Nun erklingt der Schlussakkord

Neunkirchen · Am Sonntag, 10. November, verabschiedet sich der Anton-Bruckner-Chor Neunkirchen, ehemaliger MGV Germania, aus der Neunkircher Kulturszene. Das Konzert findet um 17 Uhr im Martin-Luther-Haus statt.

 Seit 1890 besteht der Anton Bruckner-Chor. Jetzt wurde für das letzte Konzert am 10. November im Martin-Luther-Haus in Furpach mit Chorleiter Helmut Werz im Gasthaus Sorg geprobt. Foto: Willi Hiegel

Seit 1890 besteht der Anton Bruckner-Chor. Jetzt wurde für das letzte Konzert am 10. November im Martin-Luther-Haus in Furpach mit Chorleiter Helmut Werz im Gasthaus Sorg geprobt. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Nicht nur dem 84-jährigen Hütteningenieur Julius Brabänder wird dieser Abschied schwerfallen. Über 50 Jahre hat der heutige Ehrenvorsitzende den Anton-Bruckner-Chor geleitet. Im Laufe der Jahre aber blieben die jungen Nachwuchssänger dem Chorgesang fern; die Stimmen der "alten Sänger" wurden brüchig. Nun verabschiedet sich der verdiente Chor mit noch 20 Sängern aus der Neunkircher Kulturszene. Der Anton-Bruckner-Chor war der einzige, weltliche Chor, der bis heute noch in der Innenstadt aktiv war. Er wird eine große Lücke hinterlassen.

Dabei war gerade dieser Chor, früher auch MGV Germania geheißen, aus dem Neunkircher Kulturleben nicht wegzudenken. Die Feststellung vom starken Stück Neunkirchen wächst im Zusammenhang mit dem Bruckner-Chor über das Floskelhafte hinaus.

Auf den Punkt brachte zur 100-Jahr-Feier der damalige Kultusminister des Saarlandes, Diether Breitenbach, die Bedeutung des Chores: "Der Chor beschenkt seine Mitbürger nicht nur mit Konzerten oder kirchenmusikalischen Veranstaltungen, mit Beiträgen zu städtischen Festen, Ehrungen und Seniorentagen, auch die Städtepartnerschaft zu Mantes-la-Ville und Lübben werden von den Sängern bewusst unterstützt." Die Bedeutung des geselligen Lebens innerhalb des Vereins unterstreicht Barbara Sattler, Ehefrau des aktiven Sängers Gerd Sattler: "Gern erinnern wir uns der Weihnachtsfeiern, Jahresabschlussfeiern, Sängerreisen und anderer Familienfeste." Und was wäre dieser Chor ohne seine großen Dirigenten. Julius Brabänder nennt vor allem Roloff Selle ("Er hat uns wesentlich geprägt"), aber auch den aktuellen Dirigenten Helmut Werz, "den geduldigen Chorleiter mit viel Engagement und einer glücklichen Hand für geeignete Literatur". Chormusikdirektor Gustel Weber wird genannt, Vinzenz Haab und andere.

Julius Brabänder gerät ins Schwärmen über Konzerte mit prominenten Sängern, beispielsweise mit Tenor Joachim Kraus. Nicht vergessen darf man die Auftritte des Bruckner-Chores als "Scheiwa Atzele" im Programm der "Neinkeijer Plätsch". Hier trat Julius Brabänder auch als einfühlsamer und niveauvoller Büttensänger auf. Wie der mit Leib und Seele engagierte Brabänder waren und sind die Chormitglieder alle bekannte Neunkircher Persönlichkeiten. Sie gehören allerdings der älteren Generation an, in Teilen noch der Hüttengeneration. Nun ist der bedeutende Verein Geschichte. Den Schlussakkord dirigiert Helmut Werz.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Geschichte des Chores: 4. Mai 1890: Der Männergesangverein Germania wird gegründet. 1929: Ein Knabenchor wird gegründet. 1939: Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tätigkeit des MGV Germania und des MGV Freiheit eingeschränkt. 1946: Die Sequesterverwaltung erlaubt drei Sängervereinen, ihre Tätigkeit aufzunehmen: MGV Saargold (Unterstadt), MGV Harmonie (Stadtmitte) und Sängergemeinschaft Freiheit auf der Scheib. Juni 1948: MGV Germania und MGV Freiheit versuchen einen neuen Verein zu gründen, mit neutralem Namen. Jetzt nennt sich der Männergesangverein Anton-Bruckner-Chor.Die Vorsitzenden: Ab 1890: A. Anschütz, Johann Baus, Karl Ludwig, Karl Berth, Karl Müller, Julius Brabänder, Kurt Janes, Julius Heylmann, Julius Brabänder (insgesamt 53 Jahre) und Gunder Stolz.Die Dirigenten: Ab 1890: Theodor Höfner, Wilhelm Schmidt, Roloff Selle, Gustav Weber, Vinzenz Haab und seit 1987 Helmut Werz. gm