Noch in 33 Schulen explosive Pikrinsäure

Saarbrücken. 33 Schulen haben dem Aufruf des saarländischen Kultusministeriums, den hochexplosiven Gefahrenstoff Pikrinsäure in ihren Chemiebeständen zu melden, bisher Folge geleistet. Wie die Entsorgung vonstatten gehen soll, ist allerdings ungewiss. Das hängt davon ab, ob sich die Pikrinsäure im gefährlichen trockenen Zustand befindet

Saarbrücken. 33 Schulen haben dem Aufruf des saarländischen Kultusministeriums, den hochexplosiven Gefahrenstoff Pikrinsäure in ihren Chemiebeständen zu melden, bisher Folge geleistet. Wie die Entsorgung vonstatten gehen soll, ist allerdings ungewiss. Das hängt davon ab, ob sich die Pikrinsäure im gefährlichen trockenen Zustand befindet. "Sprengungen müssen wir wohl keine mehr vornehmen", sagte Annette Reichmann vom Kultusministerium jetzt auf SZ-Anfrage. Bisher gab es im Saarland insgesamt acht Sprengungen von eingetrockneter Pikrinsäure in Schulen und Apotheken (die SZ berichtete). Nun läge der Stoff in 18 der 33 Schulen in phlegmatisierter Form vor, das heißt, die Säure ist mit Wasser vermischt und somit ungefährlich. Pikrinsäure wird ausschließlich im trockenen Zustand zum Sprengstoff. Reichmann ist sicher: "An keiner Schule besteht eine Gefahr." Trotzdem soll der Stoff raus aus den Schulen. Angedacht sei ein Sammeltransport mit anschließender Verbrennung in einem Spezialofen. An den 15 Schulen, wo die hochexplosive Pikrinsäure lagert, seien derzeit Fachleute unterwegs und "prüfen wie der Abtransport erfolgen kann", sagteReichmann. Auch andere Gefahrenstoffe, die im Chemieunterricht nicht zwingend erforderlich sind, werden derzeit geprüft. Eine Arbeitsgruppe soll die Richtlinien zum Umgang mit Gefahrenstoffen in Schulen überarbeiten. Ziel sei, Gefahrenstoffe vollständig zu entfernen und nur dann zuzulassen, wenn sie für den Unterricht unerlässlich sind. Das Land Thüringen hat bereits 1998 alle Explosivstoffe aus den Schulen entfernt. Wann die Pikrinsäure aus Saar-Schulen abgeholt wird, konnte Reichmann nicht sagen. Derzeit sei man mit Firmen im Gespräch, die in der Lage sind, die Entsorgung zu übernehmen.Das gleiche gilt für die Apotheken. Von den 343 Apotheken im Saarland habe derzeit ein Drittel auf den Aufruf der Apothekerkammer reagiert, berichtet Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer. "Nicht alle haben tatsächlich einen Abtransportbedarf", sagte Wohlfeil der SZ. Die restlichen zwei Drittel seien von der Aktion sowieso nicht betroffen, da die Pikrinsäure dort sicher - sprich feucht - gelagert sei. Sollte aber ein Abtransport erforderlich sein, kämen auf die betreffenden Apotheken Kosten in Höhe von 100 bis 150 Euro zu. Wer allerdings die Pikrinsäure Sprengungen bei saarländischen Apotheken durch Kripo-Experten bezahlen muss, sei unklar. Wenn der Stoff aus den Apotheken entfernt sei, brauche er nicht mehr ersetzt zu werden, erklärte Wohlfeil. Das sei mit dem Gesundheitsministerium so abgestimmt, obwohl die Apothekerkammerverordnung vorsieht, dass jede Apotheke Pikrinsäure im Bestand führen muss. "An keiner Schule besteht eine Gefahr." Annette Reichmann, Sprecherin des Kultusministeriums

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