Nicht brav und blond, sondern aufmüpfig

Neunkirchen/Homburg · Spaß am Lesen will er wecken. Deshalb schafft Heinz Günnewig ungewohnte Zugänge zu guter Kinder- und Jugendliteratur. Beispielsweise mit Kalendern, die Kinder sich auf den Schreibtisch stellen. Aktuell hat Günnewig „Alice im Wunderland“ im Fokus. Schüler in den Kreisen Neunkirchen und Saarpfalz profitieren davon.

. Er hieß eigentlich Charles Lutwidge Dodgson, war in Oxford Mathematik-Dozent, Fotograf sowie Diakon der anglikanischen Kirche. Und er hatte eine unglaublich präzise Handschrift. Weltberühmt wurde der Brite unter seinem Künstlernamen Lewis Carroll. Vor 150 Jahren schrieb er fantastische Geschichten in ein kleines, 90-seitiges Büchlein. Das schenkte er der zwölfjährigen Alice, einer Tochter seines Dekans, die er schon oft getroffen und mit einer wuchtigen Kamera fotografiert hatte. Bekannte drängten ihn, die Geschichten drucken zu lassen. So geschah es, und schnell wurde "Alice im Wunderland" zu einem ganz großen Erfolg der Kinder- und Jugendliteratur.

Seither wurde das Buch in viele Sprachen übersetzt. Es gibt etliche Verfilmungen. Walt Disney machte aus Alice dann eine putzige, bildschöne Gestalt mit langen blonden Haaren. "Die wirkliche Alice hatte kurze, schwarze, wirbelige Haare und drückte damit schon das Aufmüpfige aus", stellt Heinz Günnewig dem entgegen.

In seinem Kalenderprojekt geht es um dieses freche, manchmal sogar brutale Mädchen, das in eine fiktive Welt eintaucht und dort Gestalten wie den verrückten Hutmacher, die Herzkönigin oder die Grinsekatze erlebt. 1000 Exemplare ließ Günnewig drucken. Viele dieser Kalender (ISBN 978-99959-839-0-1, 15 Euro) hat er mit Unterstützung von Sponsoren an Schulen in Neunkirchen, Lebach und Homburg gegeben.

Der in Luxemburg lehrende Professor geht auch in den Unterricht. Diese Woche war er in Homburg unterwegs, traf Schüler im Johanneum und im Saarpfalz-Gymnasium. Celina Pirrung aus der 10b: "Bisher kenne ich ,Alice im Wunderland' nur aus dem Film mit Johnny Depp." Mit diesem "spannenden und lehrreichen Vortrag" habe sie jetzt "viel mehr erfahren über früher und heute und über die Literatur allgemein".

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Zur Person Heinz Günnewig erblickte das Licht der Welt in der Kreisstadt Höxter im Weserbergland. Schon in jungen Jahren kam er mit seinen Eltern ins Saarland. Er lebte lange Zeit in Landsweiler-Reden und jetzt schon viele Jahre in der Kreisstadt Neunkirchen. Hier war er Rektor der Bachschule. Parallel dazu arbeitete er an der Pädagogischen Hochschule. Nach der Gründung der Universität Luxemburg im Jahr 2003 erhielt er von dort einen Ruf als Professor. Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ist die Kinder- und Jugendliteratur. mk

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