark macht.

Zum Thema:

Auf einen BlickRegionalgruppe Dillingen-Saarlouis der Deutschen Parkinson Vereinigung; für die Landkreise Merzig-Wadern und Saarlouis, aber auch offen für Parkinsonkranke und Angehörige aus anderen Orten.Kontakt: Irma Leyendecker, Poststraße 3, 66780 Rehlingen-Siersburg, Telefon und Fax (0 68 35) 27 65, E-Mail: irma.leyendecker@t-online.de; Roman Leidinger, Telefon (0 68 35) 9 35 10, E-Mail: roman _leidinger@web.de; Heinz Becker, Telefon (0 68 34) 5 51 26, E-Mail: heinz.becker@kylwalda.de. pumParkinson-Saarlouis-Dillingen.de

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