Offener Machtkampf bei Ökojägern

Saarbrücken. Der Streit im Ökologischen Jagdverband (ÖJV) des Saarlandes hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am Montag kam es zur Abspaltung einer Gruppierung, die Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) nahesteht. Sie gründete den Verband Ökologisch Jagen im Saarland (ÖJiS) - nach eigenen Angaben mit 15 Gründungsmitgliedern

 Die saarländischen Ökojäger nehmen sich derzeit vor allem gegenseitig ins Visier. Dabei wird aus allen Rohren geschossen. Foto: dpa

Die saarländischen Ökojäger nehmen sich derzeit vor allem gegenseitig ins Visier. Dabei wird aus allen Rohren geschossen. Foto: dpa

Saarbrücken. Der Streit im Ökologischen Jagdverband (ÖJV) des Saarlandes hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am Montag kam es zur Abspaltung einer Gruppierung, die Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) nahesteht. Sie gründete den Verband Ökologisch Jagen im Saarland (ÖJiS) - nach eigenen Angaben mit 15 Gründungsmitgliedern. Aus einem der SZ vorliegenden internen Schreiben der Gruppe geht hervor, dass ÖJiS den ÖJV Saar als Landesverband des ÖJV-Bundesverbands verdrängen will.Anlass des Streits ist eine gemeinsame Erklärung des ÖJV Saar (rund 50 Mitglieder) und der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS, rund 3000 Mitglieder) zum Entwurf von Umwelt-Staatssekretär Borger für ein neues Jagdgesetz. Darin kritisieren die beiden bis vor Kurzem noch verfeindeten Verbände unter anderem, dass dort ein "pauschaler Vorrang des Naturschutzes vor der Jagd" festgeschrieben werde. Sie fordern zudem, an der Fallenjagd und der Kirrung, einer Lockfütterung für Wild, festzuhalten. Streit gibt es auch um das so genannte Saugatter, in dem nach dem Willen des aktuellen ÖJV-Vorstands Jagdhunde an lebendem Schwarzwild ausgebildet werden sollen. Die ÖJiS-Gründer sehen in all diesen Positionen eine inakzeptable Annäherung an die VJS.

Der Auersmacher Grünen-Kommunalpolitiker Manfred Hoffmann, der dem ÖJV-Landesvorstand bis zu seinem kürzlichen Rücktritt angehört hatte und dem Borger-Flügel zugerechnet wird, teilte der SZ mit, dass die Zahl der ÖJiS-Mitglieder täglich zunehme. Näheres wolle er auf einer Pressekonferenz am kommenden Dienstag mitteilen. Obwohl dem amtierenden ÖJV-Chef Christian Schneider bisher noch keine Informationen über einen Austritt Borgers aus dem von ihm gegründeten Verband vorliegen, wird mit einem solchen Schritt allgemein in den nächsten Tagen gerechnet. Dafür spricht, dass etliche Funktionsträger von ÖJiS als Borger nahestehend gelten: Der Vorsitzende Hoffmann ist Grünen-Mitglied, die Ko-Vorsitzende Beatrice Stalter ist im Umweltministerium beschäftigt, der Vize-Vorsitzende Dieter Bonaventura ist aktuell Forstdirektor im Saarforst Landesbetrieb und Vorstandsbeisitzer Tino Hans ist Nachfolger von Borger als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Merzig-Wadern.

Hoffmann hatte ursprünglich über eine außerordentliche Mitgliederversammlung des ÖJV Vorstandsneuwahlen erzwingen wollen. Dazu, warum er diesen Plan nicht mehr weiterverfolgt, machte er gestern auf SZ-Anfrage keine Angaben. Er verwies lediglich auf die anstehende Pressekonferenz. ÖJV-Chef Schneider hat für Hoffmanns Vorgehen eine einfache Erklärung: "Die Borger-Truppe hat erkannt, dass sie nicht die Mehrheit im aktuellen Verband hat." Der ÖJV habe vor der Abspaltung über 60 Mitglieder gehabt und habe jetzt noch rund 50. Von einem "Zerfall" des ÖJV könne somit keine Rede sein. Ausgetreten seien nur "die Claqueure von Klaus Borger". Andererseits gebe es neue Eintritte - auch von VJS-Mitgliedern. Schneider will nach eigenen Angaben die Mitgliedschaft im ÖJV-Bundesverband beibehalten und daher mit diesem in einen "offenen Dialog" treten.

"Wir bekommen jeden Tag mehr Mitglieder."

ÖJiS-Chef Manfred Hoffmann

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