"Nichts ist mehr so selbstverständlich wie früher"

Emmersweiler. Es gab Zeiten, da konnte Hans Groß den Unterschied "zwischen Senf und Nutella nicht schmecken", wie er sagt. Folge der Chemotherapie, der sich der leukämiekranke Emmersweiler unterziehen musste. Mittlerweile hat er wieder 15 Kilo zugenommen. Er sieht gut aus, als er gestern Vormittag die Haustüre öffnet

 Schach spielt Hans Groß vorzugsweise mit der Schwester, dem Schwager, Freunden und im Verein. Ehefrau Tonja (im Bild) muss auf Unterricht verzichten, Groß sei als Lehrer zu ungeduldig. Foto: Fertsch

Schach spielt Hans Groß vorzugsweise mit der Schwester, dem Schwager, Freunden und im Verein. Ehefrau Tonja (im Bild) muss auf Unterricht verzichten, Groß sei als Lehrer zu ungeduldig. Foto: Fertsch

Emmersweiler. Es gab Zeiten, da konnte Hans Groß den Unterschied "zwischen Senf und Nutella nicht schmecken", wie er sagt. Folge der Chemotherapie, der sich der leukämiekranke Emmersweiler unterziehen musste. Mittlerweile hat er wieder 15 Kilo zugenommen. Er sieht gut aus, als er gestern Vormittag die Haustüre öffnet. "Das Essen zu Hause ist eben was anderes als im Krankenhaus", sagt er. Nachdem für Hans Groß, der zum zweiten Mal an Leukämie erkrankte, wieder ein passender Spender gefunden worden war (wir berichteten), schien die erforderliche Transplantation in greifbare Nähe gerückt. Aber ein Pilz auf der Lunge machte den Eingriff vor Weihnachten unmöglich. Zwar sind die Leukämiewerte mittlerweile gut, berichtet Groß, aber der Pilz ist noch da. Einmal pro Woche muss er sich in der Uniklinik Homburg vorstellen - für den Fall des Falles immer das Übernachtungsgepäck dabei, ein Leben in der Warteschleife.Weihnachten konnte Groß zu Hause verbringen, "das hatte ich mir so gewünscht", mit Baum, gefüllter Pute und Familienbesuch. Auch Silvester feierte er mit Ehefrau Tonja und Tochter Vanessa. Am vergangenen Samstag war volles Haus, Vanessa wurde 14 und hatte neun Kinder zum Übernachten eingeladen. "Ich habe nicht mehr so die Nerven", sagt der 37-Jährige, dennoch findet er es großartig, am Leben teilzunehmen: "Nichts ist mehr so selbstverständlich wie früher." Den Gedanken, je wieder Fußball zu spielen, wird er wohl aufgeben müssen. Dafür spielt er wieder Schach. Seit 1985 ist Groß Mitglied beim SC Aljechin Emmersweiler, den sein Vater mitbegründete: "Wir sind eine schachversessene Familie." Für den Oster-Schachkongress, der neun Tage dauert, hat er immer Urlaub genommen. Im April will er wieder dabei sein, dieses Mal in Wehrden, zwar "nur in der zweiten Mannschaft, die Birne ist löcherig geworden". Aber er wird sich in die erste Mannschaft zurückkämpfen, so wie ins Leben. af

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