Nichts gegen das Zentralabitur

Homburg. In diesem Jahr haben so viele Abiturienten wie noch nie ein Studium begonnen, da in den beiden großen Bundesländern Bayern und Niedersachsen in Folge von G 8 jeweils ein Doppeljahrgang gemeinsam das Gymnasium abschloss. Seit Anfang der Woche sind nun die Hörsäle voll - und nicht wenige mussten draußen bleiben, weil ihre Abiturnote nicht gut genug war

Homburg. In diesem Jahr haben so viele Abiturienten wie noch nie ein Studium begonnen, da in den beiden großen Bundesländern Bayern und Niedersachsen in Folge von G 8 jeweils ein Doppeljahrgang gemeinsam das Gymnasium abschloss.Seit Anfang der Woche sind nun die Hörsäle voll - und nicht wenige mussten draußen bleiben, weil ihre Abiturnote nicht gut genug war. Das hat nun eine Diskussion wiederbelebt, die schon seit Jahrzehnten immer mal wieder aufkommt: Ein für alle Bundesländer gültiges Zentralabitur.

Denn bayrische Schüler, die glauben, beim Abitur strenger benotet worden zu sein als beispielsweise hessische oder niedersächsische, beklagen sich, ihnen sei aufgrund der schlechteren Benotung ein Studienplatz verweigert worden. Deshalb hat der von der bayerischen Wirtschaft initiierte "Aktionsrat Bildung" eine Art bundesweites Zentralabitur für die Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch gefordert. Allerdings stößt dieser Vorschlag nicht überall auf Gegenliebe, auch nicht im Saarland.

Sowohl Bildungsminister Klaus Kessler als auch die Landeselterninitiative lehnten eine für alle Bundesländer zusätzliche gemeinsame schriftliche Abiturprüfung in den Kernfächern ab. "So gut der Vorschlag klingen mag, damit wäre jedoch ein großer pädagogischer und verwaltungsmäßiger Aufwand verbunden und die Abiturienten würden mit zwei völlig unterschiedlichen Prüfungssystemen konfrontiert", heißt es in einer Stellungnahme der saarländischen Eltern. Stattdessen mahnen die Eltern bei der Landesregierung an, sich der "längst überfälligen Überarbeitung der Lehrpläne des achtjährigen Gymnasiums" zu widmen.

Auch in Homburg sind die Meinungen über ein Zentralabitur geteilt. Wir fragten bei den Schuldirektoren der drei Homburger Gymnasien nach, was sie davon halten. "Ich wüsste keine wirklich stichhaltigen Gegenargumente gegen ein bundesweites Zentralabitur", sagt Wolfram Peters, der das Mannlich-Gymnasium leitet. Er findet, dass "eine objektive Vergleichbarkeit der Abschlüsse schon ein wichtiges Thema" sei, zumal es sich später im Studium durchaus auswirke, ob man sein Abitur mit mehr oder weniger Anstrengung bekommen habe. Peters versteht, dass sich Studenten damit ungerecht behandelt fühlten, "vergleichbare Abschlüsse könnten da Abhilfe schaffen." Auch Jürgen Helwig, Direktor am Saarpfalz-Gymnasium ist ein Verfechter des Zentralabiturs, "es zeigt, dass man auf Leistung Wert legt". Allerdings kann er sich derzeit ein bundesweites Zentralabitur nicht vorstellen, "das wäre in der vorgeschlagenen Form eine zusätzliche Belastung für die Schüler." Helwig plädiert dafür, dass in den Bundesländern, die noch kein Zentralabitur haben, die Bildungspolitiker dafür sorgen könnten, "dass ein solches eingeführt wird. So lange dieser Schritt nicht getan ist, braucht man über ein bundesweites Zentralabitur noch nicht zu reden," so Helwig. Helmut Seiwert, der das Gymansium Johanneum leitet, äußerte sich ähnlich: "Im Saarland haben wir ja schon sehr lange das Zentralabitur, also auch einen Vorsprung an Erfahrung." Bei einem deutschlandweiten Zentralabitur stelle sich allerdings das Problem der gleichwertigen Vorbereitung aller Schüler. "Es wäre fatal, wenn bei einem Zentralabitur am Ende ein kleinster gemeinsamer Nenner aus allen Bundesländern zusammenkäme."

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