"Nicht das Glück der vergangenen Jahre"

Herr Rehlinger, die Saison ist für den KSV Köllerbach fast ungewohnt früh im Halbfinale beendet. Wie fällt Ihr Saisonfazit aus? Hilmar Rehlinger: Das Fazit fällt zufrieden stellend aus. Unser Ziel war es, das Halbfinale zu erreichen, was wir auch geschafft haben. Mehr hatten wir eigentlich aufgrund der Stärke der anderen Mannschaften auch nicht anvisiert

Herr Rehlinger, die Saison ist für den KSV Köllerbach fast ungewohnt früh im Halbfinale beendet. Wie fällt Ihr Saisonfazit aus? Hilmar Rehlinger: Das Fazit fällt zufrieden stellend aus. Unser Ziel war es, das Halbfinale zu erreichen, was wir auch geschafft haben. Mehr hatten wir eigentlich aufgrund der Stärke der anderen Mannschaften auch nicht anvisiert. Das vom Vorstand ausgegebene Saisonziel wurde erreicht. Doch war die Art und Weise des Ausscheidens nicht etwas enttäuschend?Rehlinger: Sicher war die Art und Weise enttäuschend. Man muss aber sagen, dass sich am Anfang der Saison Georgi Sredkov verletzte, der uns die gesamte Saison nicht zur Verfügung gestanden hat. Yannick Szczepaniak hat nicht die Erwartungen erfüllt, die wir anhand seiner Erfolge als Europameisterschafts- und Olympia-Fünfter in ihn gesetzt haben. Und dann kam unsere Polen-Krise dazu. Radoslaw Marcinkiewicz stand im Halbfinale nicht zur Verfügung, Trotz intensiven Bemühungen unsererseits haben ihn die polnischen Nationaltrainer nicht freigegeben. Vor der Runde müssen wir immer eine Verpflichtung gegenüber den ausländischen Verbänden abgeben, dass wir die Sportler für Meisterschaften und Lehrgänge freizustellen haben. Das war hier der Fall. Der Sportler wollte offensichtlich, durfte aber nicht. Die Leistung von Sylwester Charzewski und Marek Szustek waren im Halbfinale auch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.Warum wurde Marcinkiewicz beim Rückkampf nicht freigegeben? Rehlinger: Die polnische Nationalmannschaft bereitete sich auf kommende Turniere vor, und er musste deswegen mit in ein Trainingslager reisen. Auf unseren Vorschlag, dass der Athlet in das vierwöchige Trainingslager nachreist, sind die Trainer nicht eingegangen. Wie blicken Sie auf Ihre Personalpolitik vor dieser Saison zurück?Rehlinger: Wir hatten nicht das Glück der vergangenen Jahre. Radoslaw Marcinkiewicz fehlte in den entscheidenden Kämpfen. Sylwester Charzewski und Marek Szustek zeigten in der laufenden Runde gute Kämpfe. Hätten sie diese Leistungen auch im Halbfinale durchgezogen, wäre das in Ordnung gewesen. Yannick Szczepaniak hat enttäuscht. Das lag vielleicht auch an seiner Verletzung zu Beginn der Saison. Er ist im Kommen und wurde am vorvergangenen Wochenende französischer Meister. Bei ihm sind wir am Überlegen, ob er ihn der nächsten Saison nochmals eine Chance erhält. Gibt es schon Neuverpflichtungen für die nächste Saison?Rehlinger: Neuzugänge kann ich noch keine vermelden. Wir haben bereits Gespräche geführt, die jedoch vorrangig aus finanziellen Gründen zu keinem Erfolg führten. In der kommenden Saison müssen vier Deutsche - dabei muss einer jünger als 23 Jahre sein - und wenn das nicht der Fall ist, eben fünf Deutsche, auf der Matte stehen. Das Problem ist, dass deutsches Mittelmaß gleiche Forderungen wie europäische Spitze hat. In welchen Gewichtsklassen schauen Sie sich verstärkt um? Rehlinger: Vorwiegend haben wir noch in der griechisch-römisch-Linie Bedarf. Und eben in 84 Kilo Freistil. Wie sieht es mit Abgängen aus?Rehlinger: Eine Weiterverpflichtung von Marcinkiewicz wird nicht mehr in Frage kommen. Alles Weitere ist offen. Ein Vereinswechsel liegt mir bisher noch nicht vor. Wer bleibt definitiv?Rehlinger: Vladimir Togousov wird in der kommenden Saison die 57 Kilo Freistil ringen. Venelin Venkov, Ismail Redzhep und Dimitar Kumchev haben ebenfalls unterschrieben. Auch Georgi Sredkov geben wir eine Chance. Außerdem gehe ich davon aus, dass unsere deutsche Riege Konstantin