Noch schnell Öltank voll machen?"Der Gaspreis könnte aus heutiger Sicht sogar leicht sinken"

St. Wendel. Für viele Heizölkunden hat sich das Warten, besser gesagt: das Abwarten gelohnt. Die Preise sind derzeit niedrig wie schon lange nicht mehr. Deshalb schnell die Haustanks voll machen, mögen da die Abnehmer denken. Doch Pustekuchen. Alle Händler in der Region werden der gestiegenen Nachfrage kaum noch Herr. Zumindest nicht von heute auf morgen

 Endlich, das günstige Heizöl ist da! FOTO: Bilderwerk

Endlich, das günstige Heizöl ist da! FOTO: Bilderwerk

St. Wendel. Für viele Heizölkunden hat sich das Warten, besser gesagt: das Abwarten gelohnt. Die Preise sind derzeit niedrig wie schon lange nicht mehr. Deshalb schnell die Haustanks voll machen, mögen da die Abnehmer denken. Doch Pustekuchen. Alle Händler in der Region werden der gestiegenen Nachfrage kaum noch Herr. Zumindest nicht von heute auf morgen. Und so müssen sich Heizölkunden mitunter wochenlang in Geduld üben, bis die Tankwagen vorfahren. "Zehn Tage Lieferzeit akzeptieren unsere Kunden inzwischen", sagt Heizölhändler Paul Jungblut aus Oberthal. Er bestätigt: "Die Leute tanken mehr, nach dem sie abgewartet haben." Und er vermutet: "Wer jetzt kauft, ist auf der sicheren Seite." Ohnehin könne er beim Preis "nicht jedes Zittern an der Börse mitmachen". Und auch wegen des bevorstehenden Winters sollte nun nicht länger gezögert werden. "Wenn erst Schnee und Matsch auf den Straßen liegen, wird es mit der Lieferung noch schwieriger", argumentiert Jungblut, dessen Unternehmen auch mit festen Brennstoffen wie Briketts und mit Baumaterialien handelt. "Wir können derzeit nur unsere Stammkunden, die leere Tanks haben, in zwei Tagen bedienen", berichtet Heiko Seibert, der St. Wendeler Niederlassungsleiter von Schuster und Sohn, Kaiserslautern. "In den vergangenen drei Wochen hat sich alles geballt", umschreibt er die verstärkte Lust auf Heizöl. Weshalb es derzeit - auch bei fünf eingesetzten Tankfahrzeugen - nicht ohne "zwei, drei Wochen Wartezeit" abgehe, sagt Seibert.Mit zwei Tankfahrzeugen, statt, wie bislang ausreichend, mit einem ist die Firma Schirra, die auch von Kastel aus agiert, derzeit unterwegs. Dennoch muss Mathias Schirra seine Kunden auf Lieferzeiten von "vier bis fünf Wochen" vertrösten: "So eine Situation hatten wir noch nie. Denn viele Kunden tanken wegen des niedrigen Ölpreises noch mal nach.""Der größte Ansturm ist wohl vorbei", glaubt der Inhaber von Lauer Energiehandel, Hofeld, Markus Lauer. "Es ist ruhiger geworden." Gleichwohl kann es bei ihm 14 Tage dauern, bis er seinen Kunden das gewünschte Heizöl in die heimischen Tanks pumpen kann. Wo die Behälter aber bereits so gut wie leer sind, käme eines seiner beiden Fahrzeuge auch schneller: "Wir lassen doch niemand kalt sitzen!" Herr Bauer, die oft kritisierte, seit den 1960er Jahren bestehende Ölpreisbindung des Gases müsste ja jetzt - vor dem Hintergrund sinkender Ölpreise - die positive Folge haben, dass die Gaspreise fallen, oder etwa nicht?Dietmar Bauer: So schnell geht das nicht. Die Basis für solcherart Vorhaben ist der vom statistischen Bundesamt ermittelte Mittelwert des Preises für leichtes Heizöl aus sechs Monaten. Auf dessen Grundlage bilden sich zu jedem Quartalsbeginn, das wäre aktuell der 1. Januar 2009, neue Gaspreise. Also ist für dieses Quartal sozusagen der Zug abgefahren?Bauer: Zumindest werden wir im gerade laufenden Quartal sehen, wie sich die Preise entwickeln. Und dann könnten in St. Wendel ab dem 1. Januar, also zu Beginn des neuen Quartals, die Gaspreise sinken?Bauer: Das ist wie der Blick in eine Glaskugel. Gerade hat ja die Organisation Erdöl exportierender Länder, kurz Opec genannt, beschlossen, die Ölförderung zu drosseln, um den Preisverfall wegen der derzeit geringeren Nachfrage zu stoppen. Alleine solche Meldungen vermögen es, die Preise wieder steigen zu lassen. Auch hängen die Ölpreise maßgeblich vom Wert des Dollar ab. Wenn der stärker wird, wird Heizöl wieder teurer. Man muss abwarten, wie sich der Ölpreis und der Dollar in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln.Nun lassen Sie uns aber doch mal in die Glaskugel schauen!Bauer: Also, wenn es mit den Heizölpreisen weiter nach unten geht, dann brauchen wir als Stadtwerke den Gaspreis im Januar zumindest nicht erhöhen. Er könnte aus heutiger Sicht sogar leicht sinken.

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