Obst- und Gartenbau im Wandel der Zeit

Freisen. Im Sommer 1902 wurde der Obst- und Gartenbauverein Freisen von den Lehrern Heinrich Tinette und Johann Petri gegründet. Bereits 1906 wurde das erste Kelterhaus an den Dreschschuppen angebaut. Aus dem Obst kochte man schon damals den beliebten Latwerg, einen Brotaufstrich, in Freisen. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Latwerg ein wichtiger Bestandteil der Ernährung

 Auch heute kochen die Mitglieder noch den Latwerg. Foto: Verein

Auch heute kochen die Mitglieder noch den Latwerg. Foto: Verein

Freisen. Im Sommer 1902 wurde der Obst- und Gartenbauverein Freisen von den Lehrern Heinrich Tinette und Johann Petri gegründet. Bereits 1906 wurde das erste Kelterhaus an den Dreschschuppen angebaut. Aus dem Obst kochte man schon damals den beliebten Latwerg, einen Brotaufstrich, in Freisen. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Latwerg ein wichtiger Bestandteil der Ernährung.Die Vereinstätigkeit ruhte, da fast alle Männer im Krieg waren. Nach Kriegsende und Gefangenschaft wurde der Verein neu belebt. Der Verein begann nun, den Obstbau zu ordnen und zu intensivieren. Am 30. Januar 1927 erstellte dann der Verein auf der Generalversammlung seine erste Satzung. Der Vorsitzende war Nikolaus Bier. In dieser Satzung war noch von der Pflicht zum Schutze und zur Pflege von Obstgehölzen und der Verpflichtung, unter Strafe jeden Frevel an Obstbäumen und jeglichen Obstdiebstahl zur Anzeige zu bringen, die Rede.

Anfang der 1930er Jahre, in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit, entstanden mehrere Gemeinschaftsanlagen von Obst- und Gartenbaukulturen. So entstanden auf dem Kahlenberg eine Sauerkirschanlage, in der Hohl eine Erdbeeranlage und im Stäbel Erdbeer- und Gemüseanlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerfielen diese Anlagen. Dabei hatten sie einen guten Ruf genossen. Das zeigte sich darin, dass man das Erntegut direkt von den Anlagen mit dem Flugzeug (Fieseler Storch) abholte und nach Trier zum Markt brachte.

Im Krieg und in den Jahren danach versuchte jeder, sich etwas für den Tisch anzupflanzen. Jedes noch so kleine Fleckchen Erde wurde mit Kartoffeln, Gemüse, Hackfrüchten und Salat bepflanzt. Im Kelterhaus und in Privathäusern wurde aus Zuckerrüben und auch aus Runkelrüben "Harzschmier" gekocht. Zunächst wurden die Blumen fast völlig aus den Gärten verdrängt, kamen aber wieder.

Mehr und mehr war Fachwissen gefragt. Alte und nicht mehr ertragreiche Obstbäume wurden durch Neuanpflanzungen ersetzt, aber auch Ziersträucher und Rosen zogen in die Gärten ein. Das Wetteifern um den schönsten Blumengarten begann. Die Vereinsführung griff allzu gerne dieses Streben auf und steigerte es noch durch Blumenwettbewerbe und Obstbauausstellungen. Der 1961 ins Leben gerufene Dorfverschönerungswettbewerb brachte ein weiteres Gebiet, auf dem der Verein tätig wurde. Ortsverschönerung, Heimat- und Landschaftspflege, Natur- und Umweltschutz erweiterten das Bild des Vereins. Im Jahre 1965 wurde ein neues Kelterhaus gebaut. Den neuen Aufgaben des Vereins wurde Rechnung getragen und der Name des Vereins am 1. März 1973 in "Verein der Garten- und Naturfreunde Freisen 1902" umbenannt. Im gleichen Jahr wurde bei einem Waldfest die Schutzhütte Hellerberg der Öffentlichkeit übergeben.

Legendär ist Leo Schmitt, der von 1972 bis 2002 stolze 30 Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke des Vereins lenkte. Zu den Hauptanliegen der vergangenen zehn Jahre gehörte die Sanierung und Substanzerhaltung des Kelterhauses. In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Naturschutzverein wurden in den vergangenen Jahren über 60 Obstbäume im Neubaugebiet "Heidenhügel" gepflanzt und die alten Obstanlagen mit über 200 Obstbäumen in Schnittkursen verjüngt. Die Pflege der Streuobstwiesen gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben des Vereins. Den neuen Altar an der Mariengrotte unterstützte der Verein finanziell. Altgärtnerisches Brauchtum wird heute noch gepflegt, wenn im Herbst alljährlich Latwerg gekocht und Sauerkraut zubereitet wird. kp

Auf einen Blick

Das Programm zum 110-jährigen Bestehen: Am Dienstag, 14. August, 19 Uhr, ist Vorabendschoppen am Kelterhaus. Nach dem Besuch der heiligen Messe an der Mariengrotte am Mittwoch, 15. August (Maria Himmelfahrt), gibt es am Kelterhaus Frühschoppen und Mittagessen. Ganztägig besteht die Gelegenheit, das Kelterhaus mit seinen Geräten zur Obstverarbeitung zu besichtigen.

Der Vorstand: Vorsitzender seit nunmehr zehn Jahren ist Bertold Weiten, sein Stellvertreter ist Siggi Zenner, Schriftführer Hermann Jung, Kassierer Joachim Alles, Laufkassierer Klaus Alles, Kelterwart Bernd Lorenz, Baumwart Heinz Lohpens, Umweltbeauftragter Christof Alles, Beisitzer sind Albin Alles und Wolfgang Klein. Der Verein hat zurzeit 163 Mitglieder. kp

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