Nicht mehr nur Kartoffeln statt Liebe: Brunos Einsamkeit ist vorbei

Saarbrücken. Gierig schlängelt sich Brunos rüsselartige Nase in Richtung Kartoffeleimer. Dafür, dass er auf Diät ist, langt der Flachlandtapir aus dem Saarbrücker Zoo ganz schön zu. Nur Süßfrüchte sind gestrichen: "Die machen dick und verursachen faule Zähne", sagt Zoodirektor und Tierarzt Dr. Richard Francke. "Auch wenn Äpfel besonders lecker schmecken

Saarbrücken. Gierig schlängelt sich Brunos rüsselartige Nase in Richtung Kartoffeleimer. Dafür, dass er auf Diät ist, langt der Flachlandtapir aus dem Saarbrücker Zoo ganz schön zu. Nur Süßfrüchte sind gestrichen: "Die machen dick und verursachen faule Zähne", sagt Zoodirektor und Tierarzt Dr. Richard Francke. "Auch wenn Äpfel besonders lecker schmecken."Jetzt wackeln auch Sira und ihre Tochter Saskia herbei. Tierpfleger Andreas Braun hat alle Hände voll zu tun. Abwechselnd schiebt er den schwergewichtigen Tieren Kartoffeln ins Maul. Die Zoobewohner schmatzen fröhlich vor sich hin. Tapire lieben Kartoffeln!Wer glaubt, bei den Tieren handelt es sich um eine Kreuzung aus Schwein und Nasenbär, täuscht sich. "Tapire sind mit den Pferden verwandt", sagt der Zoodirektor. Beide Tierarten sind Unpaarhufer. Fürchten braucht der Mensch sich nicht vor den Flachlandtapiren - sie sind reine Pflanzenfresser. Trotzdem bewegt sich Tierpfleger Braun in ihrer Gegenwart sehr vorsichtig. "Sie sind sehr schreckhaft," warnt er. Wenn ein 300 Kilogramm schweres Tier in Rage gerät, möchte niemand gerne in der Nähe sein.Die Flachlandtapire leben normalerweise in den Regenwäldern Südamerikas. Das ist auch der Grund, warum sie schnell Sonnenbrand bekommen. Schließlich sind sie in ihrem natürlichen Lebensraum meist im Schatten.Dahin bewegt sich jetzt auch Sira mit gemächlichen Schritten. Sie wirkt satt und zufrieden. In ihrer Nähe befindet sich eine große Wasserstelle. Die brauchen Tapire nicht nur zum Baden: "Sie setzen nur im Wasser Kot ab", erklärt der Zoodirektor. Im Moment begnügt sich Sira aber damit, faul im Schatten zu liegen. Tierpfleger Braun ist froh, dass sich die siebenjährige Tapirdame so schnell im Saarbrücker Zoo eingewöhnt hat. Sie ist erst seit einer Woche dort und lebte vorher im Tierpark Herberstein in der Steiermark.Sira soll mit Bruno möglichst viele Jungen zeugen. Das Tapirweibchen kam im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) nach Saarbrücken. Die daran beteiligten Zoos führen internationale Zuchtbücher, um bedrohte Tierarten möglichst koordiniert zu verpaaren. Auf diese Weise wollen die Zoos Inzucht vermeiden. Für Sira kam ein anderes Tapirweibchen aus einem französischen Zoo nach Herberstein.In Saarbrücken ist Bruno nun endlich nicht mehr alleine. Vor drei Jahren starb seine Gefährtin Grossa. Jetzt bekam er gleich doppelt neue weibliche Gesellschaft: Der österreichische Tierpark schickte Siras anderthalbjährige Tochter Saskia mit nach Saarbrücken. "Die Kleine sollte noch nicht so früh von der Mutter getrennt werden," sagt der Zoodirektor.Ganz so unglücklich war Bruno aber wahrscheinlich nicht über seine Einsamkeit: "In freier Wildbahn sind Tapire Einzelgänger," erklärt Zoodirektor Francke. Trotzdem glaubt er, dass es zwischen den beiden klappen wird: "Wenn die erstmal in Fahrt kommen, ist das mit der Paarung kein Problem mehr."

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