"Niemals zu Hitler!"

Sulzbach. Mit einer Ausstellung im Salzbrunnenhaus begeht die Stadt Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Stiftung Demokratie Saarland sowie dem örtlichen DGB ein denkwürdiges Ereignis, das sich vor genau 75 Jahren zugetragen hat: Es geht um eine Kundgebung, die der Historiker Joachim Heinz mit all ihren Details dokumentiert hat

Sulzbach. Mit einer Ausstellung im Salzbrunnenhaus begeht die Stadt Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Stiftung Demokratie Saarland sowie dem örtlichen DGB ein denkwürdiges Ereignis, das sich vor genau 75 Jahren zugetragen hat: Es geht um eine Kundgebung, die der Historiker Joachim Heinz mit all ihren Details dokumentiert hat. Heinz, hauptberuflich bei der Saar-Landesregierung beschäftigt und in seiner Freizeit im Vorstand der Stiftung Demokratie aktiv, erinnert an Sulzbach als "Hochburg der sozialistischen Arbeiterbewegung". Konkret geht es um den 26. August 1934.

Aufruf in der Volksstimme

Damals hatten die Nationalsozialisten die saarländische Bevölkerung zu einer Großkundgebung für die Rückgliederung der Saar an Deutschland auf den Ehrenbreitstein in Koblenz eingeladen. Zehntausende Saarländer und Saarländerinnen, so Historiker Heinz, ließen sich mit Sonderzügen kostenlos nach Koblenz bringen, um der Kundgebung mit Adolf Hitler beizuwohnen. Am gleichen Tag rief die Status-quo-Bewegung im Saargebiet zu einer "großen Heerschau der gesamten Antifaschistischen Front des Saargebietes in Sulzbach" auf. In der Saarbrücker Volksstimme vom 20. Juli 1934 hieß es in einem entsprechenden Aufruf: "Die zehntausenden Männer und Frauen des arbeitenden Volkes werden dort ihren unerschütterlichen Willen und ihre unwiderstehliche Kraft zur Niederwerfung der braunen Volksfeinde an der Saar demonstrieren. Von dort wird über das ganze Saargebiet der Schwur erhallen: Niemals zu Hitler! (…) Ehrenbreitstein - das heißt Freibrief für die Mörder Hitler, Göring und Goebbels zu neuen Mord- und Raubzügen gegen das deutsche Volk im Reich und an der Saar (…). Sulzbach - das ist Bekenntnis zur Freiheit! (…). In Sulzbach marschieren am 26. August die Sieger von morgen." Die antifaschistische Einheitsfront des Saargebietes, schreibt Joachim Heinz, die sich Anfang Juli aus SPD und KPD zur Verhinderung der Rückgliederung des Saargebietes zu Hitlerdeutschland gebildet hatte, konnte für die "Sulzbacher Heerschau" zwischen 60 000 und 100 000 Menschen mobilisieren.

Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Heinz: "Aus allen Teilen des Saargebietes kamen in Marschkolonnen, zu Fuß, mit dem Bus oder per Bahn, begleitet von Musikgruppen, Zehntausende in den Friedrich-Ebert-Hain in Sulzbach, eine Hochburg der sozialistischen Arbeiterbewegung im Saarrevier. SPD und KPD hatten sich auf ein fast vierstündiges Programm geeinigt." Neben dem saarländischen KPD-Vorsitzenden Fritz Pford und dem Chef der Saar-Sozialdemokraten, Max Braun, sprach mit Pater Hugolinus Dörr auch ein katholischer Geistlicher, was große Aufmerksamkeit hervorrief und ihm von der nazistischen Deutschen Front heftige Angriffe einbrachte.

Klima der Angst

Die Begeisterung, die die Sulzbacher Kundgebung bei den Teilnehmern erzeugte, hielt nicht lange vor. Der Druck der "Deutschen Front" auf die Rückgliederungsgegner wurde immer gewaltiger. Sie wurden, so Heinz, vielfach gemieden, in Geschäften nicht mehr bedient, aus der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt, "Kinder von sozialdemokratischen oder kommunistischen Eltern in der Schule diffamiert und verprügelt". Ein Klima der Angst und Verunsicherung ließ die Zahl der Protestler schrumpfen. Am Ende stimmten über 90 Prozent der Saarländer für die Rückgliederung zu Deutschland.

Heinz: "Trotz dieser Entwicklung bleibt festzuhalten: Die Kundgebung am 26. August 1934 in Sulzbach war in den Jahren 1933-1935 die größte antifaschistische Kundgebung auf deutschem Boden. Mut und antifaschistisch-demokratische Grundeinstellung vieler Saarländerinnen und Saarländer zeigten dem Ausland das andere deutsche Gesicht."

Die Ausstellung zum Sulzbacher Freiheitstag vor 75 Jahren wird heute um 17.30 Uhr von Bürgermeister Hans Werner Zimmer im Salzbrunnenhaus eröffnet. Zu sehen ist sie bis einschließlich 17. September.

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