Schneider, Jan Fischer, Timo Badusch und Andriy Shyyka bleiben wird.Sie verfügen im Gegensatz zur Konkurrenz nur über einen kleinen Kader. Dadurch können Sie kaum Ausfälle kompensieren - was Ihnen dieses Jahr zum Verhängnis wurde. Ist hier nicht ein Umdenken notwendig? Rehlinger: Aus finanziellen Gründen haben wir keinen Handlungsspielraum. Wir werden auf einen Kader zurückgreifen, den wir gezielt mit unseren Nachwuchsringern wie etwa Manuel Pitz, Erdi Dincay oder Kevin Arend verstärken. Einen größeren Kader können wir uns einfach nicht leisten. Sie klagten bereits vor der Saison darüber, dass der KSV Köllerbach "als Aushängeschild der Sportstadt Püttlingen nicht die sport- und finanzpolitische Anerkennung der kommunalen Ebene findet". Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern? Rehlinger: Es ist bekannt, dass die Stadt Püttlingen hoch verschuldet ist. Finanzielle Unterstützungen der Vereine sind daher nur beschränkt möglich. Eine Unterstützung könnte etwa durch den Erlass von Hallenmieten, insbesondere für das Kinder- und Jugendtraining, und den Erlass der Getränkeprovision erfolgen. Dies wurde uns auch schriftlich nach dem Gewinn der Meisterschaft 2007/2008 in Aussicht gestellt, aber bisher nicht eingetroffen. Das sind alles kleine Summen, die dem Verein aber im Gesamten helfen und die Stadt dafür nichts zahlen muss. Des Weiteren könnte uns der Bauhof der Stadt bei Transporten, Auf- und Abbaumaßnahmen unterstützen. Klare Konturen bei der Verteilung von finanziellen Zuwendungen an die Vereine sind schwer nachvollziehbar. Der KSV kann nur neidvoll auf die finanziellen Unerstützungen anderer Vereinen wie Luckenwalde, Neuss, Freiburg, Weingarten oder Aalen durch die Stadtverwaltungen schauen, die zwischen 20 000 bis 50 000 Euro betragen. Wie sind Sie mit den Zuschauerzahlen zufrieden? Rehlinger: Mit den Zuschauerzahlen bin ich sehr zufrieden. In der regulären Runde lag der Zuschauerschnitt bei rund 500 Personen. In den Playoffs waren es deutlich mehr. Gegen Anger besuchten rund 900 und gegen Weingarten etwa 1200 Zuschauer die Kämpfe. Wie bewerten Sie den neuen Modus in der Bundesliga mit nur noch zwei Staffeln? Rehlinger: Die Modusänderung war notwendig. Die Rundenkämpfe sind von 14 auf 18 gestiegen. Dadurch sind Mehrkosten angefallen, da die Athleten pro Kampf bezahlt werden. Durch die vielen Kämpfe steigt die Verletzungsgefahr erheblich. Aufgrund unseres kleinen Kaders war das nicht unbedingt zu unserem Vorteil. Kämpfe gegen Seeheim oder Freiburg waren nicht unbedingt von großem sportlichem Wert. Sind nicht noch weitere Änderungen vonnöten, um die Liga attraktiver zu machen?Rehlinger: Den Verantwortlichen des Deutschen Ringer-Bundes fallen immer wieder Neuerungen ein. Doch in diesem Fall ist ihnen offensichtlich noch nichts eingefallen. Wir haben in unserer neu gegründeten Ringer-Gemeinschaft DL Ringen (Zusammenschluss mehrerer Vereine aus erster und zweiter Ringer-Bundesliga, Anm. d. Red.), Beiträge erarbeitet, die aber keine Beachtung fanden. Der Verband lehnte unsere Vereinigung von Anfang an ab. Mit welchem Etat planen Sie für die neue Saison?Rehlinger: Unser Etat ist in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben. Er liegt bei etwa 250 000 Euro. Ob wir diesen Betrag wieder zusammenbekommen, steht noch in den Sternen. Aufgrund des Transferschlusses am 31. Mai müssen mit den Sportlern und parallel dazu mit den Sponsoren Gespräche geführt werden. Alle Lizenzen sind bis zu diesem Zeitpunkt dem Deutschen Ringer-Bund vorzulegen. Wir können zwischen und während der Runde keine neuen Sportler verpflichten. Kann der KSV mit diesen begrenzten Möglichkeiten nächstes Jahr und auf Dauer überhaupt in der Spitze bestehen? Rehlinger: Das kann man nicht vorhersagen. Ich hoffe es. Der Vorstand ist bemüht, eine gute Mannschaft auf Grundlage einer soliden Finanzierung zusammenzustellen.

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