Reformationsjubiläum „Niemand soll auf der Strecke bleiben“

Saarbrücken · Beim Gottesdienst zum Reformationsjubiläum in der Ludwigskirche haben die Festredner zur Solidarität mit den Bedürftigen aufgerufen.

 Anlässlich des Reformationsjubiläums wurde die Saarbrücker Ludwigskirche blau angestrahlt.

Anlässlich des Reformationsjubiläums wurde die Saarbrücker Ludwigskirche blau angestrahlt.

Foto: BeckerBredel

Die Saarbrücker Ludwigskirche ist in ein festliches Luther-blaues Lichtkleid gehüllt und in ihrem barock-weißen Inneren bis auf den letzten Platz besetzt. 20 000 Zuschauer, so das Ergebnis der Einschaltquoten, erleben zudem in einer Live-Übertragung des Saarländischen Rundfunks (SR) die zentralen Feierlichkeiten im Saarland zum 500. Reformationsjubiläum zeitgleich am Bildschirm mit. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, ruft in seiner Predigt Kirche und Gesellschaft dazu auf, sich mit „Blick für die Verlierer und Ohr für die Abgehängten“ mehr für arme Menschen, Alleinerziehende und Flüchtlinge einzusetzen. „Niemand soll auf der Strecke bleiben. Jesus lädt zur Umkehr ein“, sagt er. Spontanen Applaus als Festredner ernten bei der Reformations-Jubiläumsfeier auch der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die die ökumenischen Impulse des Luther-Jahres loben.

Für die mehr als 800 Besucher des Gottesdienstes am Montag mit anschließendem Festakt und Cremant-Empfang der Evangelischen Kirchenkreise an der Saar mussten wegen noch größerer Nachfrage eigens Einlasskarten ausgegeben werden. Mit viel Landesprominenz aus Politik und Gesellschaft in den vorderen Bänken stimmten die Gläubigen zu Beginn in das Lied „Nun freut euch, lieben Christen g‘mein“ ein. Kramp-Karrenbauer las aus dem Alten Testament Jona 3 und Superintendent Christian Weyer („Glaube macht gesund“) aus dem Matthäus-Evangelium. Präses Rekowski stellte seine Predigt unter das Motto „Tut Buße! Kehrt um!“. Er rief dazu auf, nicht gegeneinander, sondern miteinander zu agieren und niemanden abzuschreiben oder zurückzulassen.

Nach Fürbitten für die Schwachen, dem gemeinsamen Vaterunser, Segen und Halleluja schloss sich dem von der Band The Beavers, 90 Chormitgliedern, Posaunisten und Orgelmusikern umrahmten Gottesdienst ein von SR-Fernsehjournalist Joachim Weyand moderierter Festakt an. Bischof Ackermann, der sich zur Ökumene bekannte und die Probleme der katholischen Kirche nach Missbrauchsfällen nicht verleugnete, sagte dabei: „Christus ist unsere verbindende Mitte.“ Er selbst sei in diesem Jahr erstmals an Luthers Thesenanschlag-Ort Wittenberg gewesen und in seinem Trierer Bischofsgarten blühe seit diesem Herbst eine Luther-Rose.

 Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, predigte am Montag vor rund 800 Zuhörern in der Ludwigskirche.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, predigte am Montag vor rund 800 Zuhörern in der Ludwigskirche.

Foto: BeckerBredel

Regierungschefin Kramp-Karrenbauer bekam den meisten Applaus dafür, dass sie Christen, Juden, Moslems und Nichtgläubige mit den Worten „Alle sind Teile der Gesellschaft“ zu einem toleranten Miteinander aufrief. Zugleich hob sie hervor, das überwiegend katholische Saarland habe sich als erstes Bundesland für einen gesetzlichen Feiertag zum Reformationsjubiläum eingesetzt. Ehrenamtliche aus den evangelischen Gemeinden berichteten, die Saarländer hätten im Reformations-Jubiläumsjahr 22 neue Thesen formuliert, darunter „Tablets statt Gesangbücher – Die Reformation geht weiter“ oder „Ökumene: Wann feiern wir das gemeinsame Abendmahl?“. Von aufgestellten blauen Luther-Büsten in den Kirchengemeinden über Sprüche wie „Make church great again“ („Mach die Kirche wieder groß“) – wohl in Anlehnung an Trumps Wahlkampf-Slogan „Make america great again“ – bis hin zu Luther-Playmobilfiguren und einem Büchlein mit Luther-Zitaten und Karikaturen reichten die Aktivitäten. Fazit des evangelischen Superintendenten Christian Weyer: „Das Luther-Jubiläumjahr hat im Saarland die Erwartungen weit übertroffen.“

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