Noch einmal pumpen - dem Trinkwasser zuliebe

Großrosseln. Nach der Schließung der Bergwerke in Lothringen und im Warndt wurden die Pumpen abgeschaltet, die einst die untertägigen Grubengebäude trocken hielten; tief unter der Erde steigt das Wasser wieder an

 Auf ihr gutes Trinkwasser sind sie stolz: Hermann Schon, Betriebsleiter des Wasserzweckverbandes Warndt, Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene und Schons Vorgänger Wolfgang Desgranges (von rechts). Foto: Jenal

Auf ihr gutes Trinkwasser sind sie stolz: Hermann Schon, Betriebsleiter des Wasserzweckverbandes Warndt, Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene und Schons Vorgänger Wolfgang Desgranges (von rechts). Foto: Jenal

Großrosseln. Nach der Schließung der Bergwerke in Lothringen und im Warndt wurden die Pumpen abgeschaltet, die einst die untertägigen Grubengebäude trocken hielten; tief unter der Erde steigt das Wasser wieder an. Wie das vonstatten geht, darüber informierten jüngst zwei Fachleute von der RAG Deutsche Steinkohle (DSK) den Großrosseler Gemeinderat: Otto Uhl, früher Werksmarkscheider des Bergwerks Warndt/ Luisenthal, heute in Herne zuständig für allgemeines Markscheidewesen, und Axel Schäfer, Leiter der saarländischen DSK-Bergschadensabteilung. Kommunalpolitiker und Bürger hatten viele kritische Fragen dazu. Sie betrafen einerseits die Folgen des Wasseranstiegs für Naßweiler (wir berichteten). Und andererseits mögliche Auswirkungen auf das Trinkwasser, das aus der Buntsandstein-Schicht im Warndt ans Tageslicht gepumpt wird. Auf dessen hohe Qualität ist der Wasserzweckverband Warndt, der die Trinkwasserbrunnen in der Region betreut, sehr stolz. Etwa Ende 2010, so berichteten Uhl und Schäfer, wird das Grubenwasser, das jetzt noch rund 600 Meter unter der Erdoberfläche in der Karbon-Schicht steht, die untersten Buntsandstein-Lagen erreichen. Im Gegensatz zum Grundwasser im Sandstein, das sich aus Niederschlagswasser speist und entsprechend sauber ist, enthält es Verunreinigungen: Salze, die es ausspült aus der Karbonschicht. Diese Fracht, so Uhl, sei im Saarland deutlich geringer als etwa an der Ruhr. Aus erdgeschichtlichen Gründen: Als vor Jahrmillionen die Kohle entstand, bedeckte Meer das heutige Ruhrgebiet, während sich hierzulande ein Binnensee ausdehnte. So steckt im hiesigen Tiefen-Gestein entsprechend weniger Salz. Dennoch kann sich das Grubenwasser qualitativ nicht messen mit dem unbelasteten Grundwasser im Buntsandstein. Es sei daher nötig, sagten die beiden Markscheider, beim Beginn der Buntsandstein-Flutung kontrollierend einzugreifen, sprich: noch einmal die Pumpen einzuschalten. Damit will man das ansteigende Grubenwasser "kurz halten", es soll nicht von unten her eindringen in die Sandsteinschicht, den Trinkwasserleiter. Man müsse an diesem kritischen Punkt dafür sorgen, dass der Sandstein bis in die tiefsten Lagen nur durch Wasser-Bewegungen von oben nach unten geflutet würde, also mit sauberem Grundwasser. Sei das einmal erreicht, schichte sich das qualitativ unterschiedliche Wasser gleichsam von selbst - durch die Schwerkraft: Das salzhaltige Grubenwasser besitzt ein höheres spezifisches Gewicht als das unbelastete Grundwasser. Zur Sicherheit nehme man regelmäßig Proben.Wo denn deren Ergebnisse seien, fragten mehrere Ratsmitglieder. Sie lägen den Behörden auf beiden Seiten der Grenze vor, antwortete Uhl; "über eine Veröffentlichung kann ich nicht entscheiden". Damit aber wollten sich die Kommunalpolitiker nicht zufrieden geben. Sie kritisierten die bisherige - schlechte - Informationspolitik und forderten energisch Transparenz ein. Messwerte inklusive - grenzüberschreitend und auch in deutscher Sprache.

Auf einen BlickDie ehemalige Grube Luisenthal ist vom Wasseranstieg nicht betroffen, dort laufen die Pumpen weiter; die Schächte dienen der Förderung von Grubengas. Am 12. November, 17.30 Uhr, informieren DSK-Experten den Kohle-Ausschuss des Völklinger Stadtrats über den Nach-Bergbau-Grundwasseranstieg. Das Gremium tagt öffentlich im Sitzungssaal des Neuen Rathauses. dd

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