Oberbürgermeisterin ist gegen Pascal-Denkmal in Burbach

Burbach. Wie bereits der Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks West, Claus Theres (SPD), hat sich nun auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD,) gegen das von der bundesweiten "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen" geplante Denkmal für den vor zehn Jahren verschwundenen Pascal (Foto: dpa) ausgesprochen

Burbach. Wie bereits der Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks West, Claus Theres (SPD), hat sich nun auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD,) gegen das von der bundesweiten "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen" geplante Denkmal für den vor zehn Jahren verschwundenen Pascal (Foto: dpa) ausgesprochen. Sie finde das Engagement "anerkennenswert", schreibt Britz an den Vorsitzenden der Initiative, Johannes Heibel. "Aber aus rechtlichen und inhaltlichen Gründen" könne sie dem Wunsch "nicht entsprechen"."Zur Aufstellung von Skulpturen und Mahnmalen im öffentlichen Raum gibt es in Saarbrücken klare und sinnvolle Verfahrensregeln", erklärt Britz in ihrem Brief. Zuständig sei letztendlich der Stadtrat. Nach Beratungen im Kulturausschuss des Rates und im Bezirksrat finde "üblicherweise unter Beteiligung der Kunstkommission des Stadtrates eine Ausschreibung oder ein Gestaltungswettbewerb statt". Danach entscheidet der Rat. Die Initiative hat bisher keinen Antrag gestellt, aber schon den Siegburger Künstler Bruno Harich dafür gewonnen, den Stein zu gestalten. Die Arbeiten am Denkmal haben bereits begonnen.

Die Stadt unterstütze "Beratungsstellen und Projekte, die engagiert und mit hoher fachlicher Qualität pädagogisch, präventiv oder therapeutisch tätig sind und eine überzeugende Öffentlichkeitsarbeit leisten", betont Britz. "Dies alles erscheint mir als eine sehr geeignete und wirkungsvolle Form des Kinderschutzes", schreibt sie. Sie habe sich mit diesen Institutionen und Fachleuten beraten. Das Ergebnis: "Bislang waren die Rückmeldungen ablehnend. So hat uns der Verein Nele (Verein gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen) in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass er den persönlichen Bezug, den das von Ihnen vorgeschlagene Denkmal zu den Opfern herstellt, für unangemessen hält. Die inhaltliche Ausrichtung sei für die Verarbeitung der erlebten Gewalttaten nicht hilfreich", teilt Britz Heibel mit.

Sie weist außerdem darauf hin, dass "das Schicksal des vermissten Pascal bislang trotz jahrelanger Ermittlungen und eines Mammut-Prozesses, in dem alle Angeklagten freigesprochen wurden, nicht aufgeklärt werden konnte". Auf einem Denkmal von sexuellem Missbrauch auszugehen, sei also falsch.

Vor diesem Hintergrund könne sie einem persönlichen Treffen mit Vertretern der Initiative nicht zustimmen, teilt die Oberbürgermeisterin dessen Sprecher mit. Der findet es "beschämend, wie die Oberbürgermeisterin hier argumentiert". Immerhin sei "ein Täter aus dem Verfahren ,Pascal' wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes verurteilt" worden - wenn auch in einem ganz anderen Prozess.

Meinung

Denkmal ja, Mahnmal nein

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Es müsse doch mal Schluss sein mit dieser Pascal-Geschichte. Und vor allem müsse Schluss sein damit, diese schlimme Geschichte immer mit Burbach in Verbindung zu bringen. Schließlich hätte das alles auch in jedem anderen Saarbrücker Stadtteil, überall in Deutschland passieren können. Es sei schlimm genug, dass Burbach das Tosaklausen-Image nicht los werde, da habe diese bundesweite Initiative, die keine Ahnung habe von Burbach, mit ihrem Denkmal gerade noch gefehlt. Dass nicht wenige Burbacher so denken, so empfinden, ist verständlich.

In einem Punkt haben diese Burbacher recht: Die Initiative sollte ihre Denkmalpläne aufgeben. Allerdings nicht, weil ein Denkmal unbequem wäre, sondern weil das Denkmal etwas behaupten würde, was nicht einmal einer der langwierigsten Prozesse der saarländischen Gerichtsgeschichte belegen konnte - dass Pascal sexuell missbraucht wurde. Von daher ist die Position der Oberbürgermeisterin nicht beschämend, wie die Initiative sagt, sondern korrekt.

Ein Mahnmal gegen sexuellen Missbrauch, auf dem Pascals Name steht, braucht Burbach nicht. Eines darf aber nicht vergessen werden: Da ist ein Junge verschwunden. Und auch zehn Jahre danach fehlt von ihm jede Spur. Daher ist ein Gedenkstein für Pascal angebracht. Dazu brauchen wir aber keine Initiative von irgendwoher. Das sollten wir Saarbrücker selbst in die Hand nehmen.

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