Nicht bloß "fer deheem rum"

Bosen. Mit dem Prädikat "Mundarttext des Monats" wird im Dezember 2011 das Gedicht "fer deheem rum" der Zweibrücker Schriftstellerin Barbara Franke gewürdigt. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt

 Barbara Franke Foto: privat

Barbara Franke Foto: privat

Bosen. Mit dem Prädikat "Mundarttext des Monats" wird im Dezember 2011 das Gedicht "fer deheem rum" der Zweibrücker Schriftstellerin Barbara Franke gewürdigt. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Das Gedicht wurde ausgewählt, weil es sich in einer sprachlich und inhaltlich sehr gelungenen Art und Weise eines zutiefst menschlichen Verhaltensmusters, dem des Aufhebens der guten Sachen für irgendwann später, annimmt.Über den ausgewählten Text schreibt die in Wadern lebende Schriftstellerin Karin Klee: Man merkt es schon, wenn jemand weiß, wovon er schreibt. Bei Barbara Franke, Jahrgang 1944, Pädagogin, die während ihres Berufslebens sowohl als Lehrerin, wie auch in der Sozialforschung und der Erwachsenenbildung tätig gewesen ist, gibt es kein Vertun: Hier meldet sich eine zu Wort, die etwas sagen und erzählen kann. Kein Wunder also, dass der für den Dezember von der 'bosener gruppe' ausgewählte Text "fer deheem rum" der Zweibrückerin bereits beim Sickinger Mundartdichter-Wettstreites 2011 im Pfälzischen Walllhalben (Verbandsgemeinde) mit dem ersten Platz in der Sparte Lyrik ausgezeichnet wurde.

Klartext gedichtet

Dieses Gedicht lebt. Es lebt vor allem deshalb, weil hier offen und unverblümt Klartext gedichtet wurde. Es geht um die Dinge, die man hat und schont, weil es da noch ältere Teile gleicher Art gibt, die zum Wegwerfen zu schade sind. Stück für Stück, Strophe für Strophe nähern wir uns den dramatischen Höhepunkt des Textes: Einem Sturz, hervorgerufen durch alte Gewohnheiten, ausgetragene Kleidung und betagte Glieder, der einen plötzlich aus allem Altvertrauten und Liebgewordenen im "deheem" herausreißt. Am Ende bleibt nur noch der gedanklich nüchterne Blick auf die Dinge, die ungebraucht, also wie neu, weiter zuhause auf Verwendung warten. Das eben ist echtes Leben richtig verdichtet. red

Fer deheen rum

Von Barbara FrankeFer deheen rum

e bissche verschoss

e Handbreet ze lang

nimmi mei Farb

mei alder Rock

fer deheem rum geht's

die Gläser vekratzt

die Bichel veboo

fer mei Aue ze schwach

die ald Brill

fer deheem rum geht's

de Henkel vebroch

querdorch e Schprung

die Bliemcher veblasst

mei aldi Tass

fer deheem rum geht's

die Hand um die Tass

verknoddelt die Fieß

im Zippel vum Rock

die Stuf net gesiehn

nimmi deheem

de scheen nei Rock

es Sunndaachsgescherr

die Superbrill

deheem im Schrank

ganz alleen

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